laut.de-Biographie
Seratones
"Blues is the teacher ... Punk is the preacher". Das Motto der kalifornischen Band The Bellrays lässt sich gut auf die fünf Seratones übertragen. Den Grundstein legen Soul, Blues und Jazz. Doch die verschiedenen Vorlieben der Amerikaner führen zu einem schwungvoll rockenden Südstaaten-Gumbo wie es im Buche steht.
Sängerin AJ Haynes singt seit Kindertagen im Kirchenchor. Ihre Bandkollegen lernt sie auf örtlichen Punk-Shows kennen. Zehn Jahre spielt der Vierer in fast unveränderter Konstellation zusammen: Connor Davis an der Gitarre, Adam Davis am Bass und Jesse Gabriel spielt Schlagzeug. Unter wechselnden Namen experimentieren sie, bis sich die Band 2013 entschließt, ihr Projekt auf das nächste Level zu bringen:
Als Seratones veröffentlichen sie erste Homemade-Singles. Der Name leitet sich von der spanischen Phrase für "Put it on wax" ab, die in der Musikindustrie soviel bedeutet wie "press es auf Vinyl". Folgerichtig gehen die Südstaatler erstmals ins Studio.
Die ersten Schritte im professionellen Umfeld fallen erstaunlich leicht: "I love deadlines", sagt Haynes in einem Interview. So ist es auch kein Wunder, dass das Debütalbum "Get Gone" 2016 fast schon formvollendet klingt, durch die Decke geht und weltweit auf Jahresbestenlisten landet. Die infektiöse Mischung aus klassischem Blues mit Einschlägen aus Garage-Punk und Rock bringt frischen Wind in die mittlerweile leicht angestaubten Genres.
Die 31-jährige Frontfrau und gelernte Lehrerin schreibt seit ihrer Jugend eigene Prosa und lässt sich dabei von Poeten wie Emily Dickinson beeinflussen. Ihren Schreibprozess beschreibt sie als "stream of consciousness": Bewusst füllt sie nicht alle Lücken aus, um den Fans genügend Material für eigene Interpretation zu liefern. "I'm leaving a lot of room for 'could bes'".
2019 bekommt die Band Neuzugang: Keyboarder Tryan Coker stößt hinzu, Travis Stewart ersetzt Connor Davis an den Drums. Mit neuem Personal und jeder Menge Ideen im Kopf machen sich die Seratones auf ins Studio, um am nächsten Langspieler zu feilen. Dieser erscheint noch im gleichen Jahr und trägt den Namen "Power". Die dominanten Punk-Einschläge des Debüts weichen nun der ruhigeren Seite des Repertoires, Haynes' tolle Stimme bleibt dennoch im Rampenlicht.
"Power" steht dabei nicht nur für die Energie des Fünfers auf der Bühne. Auch Selbstbestimmung in politisch schwierigen Zeiten ist ein Thema. Die Bindung zur Heimat Louisiana bleibt AJ Haynes sehr wichtig. Trotz des wachsenden Erfolgs arbeitet sie weiterhin als Beraterin in einer Abtreibungsklinik und weigert sich, das Land den "crazy people" zu überlassen. Viel mehr Punk geht nicht.
Von ihren Punk-Roots entfernt sich die Südstaaten-Band 2022 denkbar weit. "Love & Algorhythms" setzt kaum auf Gitarren und weit mehr auf Tasten. Und gänzlich im Gegensatz zu Punk nennt AJ die Welt der Horoskope und Wahrsagerei als Inspirationsquelle. Auch das Thema 'Black Lives Matter' schwingt mit, denn "der wirklich wertvolle Teil des kreativen Prozesses ist es, in schwierigen Zeiten präsent zu sein", so die Frontfrau. Trotzdem tönt die Scheibe erfrischend lässig und vergnügt.
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