laut.de-Kritik
Eine Art Bonaparte-Klon, abzüglich all des sexy-bunten Klamauks.
Review von Christoph Dorner"Dance as if your hands were on fire / Speed dance / Shake your shirt like a hummingbird / Speed dance / Dance as if the floor was on fire" - den Text der Single "Speeddance" kann man getrost vergessen. Viel wichtiger ist: Diese hyperventillierende, scheinbar aus dem New York des Jahres 2003 ins Jetzt gebeamte Dance-Punk-Nummer ist für Reptile Youth so etwas wie ein Band-Manifest, eine mit dem eigenen Blut unterschriebene Selbstverpflichtung zur Raserei.
Schließlich hat sich das Duo aus Kopenhagen noch vor der Veröffentlichung eines Albums bereits mit extrem physischen, in ihrem Ritus gen Hardcore-Disco tendierenden Live-Shows in Europa einen Namen gemacht. Das selbstbetitelte Debüt, in London von Dave M. Allen und Mark Ralph prominent produziert, solle genau den Wahnsinn und die Dynamik der Konzerte abbilden, sagt Kasper Bjørke, einflussreicher dänischer Produzent und Co-Manager der Band.
Dieser Energietransfer gelingt bei den zehn schwitzigen Songs in der Tag noch ganz ordentlich, wenngleich man trotz der kraftstrotzenden Post-Punk-, Rock- und Synthie-Verweise in erster Linie das Gefühl hat, einer gar nicht mal so untergrundigen Pop-Band zuzuhören. Hier sind sich Reptile Youth und ihre dänischen Landsmänner von WhoMadeWho dann doch ziemlich ähnlich.
Im Zweifel sind auch sie lieber stromlinienförmig und catchy als sonderlich innovativ oder auf einen historischen Referenzpunkt abzielend. Ihr Album wird so zu einem Crossover-Gemischtwarenladen. "Black Swan Born White" oder "Be My Yoko Ono" sind post-punkige Electro-Pop-Songs, denen das explosive Momentum fehlt. In "Morning Sun" steckt eigentlich der alte Flaschengeist Britpop.
"A Flesh In The Forest" gniedelt einen Lagerfeuer-Blues der White Stripes nach, und in "Heart Blood Beat" pfeift die Band über böllernde Electro-Beats. Das Songwriting ist dabei recht limitiert, es fehlen die genuinen Melodien, die unwiderstehlichen Bassläufe, die überraschenden Bridges und Breaks, die eine Band wie The Rapture zu bieten hat. Auch der sich überschlagende Gesang von Mads Damsgaard Kristiansen mit der oftmals zugeschalteten, kieksenden Kopfstimme kann einem schnell auf die Nerven gehen.
So sind Reptile Youth letztlich so ein bisschen wie die hyperaktivitätsgestörte Zirkustruppe von Bonaparte - abzüglich all des sexy-bunten Klamauks. Und da bleibt musikalisch dann schließlich auch nicht mehr allzu viel übrig.
1 Kommentar
Bullshit... Wo sollen denn hier bitte Parallelen zu Bonaparte bestehen. Dämlicher Vergleich.