T.Raumschmiere - " The Great Rock'n'Roll Swindle"

Den Namen T.Raumschmiere mopste er bei William Burroughs und trennte den Anfangs-Buchstaben ab, den Plattentitel entlieh er gleich vollständig dem '79er Albumtitel der Sex Pistols. Das macht Sinn: Hauptberuflich knechtet der Berliner Marco Haas sein Mischpult als Achselschweiß fördernder Präzisions-Knöpfchendreher, der ein Erdboden erschütterndes und Kleinhirn ordinär verbrutzelndes Stück Knarz-Techno per Shitkatapult in die Menge zu schleudern imstande ist. Oder so ähnlich. Den Sex Pistols stünden die Haare jedenfalls allein vom Opener zu Berge, der die Wirkung eines Burroughs'schen Drogencocktails mal eben locker potenziert. Prost!

"The Great Rock'n'Roll Swindle" ist eigentlich gar kein Betrug, es sei denn, man betrachtet die Zusammenstellung bereits veröffentlichter Maxis als solchen. Macht aber keiner. Haas sagt "Willkommen im Strom" und lässt Bässe aufeinander prallen, bis sie krachen, fiepen, wummern und die Floors besinnungslos rocken. Nichts weniger sollte man von einem Mann erwarten, der seinen EPs Titel wie "Stromschleifen" oder "Bolzplatz" gibt.

In der Szene bereits als textilüberdrüssige DJ-Rampensau bekannt, macht Haas auch auf Konserve so ziemlich alles richtig. Metallisch hämmernde Beats lassen die Sinne bei "The Great Rock'n'Roll Swindle" schwindelig werden, frickelndes Minimalbrummen macht "Bow Down Big Man To Get Your Credit, I Watch Your System And Spit Right At It" zu einem unaussprechlichen Groove-Monster. Die jilted generation bleibt auch beim unheimlichem Pochen der "Ravemusick" auf der Überholspur und "Nietenbolzen" ist sowas wie die funktional kickende Tanzbein-Erektion des Albums.

Mit "Zartbitter" und "Monoblock" versteigert sich Haas gegen Ende in einnehmend deliriöse, wundersam hypnotische Ambientcollagen, die noch Minuten nach Ende der Party bedrohlich den Restalkohol-Pegel auf Sparflamme halten. So muss es sein. Anarchie aus Friedrichshain mit dem gewissen Wumms. Bitte in Deckung!