laut.de-Biographie
The Neville Brothers
Lange Zeit versuchen die Gebrüder Neville, ihre Solokarrieren unabhängig voneinander voranzutreiben. Mit voller Wucht ins Bewusstsein der weltweiten Popgemeinde treten sie allerdings erst, als sie sich entscheiden, gemeinsame Sache zu machen. Daran sind die Rolling Stones nicht ganz unschuldig.
Die Brüder Art, Charles, Aaron und Cyril Neville kommen in New Orleans zur Welt und wachsen mit dem Sound der dortigen Marching Bands auf. Art bzw. Arthur Lanon Neville (geb. 1937, Keyboards, Gesang) ist der Älteste. Es folgen Charles (1938, Saxophon, Flöte, Gesang), Aaron (1941, Gesang, Keyboards) und Cyril (1948, Gesang).
Aufgrund seines Alters ist es Art, der als Erster Erfahrungen mit dem Musikbiz macht. Seine High School Marching-Band The Hawketts nimmt 1954 den Song "Mardi Gras Mambo" auf Schallplatte auf. Auch Aaron und Charles verdienen sich ihre ersten musikalischen Sporen in der schulischen Blaskapelle, die großen Einfluss auf die Vorlieben der Brüder auswirkt.
1960 landet Aaron mit "Over You" einen ersten Achtungserfolg, an den er sechs Jahre später mit seinem bekanntesten Stück "Tell It Like it Is" anknüpft. Auch Art gelingen in den 60ern einige regionale Hits, die sein Selbstbewusstsein stärken. 1967 formiert er die Band Art Neville & The Sounds, in der zwei seiner Brüder, Aaron und Charles, die Mikrophone bedienen. Die Band avanciert schnell zur regionalen Sensation und wird daraufhin als Studioband des Labels Sensu Enterprises gebucht. Als Backing Band arbeiten sie in dieser Zeit u.a. für Robert Palmer.
Um nicht als Studiomusiker zu versauern, erschaffen Art und Cyril 1968 ein groovebetontes Rhythm'n'Blues-Konzept für eine neue Band: The Meters. Aaron arbeitet zu dieser Zeit mit sporadischem Erfolgen weiter an seiner Solokarriere, während es Charles nach einem Engagement in B.B. Kings Live-Band nach New York zieht. Dort hält er sich mit verschiedenen Jazzcombos über Wasser. Nach seiner Rückkehr nach New Orleans muss er wegen Marihuana-Besitzes eine dreijährige Haftstrafe verbüßen.
Als er endlich aus dem Knast ist, steigt er bei den Meters ein. Den größten Erfolg feiert die Band und ihr schwerer New Orleans-Funk, als sie von den Rolling Stones auf eine ihrer Welttourneen eingeladen wird. Trotzdem lösen sie sich 1976 auf. Viele Jahre später kommen die Meters-Samples dank Hip Hop (u.a. Public Enemy) zu neuen Ehren.
1977 treten die vier Brüder erstmals als Neville Brothers auf. Ihr selbstbetiteltes Debüt entpuppt sich als Rohrkrepierer im Discogewand, woraufhin Capitol Records den Plattenvertrag sofort auflöst. Drei Jahre bleiben sie ohne Deal, dann greift ihnen Bette Midler unter die Arme. 1981 unterschreiben sie bei A&M, aber auch "Fiyo On The Bayou" ist ein Flop - Plattendeal weg.
Erste Erfolge stellen sich erst ein, als sie auf ihrem dritten Label Tiny Black veröffentlichen. Die Live-Alben "Nevillization I + II" und "Neville-ization" sorgen für interessierte Aufmerksamkeit. Daran sind Duke Ellingtons "Caravan" und Aarons alter Hit "Tell It Like It Is" nicht ganz unschuldig. Der Major EMI wird auf das Quartett aufmerksam und nimmt die Neville Brothers 1987 unter Vertrag. Ihr Majordebüt "Uptown" punktet u.a. mit Gastauftritten von Keith Richards und Carlos Santana. Trotzdem ist das Album kommerziell nicht erfolgreich genug, die Brüder wechseln abermals ihre Plattenfirma.
Wieder bei A&M unter Vertrag, produziert 1989 Daniel Lanois (Peter Gabriel, U2) das Album "Yellow Moon". Er stammt ebenfalls aus New Orleans und kann den musikalischen Vorstellungen der Brüder den richtigen Feinschliff verpassen, um mit der Single "Sister Rosa" erstmals Chartluft zu schnuppern. 1990 folgt der ebenfalls sehr erfolgreiche Longplayer "Brothers Keeper", mit dem sie ihren Stil aus Gospel, Jazz, Rhythm'n'Blues und Funk endgültig in der Musiklandschaft etablieren.
In den 90ern veröffentlicht die Bruderschaft regelmäßig gemeinsame Alben, während vor allem Aaron weiterhin als Solokünstler tätig und erfolgreich ist. 1999 erscheint mit "Valence Street" das letzte Album, auf dem die vier Brüder unter sich bleiben. Auf ihrer 2004er Veröffentlichung "Walkin' In The Shadow Of Life" beziehen sie die nächste Generation mit ein. Aarons Sohn Ivan, der bereits mit Bonnie Raitt, Rufus (Chaka Khan), Keith Richards und den Spin Doctors arbeitete, und Arts Sohn Ian ergänzen das Line up der Mississippi-Funker.
"Unsere 'Next Generation' beamt uns in die Zukunft. Wir alle haben Vorlieben und Stärken, aber wenn alle zusammen kommen, sind wir einfach am stärksten", erklären sie stolz. 2005 findet ihre Karriere jedoch eine jähe Unterbrechung: Hurrikan Kathrina fegt über New Orleans und zerstört die Häuser von drei der vier Geschwister. 2007 stirbt Aarons Frau nach fast 50 Jahren Ehe an Krebs. Auftritte geben die Geschwister nur noch gelegentlich in ihrer Heimatstadt.
Kurz vor seinem 70. Geburtstag begibt sich Aaron dann mit Joe Henry ins Studio, um das Gospel-Album "I Know I've Been Changed" (2011) aufzunehmen. Mit von der Partie ist auch New Orleans-Legende Allen Toussaint, der 1960 Aarons ersten Studioauftritt begleitete und hier Klavier spielt.
Es ist so etwas wie ein Neustart für ihn. Er zieht nach New York, heiratet und erhält einen Vertrag beim Jazz-Label Blue Note. Dessen Chef, der Produzent Don Was, stellt ein Star-Ensemble unter der Führung von Keith Richards zusammen, um alte Doo Wop-Klassiker aufzunehmen. "My True Story" erscheint 2013, weitere Alben sollen folgen. "Keith und ich haben uns super verstanden. Es war etwas ganz Besonderes Ich kann gar nicht darauf warten, Teil 2 und 3 aufzunehmen", gibt Was zumindest zu Protokoll.
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