Porträt

laut.de-Biographie

Static & Nat Ill

"Speaking with my hands / All day / So / Fuck y'all rappers, all y'all gay / It's all about / The dj" scratcht Static (mit seinen DJ-Kollegen Shine und Noise in "Denmark's Finest") den Beweis zusammen, dass ein in der hohen Kunst der Wordcuts bewanderter DJ auf einen Vokalisten verzichten kann. Dennoch setzt der Däne auf das bewährte Konzept "ein DJ / ein MC" und übt sich - gemeinsam mit Nat Ill - im Teamwork.

Static & Nat Ill - Teamwork Aktuelles Album
Static & Nat Ill Teamwork
Hip Hop-Handwerk auf wahrhaft hohem Niveau.

Als im Februar 2006 ihr Debüt-Album erscheint, haben Static und Nat Ill bereits einen langen Weg hinter sich. Das Duo liefert seit 1994 Beats und Rhymes aus Dänemark. Die beiden sehen sich dabei in der Tradition von Gespannen wie Guru und Premier, Cash Money und Marvelous, Erik B und Rakim oder Pete Rock und CL Smooth. Nachdem Static und Nat Ill über zehn Jahre gemeinsam durch Höhen, Tiefen und über die Bühnen der Welt zogen, ist die Zeit reif, eigenes Material auf Vinyl zu bannen.

Statics Karriere nimmt 1989 ihren Anfang. Ob seinem Vater bewusst war, in welche Abhängigkeit er seinen Sohn mit dem Geschenk des ersten Turntable-Sets manövrierte? Man weiß es nicht; Tatsache ist: Der Junge klebt fortan an den Plattentellern. Viele andere, die zur gleichen Zeit anfangen, wenden sich anderen Dingen zu, als offensichtlich wird, wie viel Arbeit und Ausdauer es kostet, seinen Lebensunterhalt als Hip Hop-DJ bestreiten zu wollen. Nicht so Static: Er bleibt am Ball, verfeinert seine Routinen und beginnt 1991 zusätzlich, eigene Beats zu produzieren.

Über einen Freund macht Static 1993 die Bekanntschaft eines jungen MCs: ein zorniger Busche, der seine wütenden Reime als Ventil benutzt, um Ärger, Frustration und überflüssige Energien abzulassen - und um so zu vermeiden, sich noch häufiger herumzuprügeln, als ohnehin schon. Nach seinen Vorbildern gefragt, nennt Nat Ill ("nat" für natural, "ill" erklärt sich selbst) allen anderen voran Rakim und Nas. "Manchmal verstand ich nicht einmal, was er da rappte, aber es kam von Herzen", so Static über seinen künftigen Geschäftspartner. Er lädt Nat Ill zu sich nach Hause ein. Seine zu diesem Zeitpunkt noch ausgesprochen dreckigen, lauten Hardcore-Beats finden Gefallen.

Die Liebe zu Boom Bap der New Yorker Schule verbindet: Die beiden nehmen etliche Tracks auf und beginnen dann, gemeinsame Live-Shows zu rocken. Mehr und mehr entwickelt sich diese Sache zum Lebensmittelpunkt. "Naja, verglichen mit dem Wohlergehen meiner Familie und meiner Freunde ist Hip Hop überhaupt nicht wichtig. Aber ich verwende so viel Zeit darauf, dass es schon einen wesentlichen Teil von mir ausmacht." Auf der Bühne scheint es jedenfalls, als hinge Nat Ills Leben an seinem Mikrofon. "Ich will gute Musik machen und Spaß dabei haben. Darum geht es doch schließlich. Oder nicht?"

Ein ganzes Jahr seines Lebens verbringt Nat Ill in Tokio. Fasziniert von der Kultur der Samurai und der Ninja, beschäftigt er sich mit dem Aufeinandertreffen von Tradition und modernster Technologie, das in Japan allgegenwärtig ist, und lernt nebenher die Landessprache. Seine Karriere als Muay Thai-Boxer verliert er allerdings wieder aus den Augen: "Dieses Rap-Ding ließ mir irgendwann zu wenig Zeit zum Trainieren. Wenn du aus Mangel an Übung dauernd aufs Maul kriegst, ist das ein deutliches Zeichen, es besser bleiben zu lassen."

Statt dessen verlegen Nat Ill und Static ihren Schwerpunkt auf ihre Live-Gigs. Statics Beats gewinnen an Raffinesse. Er setzt zwar nach wie vor auf Drums, die voll auf die Zwölf schlagen, kombiniert diese jedoch mit Samples aus unterschiedlichsten Genres, satten Bässen und mit Pianoeinschüben, die oft eine leise Melancholie durchklingen lassen. Seine mittlerweile jahrelange Erfahrung als Produzent kommt ihm zu Gute. Daneben feilt er an seinen DJ-Skills und entwickelt beachtliche Fähigkeiten auf dem Feld der Wordcuts. In der dänischen DJ-Szene, die grandiose Battle-DJs hervorgebracht hat, mangelt es keineswegs an würdiger Konkurrenz.

Auf ihren Touren machen Static und Nat Ill die eine oder andere Bekanntschaft, die sich auch hinterher noch als nützlich erweist: So leisten Slug und Blueprint in Cincinnati einen Beitrag zu "Teamwork". Abdominal spielt seinen Part in Toronto ein. Daneben sind Pacewon, The Last Emperor und Schwedens Vorzeige-MC Promoe von Looptroop vertreten. Dänemark schickt DJ Noise und DJ Shine ins Rennen. Static und Nat Ill stellen klar: Alle diese Features entstanden aus Liebe der Beteiligten zur Sache, und nicht etwa, weil Gelder geflossen seien. Manchen scheint der Grundsatz "for the love, not the money" auch in materialistischen Zeiten noch zu gelten.

Das Resultat mit dem passenden Titel "Teamwork" erscheint im Februar 2006 auf Good Chill Records, dem Label des Beginner-DJs Mad. Die Party zum Deutschland-Release findet - stilecht - im Mandarin Casino auf der Hamburger Reeperbahn statt. Als Ehrengast wird Mirko Machine begrüßt. "Teamwork" lädt zu einer Reise ins Land der Beats, Rhymes, Wordcuts und Scratches ein. Dänemark rockt.

Alben

Static & Nat Ill - Teamwork: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2006 Teamwork

Kritik von Dani Fromm

Hip Hop-Handwerk auf wahrhaft hohem Niveau. (0 Kommentare)

Surftipps

Noch keine Kommentare