laut.de-Biographie
Schlakks
Wenn von Schlakks die Rede ist, fallen oft die Worte "virtuoses Gejammere". Bisschen seltsam das, wirken doch weder Texte noch Musik des Dortmunder Rappers besonders wehleidig. Wie kommts, also?
Der merkwürdigen Beschreibung liegt ein simpler Schreib- oder Hörfehler zugrunde, Stille Post im Internetzeitalter. "Es hieß eigentlich mal 'virtuoses Gejamme'", so Schlakks. "Irgendwer hat da ein r eingefügt, und seitdem schreibt das einer vom anderen ab."
Dabei trifft "Gejamme" den Kern der Sache wesentlich besser: Der Live-Vibe genießt in Schlakks' Schaffen allzeit hohe Priorität. Als er zusammen mit seinen Kollegen Opek und Razzmatazz im Sommer 2018 "Indirekte Beleuchtung" vorlegt, wissen wenige, dass es sich bereits um sein drittes Album handelt. Auf den Bühnen im Ruhrgebiet und anderswo hat er sich da aber längst einen Namen als Live-MC gemacht.
Nach seiner Heimatstadt gefragt, befindet er im Interview mit Soundkartell nüchtern: "Dortmund ist nicht die schönste Stadt der Welt. Wir wohnen da halt - aber es ist cool." Man ahnt schon: Lokalpatriotische Representer sind nicht unbedingt Schlakks' Disziplin, genauso wenig, wie er sich für Oberflächlichkeiten wie Mode, Uhren oder Schuhe besonders interessiert.
"Konstruktives Gejammer find' ich immer ganz cool", greift er lieber die kursierende Mär vom Jammerlappen wieder auf. Seine Texte spiegeln sein Gefühlsleben, greifen gesellschaftliche und soziale Fragen auf, verstricken sich aber nirgends so tief darin, dass der Spaß an der Sache, die Liebe zur Subkultur dabei auf der Strecke bliebe.
"Vielleicht das persönlichste Album, das im Club laufen könnte", schickt er "Indirekte Beleuchtung" als Beschreibung mit auf den Weg. Als das erscheint, verzeichnet seine Diskografie bereits zwei Alben - "Menschlich" erschien 2011, "Tat Und Drang" drei Jahre später - und ein Mixtape mit dem sprechenden Titel "Einfach Mal Wieder", das er 2017 dazwischenschiebt.
"Aus meiner Anfangszeit gibt es höllisch viele arg peinliche Lines", gesteht Schlakks gegenüber MZEE - ein Schicksal, das er vermutlich mit nahezu jedem seiner rappenden Kollegen teilt. "Ich vermittle eine Meinung und ein Gefühl." Das hingegen trauen sich schon weit weniger seiner Zeitgenossen zu.
Als musikalische Einflüsse nennt Schlakks unter anderem "diese eine alte Funkplatte mit dem geilen Bass". Dass er Experimenten aufgeschlossen gegenübersteht, beweist zum Beispiel seine Kooperation mit Boris Gott, der sich selbst mutig als "Folk-Pop-Mix aus Reinhard Mey, Johnny Cash und den Amigos" darstellt.
Mit eben diesem Boris Gott zusammen nimmt Schlakks den Kneipenschlager "Dortmund Nordstadt" auf. Vergesst also auch gleich das Gerede wieder, er sei kein Mann für lokalpatriotische Representer: Der Kerl kann einfach fast alles.
Egal, wie es am Ende klingt: Immer legen Schlakks und seine Mitstreiter großen Wert auf Bühnentauglichkeit. Ihre Produktionen binden immer wieder Liveinstrumente mit ein. "Ich glaube, dass Musiker was von Rappern lernen können und Rapper von Musikern", erklärt der schlicht entwaffnend sympathische Dortmunder im Gespräch mit Pottmusik. Den alten Grundsatz muss er nicht extra zitieren, er versteht sich von selbst: Each one teach one - und hinterher sind alle ein bisschen klüger.
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