laut.de-Biographie
Roman Fischer
"In der Öffentlichkeit das zu leben, was man tatsächlich ist - das bedeutet wahrscheinlich Freiheit!" Große Worte klingen hier an, sowohl nachdenkliche als auch tiefgründige. Sie stammen von Roman Fischer, der 2006 sein zweites Album "Personare" veröffentlicht und mit seinem Indie-Gitarrenpop gleichermaßen Kritiker und Fans überzeugt.
1985 wird Roman in einem kleinen bayerischen Dorf geboren. Die Provinz eröffnet ihm den Raum, die Musik und sich selbst zu entdecken. Als Siebenjähriger fängt er damit an, lernt Klavier und Geige. Was kaum verwundert, seine Mutter leitet eine Musikschule, sein Vater war Geiger beim Bayrischen Rundfunk. Die erste Musik, die er hört, sind Songs von Green Day, Weezer, Tocotronic oder Placebo, zu seinen Lieblingsbands zählen Muse.
Mit 12 Jahren wendet er sich dem Schlagzeug und der Gitarre zu. Mit 15 nimmt er bei sich zu Hause am Computer die erste Platte auf. "Das war ein fürchterlicher Sound", erinnert er sich. Das Komponieren eigener Songs geht dabei einher mit seiner Suche nach diesem längst abgegriffenen Begriff der inneren Freiheit. "Ich bin nicht der Typ, der jeden Tag ins Büro gehen könnte."
Roman Fischer besucht die Haupt- und Realschule, anschließend die Kunstfachoberschule. Dort lernte der junge Musiker das Handwerk der Kunst, wöchentlich 16 Stunden Gestaltung. "Mein Abi hab' ich durchgezogen, zwar nicht das beste, aber ich hab's. Mit 3,2." Roman Fischer ist stolz darauf, die Schule nicht abgebrochen zu haben. "Da ich alleine war und alles nebenbei gemacht habe, war das schwierig, aber jeder schlägt sich irgendwie durch."
Sein Leben wandelt sich mit dem Entschluss, seine Musik nicht nur für sich zu behalten. Mit 17 zieht er nach Augsburg in eine WG, als Mitbewohner von Oliver Gottwald, der mit seiner Band Anajo für Aufsehen sorgt. Raus aus der engen Landmentalität, raus aus dem Elternhaus, frei und selbstbestimmt leben.
Sein erster Plattenvertrag bei Blickpunkt Pop kommt dennoch eher zufällig zustande. "Das ist eine sehr kuriose Geschichte. Eine ältere Frau hat mich in einem Club mal angesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie Mark Liebscher (Blickpunkt Pop) immer die Haare geschnitten hat. Diesem spielte sie ein paar Songs von mir vor. Er muss begeistert gewesen sein. Ich hab' schon viel Glück gehabt."
Ende 2003 erscheint schließlich seine drei Tracks umfassende "Outtakes"-EP, mit der er viel Aufmerksamkeit erregt und die als kleiner Vorausblick auf das 2004 erscheinende Debüt "Bigger Than Now" präsentiert wird. Das Album beinhaltet zehn melancholische Indierock-Songs, die eindringlich den eigenwilligen musikalischen Kosmos Roman Fischers durchleuchten.
Er spielt nahezu alle Instrumente (Schlagzeug, Bass, Gitarre, Klavier, Keyboard) selbst ein, obwohl er noch immer keine Noten lesen kann. Teilweise wird er von Jem und Tobias Kuhn (Miles, Monta) instrumental unterstützt. Von der Kritik wird Roman Fischer als "Singer/Songwriter-Wunderkind" gefeiert.
Natürlich macht Fischer auch die Erfahrung, dass das Leben als Musiker nicht immer einfach ist. "Wenn das Hobby zum Beruf wird, geht immer auch ein Stück Gaudi verloren", sagt er im Bewusstsein, das es auf der Tour ständig weitergeht. Als Support ist er im Vorprogramm von Miles, Virginia Jetzt!, den Sportfreunden Stiller und Tomte zu hören.
Auf "Personare" (2006) ist das Klavier als wichtigstes Instrument in den Vordergrund gerückt. Heraus kommen dramatische Kompositionen, die Fischer mit klarer Stimme und viel Falsett vorträgt. Selbstfindung und Sinnsuche sind seine Themen. Fortan tauchen Muse und Maximilian Hecker als Referenzen seines neuen Sounds auf.
Als sein drittes Album erscheint, hat Fischer vier Jahre nichts von sich hören lassen und wohnt mittlerweile in Berlin. Die Arbeit mit dem Stockholmer Produzenten Patrick Berger wirkte sich wie eine Öffnung auf ihn aus: "Bei Patrick hat es klick gemacht. Er hat mich zur Popmusik zurückgebracht und mir gezeigt, dass es nicht darum geht, sich selbst etwas zu beweisen, sondern dass der Song und das Gefühl im Vordergrund stehen müssen."
Roman Fischer gelingt, was viele andere Musiker vergeblich versuchen. Er berührt, verstört, wühlt auf und verführt mit seiner Musik, die vor Intensität, Gefühl und Spielfreude nur so strotzt.
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