laut.de-Biographie
Sophia
Wie auch das einzige beständige Mitglied der Band bietet der Name Sophia mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Bezieht er sich auf eine Frau oder handelt es sich um das altgriechische Wort für "Wissen"?
Falls Letzteres zutrifft, um welches Wissen handelt es sich? Kaum um erbauliches, denn mit Themen wie Tod, Depressionen und die Unmöglichkeit, menschliche Beziehungen aufrecht zu erhalten, bietet die Welt Robin Proper-Sheppards wenig Raum für Sonnenschein. "Life's a bitch, and then you die", verkündet er programmatisch in "If A Change Is Gonna Come" (2004).
Neben einer wenig tröstlichen Lebenseinstellung beinhaltet die Musik des Wahl-Londoners eine außergewöhnliche Tiefe und Ehrlichkeit. "Everything about my music is how I feel", erklärt er in einem Interview. Eine Eigenschaft, die ihm schon mit seiner ersten Band The God Machine eine treue Anhängerschaft eingebracht hat.
Proper-Sheppard (Gesang, Gitarre), Jimmy Fernandez (Bass) und Ronald Austin (Schlagzeug) kommen 1990 in San Diego zusammen. Nachdem sie sich eine zeitlang in verschiedenen europäischen Städten als Straßenmusiker über Wasser gehalten haben, lassen sie sich in London nieder. Bereits mit ihrem Debüt "Scenes From The Second Storey" (1992) machen sie sich mit schweren Gitarrenarrangements, tiefgründig-deprimierten Lyrics, einer konsequenten Anti-Establishment-Haltung und mitreißenden Konzerten europaweit einen Namen.
Die viel versprechende Karriere findet ein abruptes Ende, als Fernandez bei den Aufnahmen zum zweiten Album plötzlich an einem Gehirntumor stirbt. Zwar bringen die übrig gebliebenen Mitglieder die Aufnahmen zu Ende, lösen God Machine im Anschluss aber auf. "One Last Laugh In A Place Of Dying" gilt als Hommage an den Bassisten und soll mit dem namenszuglosen, weißen Cover die Leere des Todes darstellen.
Proper-Sheppard zieht sich mit Tochter Hope nach London zurück, gründet das Label Flower Shop Recordings und beschäftigt sich zunächst als Produzent. Erst 1996 legt er mit "Fixed Water" unter dem Pseudonym Sophia wieder eigene Musik vor. An seinen finsteren Gedanken hat sich nicht viel geändert, wohl aber an der Musik, die im Vergleich zu der seiner ersten Band deutlich ruhiger ausfällt.
Mit regelmäßigen Auftritten und der zweiten Studioplatte "The Infinite Circle" (1998) festigen Sophia ihren Ruf. Dabei zeigen sie sich zunehmend experimentierfreudig: Neben dem Livemitschnitt mit Orchesterbegleitung "De Nachten" (2001) nehmen sie unter dem Namen May Queens 2000 ein gleichnamiges punkrockiges Album auf.
2003 kommt es schließlich zum Karrieresprung: Proper-Shepard, der bis dahin alles fest in der Hand hält, unterschreibt einen Vertrag beim Berliner Label City Slang. Das darauf folgende Album trägt den Namen "People Are Like Seasons" und stößt auf große Aufmerksamkeit.
Während er an neuen Songs schreibt, zieht er sich aus London zurück und lebt überwiegend auf dem Land. 2005 stehen 20 Songs für ein neues Album, aber Proper-Sheppard zweifelt noch und ist kurz davor, alles hinzuschmeißen. Schlagzeuger Jeff Townsin überzeugt ihn schließlich zum Weitermachen. Das feine "Technology Won't Save Us" erscheint 2006.
Ein Leitspruch auf Sophias früherer MySpace-Seite lautete: "Life. Death. And in between we have the desert." Dieser düsteren Feststellung folgend, klingt auch das 2009er Album "There Are No Goodbyes", bevor es lange ruhig bleibt um die Band. Erst 2016 taucht der mittlerweile in Brüssel lebende Proper-Sheppard mit seinen Kollegen Sander Verstraete (Bass) und Jeff Townsin (Drums) wieder auf. Seinem schwermütigen Indie-Folk ist er natürlich treu geblieben.
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