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Chinchilla

London, Underground. Chinchilla, benannt nach einem süßen Nagetier aus Peru, kurz Chin, hat nichts mit der schwäbischen Metal-Band gleichen Namens am Hut. Einen voluminösen gelben Hut gräbt sie für ihr schräges Vintage-Video "The Getdown Lockdown" aus, gedreht in einem unterirdischen Verließ mit einem fahlen Strahl Licht. Die Singer/Songwriterin schaut aus wie eine Voodoo-Zauberin, tanzt eruptiv, trägt eine Nickelbrille mit mal erdbeerroten, mal currygelben Gläsern. Buchstaben in einer Cowboy-Western-Schriftart zappeln wie bei einem Stromausfall, die Elektrizität reicht aber noch für den Tracknamen. Chinchilla kriecht im Clip auf dem Boden, zieht sich eine Gasmaske auf. Ein böses Stück gegen Social Distancing und hysterische Virus-Angst, vielleicht nicht für jede sensible Seele geschmackvoll.

Die heute 27-Jährige ist aber keine, die gerne Rücksicht nimmt oder ihr Publikum in Watte bettet. Unvorhersehbar springt sie in Konzerten zwischen Alternative Rock und funky Grooves, Klavierballade und Country, Electroclash und Offbeat-R'n'B. Als abgefahrenes Bühnenmonster prägt sie sich ein, ihre Shows vergisst man nicht. Sie enthalten knappe Ansagen in lakonischem Galgenhumor, selbstironische Gesten, seltsame aus der Zeit und aus jedem Trend gefallene Outfits. Nachdem Chinchilla 2019 viral ging, machte ihr Corona erst einmal einen Strich durch die Rechnung. Debütalbum gibts bis heute keines. Mit ihrer visuellen Präsenz erobert sich Chin aber kräftige Followerschaften auf Social Media.

Um ihre Identität macht sie einen ziemlichen Geheim-Hype, Interviews gibt sie so gut wie keine, behält die Kontrolle über ihr Image. Bekannt ist nur, dass sie Beyoncé, Lizzo, Amy Winehouse, Freddie Mercury, Etta James - also nur große Stage Animals - zu ihren Einflüssen zählt. Sie nennt sie 'Chinfluences'. 2024 wird ihr Jahr, denn der Musikindustrie fehlen zwei Dinge ganz besonders: ein wirkliches neues Musikgenre, und freche Artists, die auf Konventionen pfeifen.

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