laut.de-Biographie
Stray Cats
Als sich im Jahr 1979 die drei College-Freunde Brian Setzer, Leon Ducker aka Lee Rocker und James McDonnell aka Slim Jim Phantom gemeinsam im Probekeller in Long Island einfinden, um mit ihrer eben ins Leben gerufenen Band Stray Cats den Rock'n'Roll der 50er Jahre wieder aufleben zu lassen, ahnen sie nicht, dass sie schon zwei Jahre später an der Spitze einer weltweiten Bewegung stehen sollten, die in Großbritannien ihren Anfang nimmt. Dort erleben im Zuge von New Wavelängst totgeglaubte Musikstile einen zweiten Frühling.
The Specials, Selector und The Beat versehen die alten 60er Jahre Jamaica-Off-Beats mit einer guten Portion Punk und feiern damit große Erfolge. The Meteors und die Stray Cats sehen ihre Wurzeln in den 50er Jahren, in denen Carl Perkins, Jerry Lee Lewis und Elvis Presley in den Sun Studios in Memphis eine musikalische Revolution anstießen. Während The Meteors den Rockabilly der 50er mit punkiger Aggression mischen, setzen die Stray Cats auf die softere Variante.
In ihrer US-amerikanischen Heimat mit Ignoranz bedacht übersiedeln Brian Setzer, Lee Rocker und Slim Jim Phantom im Sommer 1980 nach London, wo in jenen Tagen das Herz der Popkultur schlägt. Dort sind die Stray Cats mit den Retro-Grooves ihrer ersten LP "Stray Cats" voll am Puls der Zeit. Der Opener "Runaway Boys" schafft es genauso in die Charts wie "Stray Cut Strut" und ihre größte Hitsingle "Rock This Town".
Mit dem Erfolg in Europa im Rücken starten Setzer und seine Mannen zwei Jahre später auch in den USA voll durch. Da hat das Trio mit "Gonna Ball" bereits den zweiten Longplayer im Anschlag und heißt für kurze Zeit 'The' Stray Cats. Aus dieser Phase stammt das Missverständnis, das sei der offizielle Name. So nennt sich die Gruppe während einer gemeinsamen Tour mit den Rolling Stones, für die sie den Support spielen.
Für die amerikanischen Fans werden die besten Songs der ersten beiden Platten unter dem Titel "Built For Speed" in den USA veröffentlicht. Nach dem 83er Album "Rant 'n' Rave", das mit der Single "(She's) Sexy + 17" einen Top-Ten Hit vorweisen kann, verstärken sich aber die persönlichen Differenzen zwischen den Bandmitgliedern.
1984 zerbricht die Band. Setzer tritt mit Robert Plant auf, Drummer Phantom heiratet Rod Stewarts Ex, Bassist Rocker gründet kurzerhand seine eigenen Band. Und alle zusammen beschließen 1986, wieder an einem Strang zu ziehen. Die Energie früherer Tage können die Stray Cats jedoch nicht reproduzieren, und so ist nach einigen wenig erfolgreichen Alben 1992 wieder Schluss. Setzer heimst in der Folge mit seinem Orchester einen Grammy nach dem anderen ein und setzt sich an die Spitze des Swing-Revivals.
2004 ist die Zeit wieder reif für die Stray Cats. Im Sommer kehren sie für einige Konzerte auf europäische Bühnen zurück. Im Anschluss an die Tour spielen sie in LA den ersten neuen Stray Cats-Song seit zwölf Jahren ein. "Mystery Train Kep A Rollin'" huldigt den 50er Jahren und findet sich auf dem im Herbst desselben Jahres erscheinenden DVD/CD-Doppelpack "Rumble In Brixton".
Im Sommer 2007 kommt das Trio wieder zusammen, um mit ZZ Top und Pretenders auf US-Tour zu gehen.
Ungeachtet des Mottos "Three Time's A Charm" auf ihrem nächsten Album wagen die Stray Cats 2019 ein viertes Comeback. Unterdessen haben sich alle nach Kräften in anderen Formationen (z.B. Jim bei Headcat) ausgetobt - Zeit für ein 'Coming Home'. Das heißt, die drei gehen zusammen mit neuem Material ins Studio. Die erste Single des neuen Albums "40", "Cat Fight (Over A Dog Like Me)" bewerben sie mit einem kuriosen Trickfilm-Video.
Zusätzlich stellen sie einen Fünf-Minuten-Interview- und Stimmungsclip auf YouTube, in dem sie alle ihr Comeback kommentieren. Stolz erläutert Bassist Lee, sie hätten 2018 sogar vier (!) Konzerte zusammen gespielt. 2019 werden es deutlich mehr, denn für ihre ausgedehnte Tournee kommen sie auch nach Europa. Unter anderen stehen Köln, Amsterdam, Hamburg, Berlin, Zürich und Stuttgart auf dem Spielplan.
Danach geht wieder jeder seine eigenen Wege, Slim Jim wohnt in L.A., Setzer in Nashville, Tennessee. Dort bastelt der inzwischen stark Tinnitus-genervte Frontmann an seinem Solo-Album "Gotta Have The Rumble", das er mit dem Superlativ "das erste seit sieben Jahren" bewirbt. Dabei wäre es nicht übertrieben, wenn der Slogan einfach "Spitzenplatte" lauten würde. Die Stray Cats haben sich handwerklich nie lumpen lassen und liefern jeweils zusammen, solo und in anderen Bands immer wieder Hervorragendes ab. Lediglich: Die Übersicht über den Diskographie-Katalog der Umtriebigen zu behalten, ist eine komplexe Task.
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