laut.de-Biographie
Pierre Henry
So Kinners, nun lasst uns mal für das Empfinden eines Normalsterblichen gaaaaanz weit zurück blicken und zwar ins Jahr 1950. Am 22.1.1950 wird in Deutschland die Lebensmittelrationierung aufgehoben und auch Treibstoff ist in jeder gewünschten Menge erhältlich.
Das Konzert am 18. März selbigen Jahres im Saal der Ecole Normale De Musique hört zwar nur ein relativ kleiner Kreis von Menschen. Aber auf die Musikwelt hatte das Ereignis dennoch großen Einfluss. An diesem Tag wollen drei junge Männer, Pierre Schaeffer, Jaques Poulin und eben Pierre Henry, die Musik revolutionieren. Es ist die Geburtsstunde der "Musique Concrete".
Im Gegensatz zu gängigen Musikstücken fehlt hier die Partitur. Klangcollagen werden über-, unter- und nebeneinander gesetzt und zum Gesamtbild aufgebaut. Das Equipment muss man sich in etwa wie die Ausstattung der Raumpatrouille Orion vorstellen. Schieber, Regler und allerlei komisch anmutendes Zeugs, mit dem zuvor eher Froschschenkel zubereitet wurden, als dass man damit hätte Musik machen können.
Henry, Jahrgang 1927 (9. Dezember), studierte von '37 bis '47 am Pariser Konservatorium, schrieb Instrumentalwerke, arbeitete ganz profan als Orchestermusiker und begann schon bald, mit Technik herum zu experimentieren.
Er war einer der ersten Musiker, die elektronische Hilfsmittel in ihr Schaffen einbezogen. Das Geld, das er sich mit Arbeiten für Künstler und der Vertonung von Ballettstücken verdiente, steckte er in die Entwicklung "neuer elektroakustischer Produktionstechniken". Ohne Untertreibung kann man behaupten, dass Henry somit der modernen elektronisch generierten Musik den Weg geebnet hat. Manche sprechen auch vom "Vater des Techno".
Wie es bei Pionieren oftmals der Fall ist, geriet Henry bald in Vergessenheit. Das, was in den 50ern und 60ern revolutionär war, gehörte schon in den 80ern zum Alltag und wurde in den 90ern schließlich von der Popkultur gänzlich vereinnahmt. Sequenzer und Co. machten die Techniken, die Henry mitentwickelt hatte, kompatibel für den Alltagsgebrauch.
Aber die Enkelgeneration entdeckt den Großvater von Neuem. 2000 erscheint ein Album mit Remixen bekannter Künstler und auf einmal steht Henry wieder im Rampenlicht und führt - nach längerer Abstinenz - wieder eigene, neue Werke auf.
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