laut.de-Kritik
Latent anarchistisches Lärmen voller Wut.
Review von Gregory Britsch"I got my shit done and I'm ready tonight", schreit T.Raumschmiere im zweiten Stück "Sick Like Me", das mit seinem Refrain zum Mitgrölen und Bierdosenkegeln geradezu animiert. Aber bereit wofür? Um den Status quo im Pop und seine Protagonisten Mores zu lehren?
Eine genüssliche Vorstellung allemal, zu sehen, wie er im Hauruckverfahren die Verhältnisse auf den Kopf stellt, nach dem Motto: Für nichts, gegen alles. "I think I blow it all away". Ja, bitte. Nach Jahren der Verwirklichung als Technoproduzent, in denen Marco Haas mit Tracks wie "H Babe" in den Clubs für Aufruhr sorgte, kehrt er zurück zu seinen musikalischen Wurzeln – namentlich Punk.
Der Nachfolger zu "Radio Blackout" jedenfalls sollte, Zitat, "die lauteste Popplatte der Welt" bzw. "eine Ambientplatte mit Punkrockstücken" werden. Mit "kurzen" und "knackigen" Songs. So weit, so gut. Lautstärke und Intensität von Text und Musik entsprechen durchaus dem im CD-Booklet abgebildeten Panzer mit Riesenmegafon statt Kanone auf dem Turm. Der Fokus verschiebt sich vom zuvor omnipräsenten Knarzen, Bratzen und Schaffeln – abgesehen von "All Systems Go!" sowie "An Army Of Watt" – zu einem latent anarchistischen Lärmen voller Wut und Anklagen à la "Blitzkrieg Pop", "Sick Like Me" oder "Mess". Nur, dass bei Letzterem Shitkatapult-Kollege Quasimodo Jones sein Organ mit im Spiel hat.
Das Dröhnen und Wüten der T.Raumschmiere erfährt wiederum Unterbrechungen der Besinnung. Mit Haasschem Ambient wie dem Pluckern in der "Rumpelkammer", das Unken und Zirpen des "Grottenolms" (Herr Eulberg lässt grüßen), oder das eher nachdenkliche "Patridiot". Der Mann hält, was er verspricht. Kühler und technoider gestalten sich "Diving In Whiskey" mit Ellen Allien und "3 Minutes Happiness" mit der Französin Judith Juillerat, die beide allenfalls mit ihrem Akzent auffallen.
Anlass zum Stirnrunzeln gibt allerdings "A Very Loud Lullaby", das Frau Nasic von den verblichenen Guano Apes zum Besten gibt. Im Infotext übrigens als pikant beschrieben. In der Tat. Sofern ein Teil der GA-Fangemeinde sich seinem Sound öffnet, kann Herrn Haas das nur recht sein. Denn sein Output hat definitiv mehr zu bieten als Die Happy. Um es mit seinen Worten zu halten: "Hey, hey, there's nothing left to say". Yo, stay anti, dude.
Noch keine Kommentare