laut.de-Biographie
Rokko Weissensee
Rokko Weissensee macht Rap, der sich nur bedingt einordnen lässt. Er passt nicht so recht in Playlisten, folgt keinen Algorithmen, weicht Erwartungen aus und entzieht sich festen Stimmungen. Seine Tracks wirken wie Mosaike aus Düsternis, Dekadenz und einer schiefen Berliner Romantik. Es knarzt, zischt, pfeift und plärrt, während ein monotoner Bass durch nächtliche Szenen zieht, in denen zu viel geraucht, getrunken, gegrübelt und zu wenig geschlafen wird. Vielleicht ist Rokkos Musik so etwas wie die träge Hitze am Tag danach. Der Restalkohol. Der Druck auf den Ohren.
Seit seinem Durchbruch mit dem Album "Einsam Sterben Die Tapferen" von 2021 ist klar: Hier rappt keiner nur für den Szenekreis. Viel ist über ihn nicht bekannt. Seit 2017, als sein erstes Album auf Spotify erschien, veröffentlicht er regelmäßig neue Musik und hat sich damit einen festen Platz im deutschsprachigen Underground erarbeitet. Er gehört zum Berliner Label Upstruct, bei dem unter anderem auch Pöbel MC, Ivo der Bandit und viele weitere Künstler vertreten sind. Zwischen rostigen Satellitenschüsseln, versifftem Asphalt und kaputter Gesellschaft entstehen Songs, die zwischen rotzigem Battlerap, schwarzer Poesie und filmreifer Melancholie pendeln.
Rokkos Musik erinnert mal an Shacke One, mal an Audio88 oder MC Bomber, mit denen er auch regelmäßig kollaboriert. Er klingt nach sich selbst: versoffen, verkatert, verloren. Er verwebt Referenzen aus Film, Literatur und Kunst. Sein Zynismus ist bodenständig, sein Humor trocken, seine Sprache glasklar.
Der Berliner kombiniert in seinen Texten oft schwarzen Humor und gesellschaftlicher Kritik. Seine Songs sind von einem zynischen Weltbild geprägt, das sich in Titeln wie "Butterbrot Und Salz", "Schablone“ oder "Panikattacke" widerspiegelt.
Mit dem Album "Piss Die Wand An" aus 2024, produziert mit DJ ILL O und langjährigem Weggefährten Blend, erreicht Rokko eine neue Tiefe. Die Beats pendeln irgendwo zwischen dreckigem Soul, Lo-Fi-Rap und Post-Punk und wirken ausgefeilter und mit dichteren Sprachbildern.
Auch produktionstechnisch ist Rokko ein Rätsel mit Geschichte: Unter dem Namen MecsTreem soll er Beats für Karate Andi, Hiob oder Audio88 gebaut haben, offiziell bestätigt ist das nicht. Sicher ist nur: Der Mann versteht sein Handwerk. Ob klassischer BoomBap, düsterer Trap oder staubige Lo-Fi-Collagen, Rokko macht keinen Sound von der Stange.
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