laut.de-Biographie
Sofaplanet
Ficken - Ficken - und jetzt alle ganz laut: FICKEN.
Normalerweise macht es bei diesem Wort auf MTV einfach nur piiiiieeeeeeeeeeeeeep. Und dann taucht eine Band namens Sofaplanet aus der totalen Pampa auf und schiebt den Musiksendern einen Song Namens "Liebficken" unter. Und jeder will ihn hören.
Angefangen hat alles ganz unspektakulär: Sofaplanetsänger Sven und sein Freund Jakob haben große Vorbilder: Die Fantastischen Vier. So wie die wollen sie auch sein und deshalb gründen sie ihre eigene Band DiVi2 (was so viel bedeutet wie: Die Vibrierenden 2). Die mutiert zu einer dieser typischen Schülerbands, nur dass der Schlagzeuger durch diesen hübschen digi-Jamaha-Keyboard-Sound ersetzt wird, und nennt sich in "Shaped Waters" um. Ohne Drummer macht sich das alles nicht so gut, so kommt es gerade recht, dass ein gewisser Jan bei einem Auftritt anbietet, als Drummer einzusteigen. Noch beim selben Gig wird das Keyboard von der Bühne gekickt.
Da man mit Auftritten in Wandtlitz und Umgebung keinen Ruhm erntet (schon mal was von dem Kaff gehört, na eben ...), kümmern sich die Drei 1997 um ihren ersten Gig in Berlin. Zurück in der Pampa lassen sie sich doch noch ein Mal dazu herab, in Brandenburgs Kleinststädten zu spielen. Gut so - denn so gewinnen sie nicht nur das "Rock-Pop-Jazz-Festival", sondern lernen auch ihr zukünftiges Management kennen.
Das hat mit den Jungs ganz schön viel vor und schickt deren Tape gleich mal an die Institution des deutschen Pop: Franz Plasa (hat u.a. schon Selig, Echt, u.a. produziert). Der findet den Sound nicht wenig interessant und kommt zu einem Konzert nach Berlin gereist. Das wars: Der Produzent für die ersten professionellen Aufnahmen steht fest. Nur kommt der alte Name nicht mehr gut an, und so fährt man 1998 als Sofaplanet nach Hamburg, um dort in den Camäleon-Studios mit Franz Plasa die ersten zwei Songs aufzunehmen.
Als das Management dann noch eine Plattenfirma für die Drei auftreiben kann, beginnt die harte Arbeit: X-Cell-Records schickt Sofaplanet für einige Aufnahmen nach Brüssel. Dort bekommen sie in vier Wochen nur fünf Lieder zustande, was sicher auch daran liegt, dass Jan gerade dabei ist, sein Abitur zu schreiben.
Es nimmt also alles seinen Verlauf genau so, wie es sich jede kleine Schülerband in ihren dunklen Mehrzweckhallen immer erträumt. Bis im Mai 2000 der mittelschwere Einbruch kommt: Jakob hat keinen Bock mehr. Er will partout nicht bei Sofaplanet weitermachen und so steht die Band ohne Bass da. Erst werden Gastmusiker (umgangssprachlich auch Freunde genannt) engagiert, dann trifft man einen Bekannten wieder: Gotti von "Bleistift", mit dem man schon frühe Konzerterfahrungen geteilt hatte. "Bleistift" existieren nicht mehr und deren arbeitsloser Gitarrist Gotti kann überredet werden, den Bass bei Sofaplanet zu spielen.
So wird das Album doch noch fertig, und wer "Liebficken" mal außen vor lässt, wird merken, dass Sofaplanet eigentlich gar nicht in die Mitgröhl-Ballermann-Ecke gehören, sondern sehr schönen und zurückhaltenden deutschen Pop machen. Das sieht die Plattenfirma jedoch etwas anders, möchte sie am liebsten in der durch die Single geschaffene pubertäre Ecke sehen. So haben sich Sven und co. ihr Dasein als Musiker sicher nicht vorgestellt. Wie ein Wanderpokal reisen sie von einer Show zur anderen, und stets erkennt in ihnen das Publikum lediglich die Liebficken-Band. Nachdem sich ihre Plattenfirma Xcell auch noch weigert, das von der Gruppe selbst finanzierte Video zu "Zwei Sind Wichtig" bei MTVIVA vorzustellen, ziehen Sofaplanet die Reißleine und verabschieden sich vom Label.
Bei Wannsee-Records finden sie eine neue Heimat. Im Radio Buellbrueck-Studio nehmen sie unter der Ägide von Steve Cooper, der schon einige Tracks von "Sternzahl Unendlich" ihr zweites Album "Power To The Poeble" auf. Ein schönes und solides Gitarrenpop-Album stellen sie da auf die Beine, auf das sie stolz sein können.
Die Reaktionen der Indie-Journaille lässt jedoch mit hämischen und unfairen Kommentaren kein gutes Haar an Sofaplanet. Ob das den Jungs so ans Herz gegangen ist, dass sie sich anno 2006 wieder neu orientieren? Wer weiß. Jedenfalls steht im Frühling auf einmal die CD "Wer Beatet Mehr" einer Band namens Beatplanet in den Läden. Die Vita dieser Combo suggeriert, dass es sich dabei um eine legendäre DDR-Beatcombo handelt. In Wahrheit machen sich Sofaplanet mit weiteren Musikern auf, dem Sixties-Pop ein herrlich verträumtes Denkmal zu setzen.
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