laut.de-Biographie
Reptile Youth
In Zeiten, in denen Sicherheitsdienste das Crowdsurfing auf großen Festivals nach einer Verwarnung mit Platzverweisen ahnden, kommen die für alle Beteiligten nicht ganz ungefährlichen Konzerte des dänischen Duos Reptile Youth einer Konterrevolution gleich.
Wenn Sänger Mads Damsgaard Kristiansen durch die Zuschauerreihen pflügt, wie Iggy Pop über Arme und Köpfe hinwegsurft und wie Campino oder Dennis Lyxzen auf der Bühne herumturnt, wähnt man sich für einen Moment durchaus inmitten der längst historischen Punk-Explosion, wenngleich die Band dann doch eher wahlweise nach dem schwitzigen Elektro-Rock von Justice oder dem poppigen Post-Punk von LCD Soundsystem klingt.
Reptile Youth – 2009 in Kopenhagen gegründet - verkörpern eine neue dänische Musikergeneration. Kristiansen und sein musikalischer Partner Esben Valløe gehen deutlich auf Abstand zu der harmonischen Folklore und dem kühlen Understatement Skandinaviens. Sie orientieren sich lieber am energischen Drive, dem trockenen Minimalismus und der digitalen Hipness aus New York, London oder Berlin.
Ihre Landsmänner von WhoMadeWho operieren ähnlich, nur noch eine Spur zurückgelehnter, ironischer. "Reptile Youth ist ein Aufstand, ein Traum, eine Fick-Dich-Bewegung des 21. Jahrhunderts", sagt die Band selbst über sich. So hyperventilierend, groggy und gleichsam catchy klingt sie auch. Kein Wunder also, das die erste Single "Speeddance" ähnlich hemmungslos auf Randale gebürstet ist wie sonst nur Dance-Punk der Acts des Hamburger Labels Audiolith.
"Dance as if your hands were on fire / … Dance as if the floor was on fire." Den Text des Songs kann man getrost vergessen, gleichwohl stellt er eine Art Band-Manifest dar: Reptile Youth verstehen sich in erster Linie als ekstatisches, extrem physisches Live-Ereignis. Als Vulkanausbruch. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum, das im Herbst 2012 erscheint, fängt diese Energie ein – ansatzweise.
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