laut.de-Biographie
Nick Mason's Saucerful Of Secrets
"The Heartbeat Of Pink Floyd" – nachdem sich Ex-Kollege Roger Waters im Laufe seiner Solotourneen beinahe jeden (un)möglichen Ehrentitel von "Creative Genius" bis "Creator Of The Golden Years" angeeignet hat, passt der spätere Soloclaim des Pink Floyd-Schlagzeugers wie Arsch auf Eimer. Immerhin gibt Nicholas Berkeley Mason seit Bandgründung 1965 den Takt an und übersteht dabei den Niedergang Syd Barretts, den Rausschmiss Richard Wrights und mit dem Gilmour-/Waters-Zwist eine der schmutzigsten Scheidungen der Rockgeschichte.
Als einziges Pink Floyd-Mitglied ist er an allen 15 Studioalben beteiligt – und all das nur, weil sich ein hochnäsiger Architektur-Kommilitone namens Roger Waters einst sein Auto zu borgen gedachte.
Auch in den Jahren nach dem Floydschen Schwanengesang in Form von "The Endless River" ist Nick Mason sowohl mit David Gilmour als auch Roger Waters "on good terms". Es spricht zweifelsfrei für seine Gutmütigkeit.
Mit einer Mischung aus selbiger und einer guten Portion britischen Humors hält er in Interviews auch weiterhin die Hoffnungen auf eine Livereunion der verbleibenden drei Musiker aufrecht – wohlwissend, dass die Grabenkämpfe zwischen seinen Kollegen längst unüberwindbar sind.
2018 endlich kanalisiert er seinen Bühnendurst mit der Gründung einer neuen Band: Nick Mason's Saucerful Of Secrets. Benannt nach dem zweiten Studioalbum Pink Floyds macht der Titel klar: Es geht zurück zu den psychedelischen Wurzeln der Gruppe. Masons Ziel: Die Barrett-Ära und die anschließenden, vor dem großen Dark Side-Durchbruch erschienen Alben auf die Bühnen der Neuzeit zu transportieren. Wer braucht schließlich schon eine dritte Konkurrenzversion von "Comfortably Numb"?
Neben Mason selbst umfasst die Gruppe Floyd-Livebassist Guy Pratt (Studiobassist für Madonna, Michael Jackson und weitere), Spandau Ballett-Gitarrist und -Songwriter Gary Kemp, Ex-Blockhead Lee Harris sowie Keyboarder Dom Beken. Nach einem kurzen Testlauf durch Londoner Pubs folgen 2018 und 2019 Europa- und US-Tourneen, 2020 schließlich das Album "Live At The Roundhouse".
Die Tracklist umfasst unter anderem die in der floydschen Frühphase ausgiebig gefeierten Longtracks wie "Atom Heart Mother" und "Set The Controls For The Heart Of The Sun", doch auch psychedelisches Barrett-Kleinod findet seinen Weg ins Set – und nicht selten zum ersten Mal überhaupt auf eine Bühne.
Auch mit Anfang 80 wird Nick Mason der neugewonnen Livelust augenscheinlich nicht überdrüssig: Im Kontrast zu immer gleichen Coverband-Setlists mit Fokus auf die klassischen 70er-Alben haben die Saucers nicht nur einen Unique-Selling-Point gefunden, sondern erlauben sich und dem in der Frühphase deutlich percussionlastiger trommelnden Mason auch wieder ein bisschen Live-Improvisation.
Allerspätestens mit dem 2022 in die Setlist rutschenden Koloss "Echoes" fressen Floyd-Fans auf dem ganzen Globus dem Quintett aus der Hand. Nick Mason's Saucerful Of Secrets: Eine psychedelische Liebesgeschichte, die noch nicht auserzählt ist.
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