Sedoussa - " Sedoussa"

Deutsche Texte sind ein Knackpunkt. Manch einer versteht lieber gar nix bzw. bevorzugt englische Vocals. Erst recht, wenn es inhaltlich um das Thema Nummer eins geht. Wird das Ganze noch aus weiblicher Perspektive und mit Soul in der Stimme vorgetragen, schalten viele sofort ab - im Falle Sedoussas, einem der neueren Signings des Fanta-Labels, durchaus ein Fehler.

Die drei Berliner um Sängerin Celina Bostic setzen auf ungeschönte Funk-Drums, loop-mäßige Gitarrenlicks, Synthie-Unterstützung, ein paar Scratches und bassige Arrangements. Letzere wummern mal trocken ("Süchtig"), mal elektronisch ("Zicken" oder "Tanz Mit Mir"). Tanzen oder zurück lehnen - mit Sedoussa ist beides möglich. Laden Track eins bis fünf zum Popowackeln ein, dominieren ab "Monster Im Schrank" langsamere R'n'B-Nummern, die entweder mit kräftigem Live-Feeling ("Warum") oder elektronisch ("Alles Dreht Sich (Um Dich Und Mich") daher kommen.

Das Trio hat bei gängigen R'n'B/Soul-Größen gelernt. So erinnert die Single "Eins, Eins, Zwo" an die Snoop/Neptunes-Koop "Beautiful". "Allein" scheint von den Harmonien her ein wenig an "Ain't No Sunshine" (Bill Withus) angelehnt zu sein. Die schöne Nummer zeigt, dass die 20-jährige Celina mit relativ wenig sprachlichen Plattitüden jongliert und gesanglich meist mit angemessenem Pathos auskommt: Ob's um den ersten Flirt an der Tanzfläche geht oder um tiefe Liebe (bzw. was sie schenken, aber auch anrichten kann).

Die gezupfte Akustik-Gitarre von "Halt Mich", man mag es kaum glauben, erinnert gar an "Stairway To Heaven". Vorbilder hin oder her. Wenn Nummern wie der funky Scratcher "Überflieger" raus kommen - wenn stört's? Zumal Sedoussa unangestrengt und up to date klingen. Einzig bei den langsameren Stücken hätte man vielleicht ein paar innovativere Sounds finden können.