laut.de-Kritik

Keith Richards und andere Stars unterstützen den Neville Brother.

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Die Konstellation scheint zu schön, um wahr zu sein. Eine der elegantesten männlichen Stimmen aller Zeiten tut sich mit dem wahrscheinlich schrulligsten Gitarristen (Keith Richards) und einer Produzentenlegende (Don Was) zusammen, um alte Klassiker im Doo Wop-Gewand aufzunehmen. Das Ganze erscheint dann noch auf einem Label, das für außerordentliche Sorgfalt bei der Auswahl seiner Künstler bekannt ist: Blue Note.

Kein Wunder, dass die Beteiligten voll des Lobes für das Projekt sind. "So eine Chance gibt es selten. Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet", gibt der Gitarrist der Rolling Stones zu Protokoll. "Keith Richards hat phantastisch gespielt, wie auch die gesamte Band", so Neville. "Besser wird's nimmer. Die Musiker, die Begleitsänger, die Techniker. Es war eine unglaubliche Erfahrung", so Was.

Dass sie die weiteren beteiligen Musiker erwähnen, kommt nicht von ungefähr, schließlich waren unter anderen Tom Pettys Keyboarder Benmont Tench und Bob Dylans Schlagzeuger George C. Receli mit von der Partie. Um die Harmonien kümmerte sich (zum Glück) nicht Richards, sondern alte Haudegen, die schon an einigen der Originalversionen beteiligt waren: Eugene Pitt von Jive Five, Bobby Jay von den Teenagers und Dickie Harmon von Del-Vikings.

Eines ist nicht zu leugnen: Die Stücke sind locker aus der Hand gekommen. In fünf Tagen sind 23 Songs auf Band gelandet, von denen sich nun zwölf auf der vorliegenden CD wiederfinden. Schon der Opener "Money Honey" zeigt aber, dass Geschmeidigkeit und ein Starensemble nicht automatisch Historisches erzeugen. Zu routiniert kommt der Klassiker rüber, trotz Richards' wie gewohnt leicht scheppernder Gitarre und Nevilles wie immer sensationeller Stimme.

Sie wollten nicht die Lieder nicht einfach nur nachspielen, sondern neu interpretieren. Das ist ihnen nur bedingt gelungen, denn der direkte Vergleich zeigt oft starke Ähnlichkeiten, wobei die Originale in der Regel besser da stehen. Am besten zeigt sich das an "Under The Boardwalk", das die Drifters 1964 zum ersten Mal aufnahmen, und "Be My Baby" von den Ronettes, Jahrgang 1963. Ein halbes Jahrhundert alt und noch kein bisschen staubig, was auch für die meisten anderen Stücke gilt.

Die Notwendigkeit, sie neu aufzunehmen, bestand also gar nicht. Viel Herz, wenig Seele, so das ernüchternde Ergebnis des Dream-Teams. Es geht ihm also auch nicht anders als vielen Star-Ensembles vor ihnen. Bedenkt man andererseits, dass die meisten Beteiligten längst das Rentneralter erreicht haben, ist die Begeisterung, die sie an den Tag legen, durchaus ein Lob wert.

Trackliste

  1. 1. Money Honey
  2. 2. My True Story
  3. 3. Ruby Baby
  4. 4. Gypsy Woman
  5. 5. Ting A Ling
  6. 6. Be My Baby
  7. 7. Little Bitty Pretty One
  8. 8. Tears On My Pillow
  9. 9. Under The Boardwalk
  10. 10. Work With Me Annie
  11. 11. This Magic Moment / True Love (Medley)
  12. 12. Goodnight My Love (Pleasant Dreams)

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