Porträt

laut.de-Biographie

Paul Roland

Postpunk und Gothic sind ein weites Feld. Allzu gern lokalisiert man ihren Ursprung in Joy Division oder Bauhaus. Der Name Paul Roland ist trotz geringeren Bekanntheitsgrades jedoch genau so essentiell. Das brachialere Element der genannten Kollegen indes ist dem Engländer absolut fremd. Nahezu jeder einzelne der nicht gerade wenigen Songs ist eine Shortstory. Elegant serviert mit den Mitteln des Folk, des Rock und der Psychedelia.

Paul Roland - Bates Motel Aktuelles Album
Paul Roland Bates Motel
"When you're dead, life is just a bitch."

Rolands Musik wirkt stets ein wenig, als hätte sie sich versehentlich verlaufen und dabei im Jahrhundert geirrt. Als echter Geschichtenerzähler erinnern seine Songtexte eher an E.A. Poe, H.P. Lovecraft oder in ironischen Momenten an Oscar Wilde. Bereits 1979 bringt er den für die gerade erst keimende Szene den Grundstein "Werewolves Of London" heraus. Das lykanthrope Liedchen erscheint nahezu parallel zu Bauhaus Vampirhymne "Bela Lugosi's Dead". Beide Spezies rangen ja schon immer um die Vorherrschaft im Gruselkabinett.

In den folgenden Jahren erweist sich das künstlerische Los des einflussreichen Geheimtipps als Segen und Fluh gleichermaßen für den zurückhaltenden Musiker. Analog zum Schicksal anderer Wegbereiter wie etwa Tommi Stumpff, die frühen Stooges oder Velvet Underground inspiriert und beeinflusst Roland zwar nicht gerade wenige Musiker und Musikliebhaber. Der melodische Reichtum seiner Lieder, gepaart mit hochliterarischer Sprache bringt er auf Alben wie "Danse Macabre", "Duel" oder "The Roaring Boys" zur vollen Blüte.

Er selbst jedoch bleibt zumindest in der britischen Heimat weitgehend unbekannt, hat auch besonderes Pech bei der Auswahl meist überfordert agierender Labels. Nebenbei arbeitet der Ausnahmesongwriter somit als Musikjournalist. 1997 reicht es dem Pionier mit dem unsteten Musikgeschäft. Er wirft den Bettel samt Gitarre hin und widmet sich ganz der Familie und dem Schreiben von Büchern. Die Zweitkarriere als Autor von Fantasy-Romanen und Sachbüchern verschafft ihm endlich den gewünschten - auch finanziellen - Erfolg. Doch Roland ist als echter Komponist und Bühnentier mindestens ebenso ein Getriebener wie die sinistren Gestalten seines Note gewordenen Kuriositätenkabinetts.

Entsprechend enthusiastisch kehrt er 2004 zurück und veröffentlich ein Kleinod nach dem anderen. Auch in der Musikszene hat er nun endlich den Status eines Elder Statesman des Postpunk, einer Ikone des Gothic inne. Besonderes Augenmerk verdient sein 2013 erscheinendes Album "Bates Motel". Die Platte entstand bereits 1985 und war als Kollaboration Rolands mit den VU'lern Nico und Sterling Morrison geplant. Das Projekt zerschlug sich jedoch. Fast 30 Jahre später nimmt die männliche Kate Bush (O-Ton von Robyn Hitchcock) die LP endlich im Alleingang auf und präsentiert die gewohnt ausgeklügelten Stücke dem dankbaren Publikum.

Alben

Surftipps

  • Paul Roland

    offizielle Webpräsenz

    http://http://www.paulroland.de/

1 Kommentar

  • Vor einem Jahr

    sagen wir mal: Interessanter Mann... Bates Motel ist in seiner Art (siehe gelungene Rezi) superb, ansonsten kenn' ich nur noch In Memoriam, das tolle Lieder enthält, mir z.T. aber doch a bisserl abseitig ist... Schade dass laut.de die Tonnen an neueren Scheiben ignoriert - schickt sie mir, ich mach das dann ????