laut.de-Biographie
Rausch
"Wenn eine Band Rausch heiß, bringt sie das automatisch mit Drogen in Verbindung. Aber dafür bist du dann das Idol aller Kiffer, und von denen gibt's ja genug", erzählt Schlagzeuger Wolly Düse mit einem Augenzwinkern über einen Namen, der zwar zum Markenzeichen wurde, den engültigen Durchbruch seiner Combo letztendlich aber verhinderte.
Düse, Peter Sarach (Gesang), Eddy van Helder, M.T. (beide Gitarre) und R. Le Ukel (Bass) kommen 1987 in Köln zusammen. Den ursprünglichen Namen Mush And The Room wandeln sie nach einem Indienaufenthalt in Rausch um. Nach eigenen Angaben treffen sie dort auf LSD-Guru Timothy Leary, der ihnen zum Namenswechsel rät.
Musikalisch zeigen sie sich von Anfang an vielseitig. Ihre Wurzeln liegen zwar im Rock, aber sie nehmen auch Country-, Punk- und Popelemente in ihre Stücke hinein. 1989 ergänzen sie die Lineup mit der Geigerin Anne Stephenson und nehmen ihr Debüt "Rausch" auf. Mit "Suicide Is Allright" und "It's A Beautiful Day" enthält es zwei ihrer bekanntesten Stücke, das rosane Cover ziert ein Bild von Schloss Neuschwanstein.
Nach einer Tour als Opener für B-52's und Auftritten bei verschiedenen Festivals unterschreiben sie 1990 einen Major-Vertrag bei Polydor. Ihre ersten neuen Veröffentlichungen fallen eher unkonventionell aus: "El Tiempo Es Un Queso Camembert" besteht aus einem zwanzigminütigen Stück, einem Spruch Timothy Learys und einem Camembert, "Indi(A) Collection" ist eine Sammlung an sechs Vinyl-Singles, die weitgehend Stücke des ersten Albums enthält. Bei so viel Extravaganz ist es nicht verwunderlich, dass F.M. Einheit auf dem Zweitling "Glad" (1991) mitwirkt.
Bis 1994 läuft der Rausch auf Hochtouren. Es folgen die Alben "Good Luck" (1992) und "Massive" (1994), die "Get Stoned"-Tour von 1991 ist auch außerhalb Deutschlands erfolgreich, sie treten mit Nirvana und Sonic Youth auf. Kultstatus bringt ihnen ihr T-Shirt mit der Aufschrift "Keine Macht den Doofen", das eine Anti-Drogen-Kampagne der Bundesregierung auf den Arm nimmt. Zwar setzt sich das Bundesgesundheitsministerium mit einer Unterlassungsklage durch, die Raubkopien sind aber noch Jahre lang zu sehen.
Mit ihrem Umzug nach Berlin und dem Album "Massive" beginnt eine schwierige Phase: Das Label ist wenig darüber begeistert, dass das Cover und alle Merchandising-Produkte aus Hanf bestehen, und verlängert den bestehenden Vertrag nicht. Die Band feuert das Management und muss sich mit dem Abgang verschiedener Mitglieder beschäftigen. Sänger Sarach und Schlagzeuger Düse sind schließlich die letzten, die von der Ursprungsformation übrig bleiben. Zwar folgt auf "On" (1996) eine ausgiebige Tour, anschließend lösen sich Rausch aber faktisch auf und geben in den folgenden Jahren nur noch vereinzelte Konzerte.
Sarach und Düse gründen in dieser Zeit die Combo Cowboys On Dope. "Mit ihrem Programm, bestehend aus Songs von Liebe, Rausch und Wahnsinn, Eigenkompositionen, erlesenen Country-Perlen und Psychoversionen der Hits von gestern für morgen begeistern sie regelmäßig ein 'breites' Publikum", berichten sie über sich selbst auf ihrer Homepage. Mit "High Noon" veröffentlichen sie 2003 auch ein Album.
2001 wagen Sarach und Düse mit Thorsten Dohle (Gitarre) und Jochen Rohde (Bass) einen Neuanfang unter dem alten Namen. Nach zahlreichen Liveauftritten veröffentlichen sie im April 2004 "Flashback 2004-1989", das neben altem Material sechs neue Lieder enthält. Auch fünfzehn Jahre nach ihrer ersten Scheibe bleiben Rausch ihrer Unkonventionalität treu: Die Stücke sind zwar chronologisch angeordnet, beginnen aber unüblicherweise beim neuesten und enden beim ältesten.
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