laut.de-Kritik
Wenn Jesus im Grab liegen bleibt, gibt es keine Hoffnung mehr.
Review von Giuliano BenassiBesonders fröhlich ging es auf den Platten des Produzenten und Songwriters nie zu. Die ersten Takte des mittlerweile 14. Albums unter eigenem Namen zeigen aber, dass die Stimmung diesmal besonders düster ausfällt. Wie sonst sollte man die erste Strophe verstehen? "Here lies The Light of The World, as quick as the dead, as gone as the sun", singt er dort.
Es besteht wohl keine Hoffnung mehr, wenn selbst Jesus (Querverweis: "Ich bin das Licht der Welt") in der Grabstätte liegen bleibt. Titel wie "The Dark Is Light Enough", "Blood Of The Forgotten Song" oder "Hungry" zeigen, dass es im weiteren Verlauf kaum besser wird.
Joe Henry gelingt es wieder mit wenigen Worten eindrucksvolle Bilder zu zeichnen. "The river crawls right to my door / With love on its mind an blood on its floor", dichtet er in "River Floor". Doch was an diesem Album wirklich beeindruckt, ist der Sound.
Wie übrlich war die Aufnahme schnell im Kasten. Ganze vier Tage verbrachten Henry und seine Musiker (Sohn Levon an den Blasinstrumenten, Jay Bellerose am Schlagzeug, Patrick Warren am Klavier, David Pitch am Kontrabass, John Smith an der zweiten Gitarre und Asa Brosius an der Pedal Steele) im Studio. Nicht in einem beliebigen: United Recording in Hollywood, Studio B - dort nahm Frank Sinatra seine Alben für Reprise auf und die Beach Boys "Pet Sounds". Unter vielen anderen. Mit analogem Equipment ausgestattet, versteht sich.
Ein klassisches Americana-Album, in diesem Fall Folk mit jazzigen Anleihen, das gleich doppelt live eingespielt ist: Henry und Kollegen musizierten, Ryan Freeland saß am Pult und mischte Instrumente und Gesang direkt auf Band. Keine Nachbearbeitung also, und doch ein Bombenklang. Mit viel Hall und sehr warm. Was auf eine verquere Weise gut zu den Liedern passt.
Freeland machte schon bei "Shine A Light", das Henry mit Billy Bragg 2016 auf einer Zugfahrt quer durch die USA aufnahm, einen exzellenten Job. Die Stücke leben, wie Henry im Booklet selbst feststellt. "Sie werden mir das Herz brechen. Dadurch werden sie mich aber wieder aufrichten. Wie eine Party ein Stock weiter oben sind sie momentan laut und nervtötend. Am Morgen werden sie leere Flaschen und nicht zueinander passende Schuhe hinterlassen", schreibt er. Das Ende der Veranstaltung ist das jedoch nicht: "Ich werde ihnen folgen".
2 Kommentare
Dieses "Querverweis:" hat was von Money Boy, der seine Lines erklärt. Ich werd mal reinhören.
ich persönlich finde es ist ein sehr schönes und gelungenes album. Ist nicht ganz meins, weil mir die soziopathen-junkie-redneck mentalität fehlt, aber es gefällt mir nichts desto weniger sehr gut. ich denke, das hätte ich ohne laut.de nicht entdeckt. gleich mal danke sagen