laut.de-Biographie
Skint & Demoralised
Wenn das die "richtigen" Musiker erfahren! Da wird einer mit seiner Indie-Musik hochgelobt von der Presse, als "Next Big Thing" (Q Magazine) gehandelt und bekommt Lob vom Guardian oder The Independent – und ist dann nicht mal ein Tonkünstler! Matt Abbott, Gesicht von Skint & Demoralised, ist so ein Fall.
Der junge Mann aus Wakefield, West Yorkshire, sieht sich nicht hauptsächlich als Musiker – er empfindet sich eher als Poet oder Texter und hat großen Respekt vor dem Musikerdasein. In einem Interview mit musicnews.com erzählt er: "Ein Gedicht zu schreiben, das einem zynischen und arglosem Publikum ein Lachen entlockt, das eigentlich eine Band sehen möchte, ist eine viel größere Herausforderung als das Schreiben von Lyrik!"
Abott spielt keine Instrumente, anfänglich ist das Singen seiner Gedichte nur ein Nebenprojekt. Als er über MySpace Kontakt mit MiNI dOG aufnimmt, entstehen durch den Produzenten via Internetkommunikation erste Tracks. MiNi dOG legt Instrumentalmusik unter die Reime, die Abbott im Web veröffentlicht hat. "Erst dadurch wurde die Idee, Songs zu schreiben und in einer Band zu sein, Realität", erzählt Abbott.
Nach einem persönlichen Treffen steht dann fest, dass die beiden musikalisch Hand in Hand gehen wollen. Fortan kümmert sich MiNi dOG um die Musik und deren Produktion, Abbott liefert die Texte dazu. Zunächst kümmert der Brite sich ausschließlich um die Lyrics, beim zweiten Album wagt er sich dann auch an Songideen, Melodien und Liedgrundgerüste heran. Hinzu kommen noch die Musiker für die Liveauftritte.
Konzentrierte er sich bei seinen Auftritten als junger Performancepoet 2006 auf politische Themen und zynische bis komische Erzählungen, geht Abbott bei seinen Musiktexten auch auf Romantik, das Erwachsen werden oder die Probleme der Arbeiterklasse ein. "Egal, wie sich die Politik und die Technologie verändern, diese Themen werden unser Leben auch in den nächsten 50 Jahren dominieren", begründet er diese Entscheidung. So wie sie das Leben seiner Meinung nach auch vor 50 Jahren dominierten. In Erinnerung an diese Zeit nennen S&D den Zweitling "This Sporting Life" - nach dem Name eines Buches von David Storey, das 1963 verfilmt und in Deutschland auch unter dem Titel "Lockender Lorbeer" bekannt wird.
Ein Song des S&D-Albums trägt den Titel "Did It All Go To Plan?" - diese Frage müssten sich Skint & Demoralised im wirklichen Leben nicht stellen. Sie brauchen gerade ein mal zehn Gigs, um einen Plattenvertrag zu ergattern, so dass sie 2008 ihr Debütalbum "Love & Other Catastrophes" unter anderem mit der Funk- und Soulband The Dap-Kings in New York aufnehmen und Anfang Februar 2009 auf Tour gehen können.
Danach wird es still um Skint & Demoralised, denn der Frust über die Veröffentlichungsabsage des Albums auf Grund von vorherigem Leaking und die Trennung vom Label bringen die Band auseinander. Doch es wird nicht still nicht um Matt Abbott. Vom Poeten-Dasein kann und will er sich nicht lösen. So tritt er im Jahr 2010 bei verschiedenen Festivals immer wieder als Stand Up-Comedian in Erscheinung. Auch engagiert er sich gegen Rechtsradikalismus, unter anderem bei der Anti-Nazi-Kampagne "Love Music Hate Racism".
2010 verkündet die Band in neuer Besetzung ihre Rückkehr. Sie schreiben an einem weiteren Album und veröffentlichen im Frühjahr 2012 "This Sporting Life" in Deutschland. Hierauf zeigt sich noch ein Mal deutlich die weitreichende, konsequente wie kreative Herangehensweise des jungen Künstlers. Er lässt sich inspirieren von Musikern wie Bob Dylan oder Johnny Cash, seine Liebe zu den Pogues hört man deutlich heraus. Alte Filme, Bücher und Gedichte regen Abbott zu neuen Gedankengänge an. Die Singleauskopplung "All The Rest Is Propaganda" beispielsweise bezieht sich auf ein Zitat des Romans "Saturday Night And Sunday Morning" des Autors Alan Sillitoe.
Damit sollten sowohl die Poeten als auch die "richtigen" Musiker befriedet sein – denn die ganz Großen der Musikszene gehen und gingen doch ebenfalls diesen zweischneidigen Weg: "Natürlich sind nicht alle Lyrics Poesie", erklärt Abbott im musicnews.com-Interview. "Manche Texte werden der Melodie zuliebe einfach zusammengewürfelt – das ist in der Popmusik ganz normal. Aber zu behaupten, dass Leute wie Bob Dylan, Morrissey, Leonard Cohen, Alex Turner, Jarvis Cocker und Billy Bragg nicht auch Poeten seien, ist meiner Meinung nach absurd."
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