laut.de-Biographie
Rodney Crowell
Amerikas Country-Szene besteht nicht nur aus klischeehaft Wildwesthut tragenden Klampfern, sondern hat im Lauf der Jahrzehnte eine Menge herausragender und vor allem vielseitiger Künstler hervorgebracht.
Die stehen oft zwar nicht so leuchtend im Rampenlicht wie zum Beispiel ein Johnny Cash, ohne sie ist das Fundament des zeitgenössischen Country jedoch kaum denkbar. Zu ihnen zählt der am 7. August 1950 im texanischen Houston zur Welt gekommene Songwriter, Produzent und Sänger Rodney Crowell.
Die Leidenschaft für die Musik findet ihren Hintergrund in der Familie: Crowells Vater James Walter ist Sänger mit eigener Band. Der Großvater ist als Kirchenchorleiter aktiv, die Großmutter spielt Gitarre. Bereits im Alter von elf Jahren nimmt der Filius hinter dem Schlagzeug Platz. Während der Highschoolzeit eifert Rodney seinem Vater nach, und gründet mit Arbitrator seine eigene Formation.
Die eigentliche Entscheidung fürs Leben fällt Crowell 1972. Ohne Abschluss verlässt er das College, um im legendären Country-Mekka Nashville sein Glück zu versuchen. Die Anfangszeit gestaltet sich schwierig, mit Tingelei durch kleine Bars und Clubs hält er sich über Wasser.
Eines Abends sitzt der arrivierte Sänger Jerry Reed im Publikum - und findet Gefallen an der Musik des Nachwuchskünstlers. Er erwirbt die Rechte am Song "You Can't Keep Me Here In Tennesse", um ihn ins eigene Repertoire aufzunehmen.
Diese Bekanntschaft ebnet Crowell den Weg in den inneren Zirkel der Szene. Er überzeugt musikalisch ebenso wie mit seinen Qualitäten als Songwriter. Lohn der Mühen: die 1975 erfolgende Aufnahme in die Band von Superstar Emmylou Harris. Diese Zusammenarbeit erstreckt sich über rund drei Jahre, auch einige von ihm verfasste Songs finden den Weg in ihre Bestände.
Doch Crowell will es nach wie vor auf eigene Faust schaffen. Er beendet die Zusammenarbeit mit der Sängerin und bringt 1977 mit den Cherry Bombs eine eigene Gruppe an den Start. Doch der große Durchbruch bleibt aus. Dafür entwickeln sich andere Aktivitäten weitaus erfolgreicher: Für Cash-Tochter Rosanne produziert er das Album "Right Or Wrong" - und verliebt sich in sie. Bald darauf findet die Hochzeit statt.
Die große Karriere als Sänger lässt trotz des 1978 wohlwollend aufgenommen Debütalbums "Ain't Living Long Like This" noch immer auf sich warten. Doch als Songwriter für andere Künstler ist Rodney erfolgreich wie nie. Crystal Gayle und die Oakridge Boys landen mit seinen Kompositionen auf Platz eins der Charts. In loser Folge bringt Crowell weitere Solalben heraus, doch mehr als Achtungserfolge springen zumeist nicht heraus.
Bis auf eine Ausnahme: Mit Single-Auskopplungen aus dem 1988 herausgebrachten Longplayer "Diamonds And Dirt" gelingen ihm erstmals Nummer-Eins-Hits, das Album selbst erreicht Goldstatus. Der Track "After All This Time" erhält eine Auszeichnung als bester Song des Jahres.
Trotz gemeinsamer beruflicher Erfolge trennen sich Cash und Crowell 1999. Mit seinen in den Folgejahren auf den Markt kommenden Langspielplatten knüpft er nicht an den Erfolg von "Diamonds And Dirt" an.
1998 geht er mit der Countrysängerin Claudia Church den nächsten Bund der Ehe ein. Beruflich hat sich der vielseitige Crowell da längst etabliert, und arbeitet für unterschiedlichste Künstler wie Vince Gill, Kris Kristofferson, Wynonna Judd oder Norah Jones. 2003 erfolgt die Aufnahme in die Nashville Songwriters Hall of Fame.
Alte Liebe rostet nicht - dieses geflügelte Wort erfüllen Crowell und Emmylou Harris 2013 mit neuem Leben: Weit über ein Vierteljahrhundert nach ihrer ersten Zusammenarbeit veröffentlichen sie mit "Old Yellow Moon" ein gemeinsames Album, das einen Grammy fürs beste Americana-Album erhält. Mit "Tarpaper Sky" versucht er es 2014 wieder ohne prominente Begleitung.
Das Wiedersehen mit Harris scheint bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, jedenfalls können die beiden nicht lange die Finger voneinander lassen: 2015 steht das nächste Werk mit der silberhaarigen Sängerin in den Plattenläden. Es trägt den Titel "The Traveling Kind" und umfasst elf Songs. Produziert von Joe Henry (Billy Bragg, Elvis Costello) finden sich neben sechs neuen Werken auch Neuinterpretationen früherer Crowell-Kompositionen auf dem Album.
Auf "Close Ties" (2017) ist er wieder solo unterwegs, lässt sich auf zwei Stücken aber von seiner Ex-Frau Cash ("It Ain't Over Yet") und Sheryl Crow ("I'm Tied To Ya'") begleiten.
Obwohl mit den Wurzeln fest im Country verankert, hat sich Rodney Crowell nie ausschließlich auf nur diese eine Spielart der populären Musik eingelassen. Seine Songs und Kompositionen vermengen traditionelle, uramerikanische Einflüsse häufig auch mit Elementen aus Rock und Pop.
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