laut.de-Biographie
T.Raumschmiere
Es überrascht nicht sonderlich, dass T.Raumschmiere, bürgerlich Marco Haas, auf eine deftige Punk-/Industrial-Vergangenheit zurück blicken kann. Sein überaus energetischer, krachend basslastiger Gnarz-Techno ist genau genommen nämlich nichts anderes als die Weiterführung rauhbeiniger Gitarren-Chords mit anderen Mitteln. Als Haas 2002 in bester Punk-Attitüde die Boxen einer New Yorker Lounge zum Bersten bringt, registriert die renommierte New York Times verwundert, dass sich hinter dem Monstersound lediglich ein "angry young kraut with a laptop" verbirgt. Ironischerweise wirbt der Laden mit dem Slogan "If it's too loud, you're too old".
Los geht der T.Raumschmiere-Krach im Jahr 1997, als Haas nach Berlin umsiedelt und sein Label Shitkatapult mit Marcus Stotz gründet. Gleichzeitig ruft er das Noise-Projekt Shrubbn mit U. Bomans ins Leben. Als Mitschuldigen an seinem Werdegang nennt er den britischen Sound-Wizard Aphex Twin, der "immer krasser und krasser und krasser wurde und ich mir sagte: Geht doch!" (Haas).
Erste Erfahrungen im Plattengeschäft sammelt der Mann mit diversen Vinyl-Releases im Punkrock-Underground, den er Anfang der 90er Jahre in Heidelberg am Drumkit auslebt. Doch mit dem Umzug nach Berlin kommt die Lust auf Elektronisches und die Idee der Labelgründung. Da der Scheiß irgendwann unters Volk muss, dauert die Namensfindung nicht lange: Shitkatapult. Von der William S. Burroughs-Kurzgeschichte "Traumschmiere" trennt Haas kurzerhand den Titel auf und zweckentfremdet ihn für seine ersten Scheiben "Stromschleifen", "Bolzplatz" (Kompakt) und "Himmel über Berlin" (Sender). Mit Künstlern wie Sami Koivikko, Apparat und Das Bierbeben wächst die Shitkatapult-Mannschaft langsam an. Ende 2002 erscheint mit "The Great Rock'n'Roll Swindle" eine T.Raumschmiere-Compilation, auf der Haas einige seiner Maxi-Tracks versammelt. Die Sachen treffen im Jahr 2000 in unnachahmlicher Härte die Floors der Republik, zuvor bastelt er mit Miss Tigra noch am Projekt "Pop Poisoned Poetry", einer Mischung aus Performance, Lesung und Konzert mit dänischen und englischen Texten.
Ende 2000 werkelt er an der Berliner Veranstaltungsreihe "Erlösung durch Strom" (auch ein Songtitel) im NBI mit und musiziert zusammen mit Hormel Eastwood (Oboe, Sax) an einem Ambient-Jazz-Projekt. 2001 ist dann wieder Zeit für rockende Techno-Releases und so erscheint die "Zartbitter"-EP und "Musick" auf Kompakt. Nebenbei schustert Haas fleißig Remixe für Labelmates vom Rechenzentrum und Slicker. Letzterer ist beim Chicagoer Experimental-Label Hefty unter Vertrag, auf dem 2002 T.Raumschmieres Album "Anti" erscheint. Im Vergleich zu "The Great Rock'n'Roll Swindle" geht Haas hier deutlich leisere Wege, die dem Minimal-Techno-Genre zuzuordnen sind.
2003 kommt beim deutschen Mute-Ableger Novamute unter dem Titel Radio Blackout ein wahres Wunderwerk in Sachen Knarzen, Bratzen und Schaffeln heraus. Dazu zählt auch die Single "Monsterdruck Driver" mit Miss Kittin an den Vocals. Im Herbst 2005 veröffentlicht er mit "Blitzkrieg Pop" sein zweites Album für die Berliner. Mit einer Reihe von Gästen wie Ellen Allien sowie dem Shitkatapult-Act Quasimodo Jones und Judith Juillerat, dem neuesten Signing seines Labels.
2006 erscheint schließlich ein neues T.Raumschmiere-Album mit dem Titel "Random Noize Sessions Vol. 1". Enthalten sind Tracks, die in den Jahren 1999 - 2005 entstanden sind und T.Raumschmiere von seiner Ambient-Seite zeigen. Auch in den 10er Jahren bleibt Haas am Ball und veröffentlicht sogar wieder auf seinem früheren Label Kompakt ("Heimat").
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