laut.de-Biographie
Spank Rock
Bis zum Jahr 2006 fristet das etwas andere Londoner Hip Hop-Label Big Dada das Dasein einer Insel der experimentierfreudigen Glückseligkeit. Namen wie Ty, Roots Manuva, Infinite Livez, Lotek Hi-Fi, cLOUDDEAD, Busdriver oder Diplo sorgen dafür, dass das Big Dada-Zeichen mit einer Kaufempfehlung gleichzusetzen ist und die Latte für Innovationsfreudigkeit immer wieder erhöht wird. Doch dann kommen zwei Jungs aus Baltimore und lehnen sich so weit aus dem Fenster, dass sie die Freude über musikalische Neuigkeiten und Innovationen bei Fans zwischen Los Angeles und Tokyo fast ausreizen. Polarisierung ist angesagt und das Vehikel dazu kann man am ehesten mit 'futuristischem Miami Bass-Porno-Techno-Hip Hop' beschreiben.
Die Hintergründe sind schnell erklärt: Naeem Juwan aka MC Spank Rock und Produzent Alex Epton alias XXXchange kommen aus Baltimore und finden Gefallen an klassischer Rapmusik von Common, Mos Def und A Tribe Called Quest. Zusätzlich zieht es sie jedoch zu weitaus elektronischeren Klängen auf die Tanzflächen ihrer Heimatstadt. Die Mischung macht's. Und weil die beiden die gleiche Schule besuchen und zufällig auch beide Musik machen, steht einer Zusammenarbeit nichts im Wege.
Da kommt die Bekanntschaft mit Produzent und Ausnahmekünstler Diplo gerade recht. Die ersten Tracks - puristisch, dreckig-elektronisch und inhaltlich explizit - sind auf CD gebrannt und schinden bei dem Big Dada-Künstler Eindruck. Diplo, der im engen Kontakt zu extravaganten Rap-Musikern wie Roots Manuva, M.I.A., RJD2 oder Prefuse 73 steht, reicht den Rohling an die Londoner Geschäftsführung weiter und tütet den transatlantischen Deal somit ein.
Auf einer Europa-Tour mit dem hoch gelobten englisch/sri lankischen Wunderkind M.I.A. feiern Naeem und XXXchange, mit Live-Unterstützung des DJ-Duos Dewlin & Darko, ihren professionellen Musiker-Einstand und geben ihren zusammen gefrickelten Future-Hip Hop zum Besten. Miami Bass-Anleihen im Sound schlagen sich in ihren Texten durchaus expliziter nieder. Inhaltlich geht es bei Spank Rock - "to spank" heißt eigentlich "den Hintern versohlen" - wesentlich eindeutiger zu: Sex, Arschwackeln und Abtanzen. Passend dazu heißt die erste Single "Put That Pussy On Me". Außerdem kultivieren Spank Rock bei ihren Liveshows eine Tanzeinlage, die sie Air Cock Thrust taufen. Ein akrobatischer Sprung in die Luft, der Körper klappt für einen Moment ein und der Körpermittelpunkt schnellt im nächsten Augenblick nach vorne. Air Cock Thrust eben.
Es folgen Remix-Aufträge für Diplo, Coldcut und Lady Souvereign, die allesamt auf einer ähnlichen Soundwelle wie Spank Rock schwimmen, sich aber dennoch nicht so weit aus dem Fenster lehnen, wie die Herren Juwan und Epton. Das zeigt auch das Debütalbum "YoYoYoYoYo", das im April 2006 erscheint und die Kritiker der britischen Insel zu Freudensprüngen animiert. Mit Air Cock Thrust oder nicht ist unbekannt. Trotzdem sind die Reaktionen durchweg positiv und Spank Rock gelten als das nächste große Ding. Auf knapp 40 Minuten Laufzeit blubbern Synthies, krachen Bässe, piepen Atari-Geräusche und werden zahlreiche Schweinereien vom Stapel gelassen. Halsbrecherische Air Cock Thrust-Sprünge treten in den Clubs weltweit zwar noch nicht vermehrt auf, aber Discobesitzer und zuständige Erste Hilfe-Teams sollten gewarnt sein.
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