laut.de-Kritik
Als stünde Marilyn Manson am Mikrofon.
Review von Daniel StraubFür Menschen, die nicht tagtäglich mit elektronischer Musik in Berührung kommen, sind Acts wie T.Raumschmiere ideal. Macht Marco Haas nämlich auf Rocker, dann klingt T.Raumschmiere wie eine richtige Band.
Die ansonsten so kühl und präzise arbeitenden Soundmaschinen, knacken und knarzen, dass es eine Wonne ist, und Haas ist in seinem Element: Aus dem Schweiß geborener Techno-Rock.
Und da Haas gerne Gesellschaft im Studio hat, sind auch auf "I Tank U" wieder zahlreiche Gäste zu hören. Die bringen allerlei Facetten in den Sound ein und sorgen für Abwechslung. Zu hören sind unter anderem die Toygroup Puppetmastaz, die jüngst etwas abgetauchten Punkrock-Elektroniker von Warren Suicide und die genauso überschätzten wie derzeit wohl unvermeidlichen Deichkind.
Was als Namedropping noch ganz schlüssig klingt, verliert im Laufe des Albums leider jeden Glanz. Den besten Auftritt liefern die Puppetmastaz und Lilian Hak mit ihren Kooperationen ab. Hier ergänzen sich Vocals und Sounds zu zwei überaus gelungenen Nummern. Die übrigen Tracks dagegen bleiben blass oder schlagen im Fall von Deichkind ins Extrem der pubertären Aufdringlichkeit über.
Wäre ja alles nicht so schlimm, würde Haas wenigstens bei den Stücken, die er selbst singt, eine gute Figur machen. Das Gegenteil ist leider der Fall. Da werden Effekte drübergelegt bis man den Eindruck hat, ein zweiter Marilyn Manson stünde am Mikrofon.
"The Front Row Is Not For The Fragile!!" und "Crack A Smile" mögen live vielleicht ganz gut ankommen. Sie auf CD rauszubringen zeugt aber von einer wirren künstlerischen Selbsteinschätzung. Kein Wunder, dass "I Tank U" insgesamt einen ziemlich planlosen Eindruck hinterlässt. Ideen, die einen Song tragen könnten, braucht man hier nicht zu erwarten.
Immerhin veröffentlicht T.Raumschmiere ab und an ein Ambient-Album. Das ist die derzeit mit Abstand interessanteste Spielwiese, auf der Haas für T.Raumschmiere nach einem Weg in die musikalische Zukunft sucht.
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