laut.de-Biographie
Joe Henry
Joe Henry klingt wie ein Allerweltsname und bleibt nur allmählich im Kopf hängen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb seine Alben zwar gute Kritiken, aber kaum kommerziellen Erfolg vorweisen? Dabei ist Henry auch als Produzent und Komponist gut im Geschäft. Als hilfreich erweist sich seine Verwandtschaft mit Madonna: Er ist nämlich mit ihrer Schwester verheiratet.
1960 in North Carolina geboren, beginnt Henrys offizielle musikalische Karriere mit dem Album "Talk Of Heaven" (1986). Schon davor heiratet er Melanie Ciccone, deren Schwester zu diesem Zeitpunkt mit "True Blue" ihr drittes Album veröffentlicht hat. Verbindungspunkte bestehen jedoch nur durch gelegentlich gemeisam geschrieben Songs: Während die Schwägerin in den Pop-Himmel entschwebt, ist Henry fest im US-amerikanischen Country und Folk verankert.
Eine Orientierung, die sich auch in den folgenden Jahren kaum ändert. Auf seiner fünften Platte "Trampoline" (1996) arbeitet er mit Helmet-Frontmann Page Hamilton zusammen und beginnt somit, auch in andere Richtungen zu experimentieren. Auf "Fuse" (1999) baut er etwa Beats und Trip Hop-Elemente ein.
2000 überarbeitet Madonna seinen Song "Stop" und veröffentlicht ihn als "Don't Tell Me" auf ihrem Album "Music". Im neuen Jahrtausend arbeitet Henry auch verstärkt als Produzent. Mit Solomon Burkes "Don't Give Up" (2002) heimst er einen Grammy für das beste zeitgenössische Blues-Album ein. Es folgen Ani diFranco, Aimee Mann, Elvis Costello und Rufus Wainwrights Vater Loudon.
Die Zusammenarbeiten erweitern Henrys musikalischen Horizont. Mit "Scar" (2001) "hat er sich in Sphären begeben, in der nur er und Tom Waits wohnen", schreibt ein begeisterter Kritiker. Das Album spielt er mit gestandenen Jazz-Musikern ein, unter ihnen der Saxophonist Ornette Coleman. Das kantige "Tiny Voices" (2003) erscheint für das feine Label ANTI.
Auf "Civilians" (2007) kehrt Henry zu seinen Americana-Wurzeln zurück. Mit von der Partie sind auch der Jazz-Gitarrist Bill Frisell sowie Komponist und Produzent Van Dyke Parks.
Sein Terminkalender bleibt prall gefüllt. Neben weiteren Soloalben kümmert es sich unter vielen anderen um Hugh Laurie, Aaron Neville und Billy Bragg. Mit dem Briten begibt er sich nach "Tooth & Nail" (2013) 2016 auf eine Zugreise durch die USA, um gleisaffine Stücke aufzunehmen. Das grandiose Ergebnis "Shine A Light" führt sie durch die USA und Großbritannien auf gemeinsame Tour.
Natürlich bleibt Henry auch selbst aktiv und veröffentlicht 2017 ein Soloalbum mit dem Titel "Thrum". 2018 erscheint das von ihm produzierte letzte Studiowerk der Folk-Ikone Joan Baez, "Whistle Down The Wind".
Bei einem Auftritt im Mai 2019 gibt Henry bekannt, an Prostata-Krebs zu leiden. Die Behandlung habe angeschlagen, doch habe er sich natürlich seine Gedanken gemacht. Die dabei entstandene Lieder erscheinen im November 2019 auf "The Gospel According To Water". Ab März 2020 gibt er wieder Konzerte, doch weitere Schicksalsschläge folgen.
Der Tode seiner Mutter machte ihm zu schaffen, und auch die Zuspitzung in der US-amerikanischen Politik, die im Sturm auf das Capitol gipfelte. In den letzten Jahren habe er "eine Dunkelheit" um sich gespürt, sagt er im Interview mit dem Deutschlandfunk, doch die Arbeit an neuen Songs habe ihm geholfen, sich davon zu befreien. Diese Songs erscheinen im Januar 2023 auf dem neuen Album "All The Eye Can See".
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