Porträt

laut.de-Biographie

Tefla und Jaleel

"Wir sind die Zonis mit dem Faible für das eigene Independentlabel" (aus "Introview")

Tefla & Jaleel - Nichts Ist Umsonst
Tefla & Jaleel Nichts Ist Umsonst
Bässe muss man nicht hören, Bässe muss man spüren ...
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Die neuen Bundesländer hinken gut zwölf Jahre nach der Einheit dem westdeutschen Rest in allen Belangen noch hinterher. Die Musiklandschaft macht da keine Ausnahme. Mehr als seltsamen Deutsch Rock à la Karat, Puhdys, Prinzen oder zu guter Letzt Niemand hat der Ottonormalverbraucher bis jetzt nicht aus Ostdeutschland vernommen (von Ost-Berlin einmal abgesehen). Die Hip Hop-Szene ist da schon etwas weiter, denn Chemnitz ist auf dem besten Weg eine lebendige, unabhängige Oase in der Hip Hop-Wüste neue Bundesländer zu werden. Schuld daran sind zum einen die Phlatline-Jungs, u.a. Veranstalter des Splash-Festivals, sowie Tefla und Jaleel, ihres Zeichens raptechnisches Aushängeschild der ehemaligen Karl-Marx-Stadt.

Die beiden Emcees geben vor drei Jahren beim Splash '99 vor ca. 13000 B-Boys und Fly-Girls ihren Einstand. Zum ersten Mal kommt die überregionale Szene mit Tefla und Jaleel in Berührung. Auf Grund ihres legendären Video-Debuts "Rhythmus Mafiosi" von der "Streckenabschnitts"-Maxi avancieren sie zu den Aushängeschildern des Festivals, da das Video ausschließlich auf dem Splash selbst spielt. Noch Jahre später wissen viele Leute gar nicht, dass Tefla und Jaleel mit dem Festival direkt nix zu tun haben. "Wir haben mit dem Splash sehr wenig zu tun. Wir sind nur an diversen Brainstorm-Meetings zwecks neuer Ideen und Verbesserungen beteiligt, aber für die Exekutive sind im Endeffekt drei Mann zu ständig."

Doch natürlich bewegen sich die Zwei nicht erst seit '99 im Chemnitzer Hip Hop-Underground. Lassen wir Tefla zu Worte kommen: "Es gab Anfang der Neunziger einen Hip Hop Club in Chemnitz, der versuchte, die lokale Szene unter einen Hut, sprich Dach, zu bringen. Es gab Workshops, Breakdance, Rappen, Djing, Graffiti. Das ganze wurde iniziert von der Doya-Posse. Auf jeden Fall wurde versucht, die lokale Szene irgendwie zusammen zu halten. Diese Posse hat sich irgendwann zerschlagen." Während Tefla danach einsam und allein an seinen Rapskillz feilt, ist Jaleel schon einen Schritt weiter. Er rappt mit ZM Jay bei der Gruppe Reimfall, die jeweils einen Song zu den Samplern "Halb Sieben Records" und "Pionier Manöver 1-2". Nach der Trennung gründet er 1996 mit den DJs Ron und Shusta in Chemnitz die Phlatline-Tapes. Es folgen viele Mixtapes, und Jaleel entwickelt seine DJ-Skillz. Da sich auch Tefla immer noch in der heimischen Szene bewegt, formieren sich die beiden '97 zu Tefla und Jaleel.

"In diesem Zeitraum hat dann my Man Jaleel nach seiner Rapkarriere angefangen zu produzieren. Ein bisschen Geld von den Eltern geliehen, um Studio-Equiment zu erwerben. Anfänglich habe ich dann drauf gerappt, bis zu dem Tag, an dem wir einen Track hatten, auf dem zwei Leute rappen mussten, da dort eine Art Rollenteilung vorgenommen werden musste. Ich war Tefla 007 und ich brauchte einen Agentenchef gegen Dr. No Cotura."

 - Aktuelles Interview
Tefla und Jaleel "Hey, das ist mein Kumpel und der ist schwarz. Na und?"
Die beiden Chemnitzer Tefla und Jaleel sind ein Phänomen in der deutschen Hip Hop-Szene. Als enge Freunde der Splash-Macher gehören sie zudem zum Inventar des größten Hip Hop/Reggae-Festivals Europas.

In den Jahren 1998 u. 99 machen Tefla und Jaleel mit der angesprochenen "Streckenabschnitt"-Maxi und dem "Wenn Zonis reisen"-Track auf der Plattenpapzst LP "Full House" auch landesweit auf sich aufmerksam. In Verbindung mit ihren legendären Splash-Auftritten erreichen sie sogar Kultstatus, ohne bis jedoch ein ganzes Album auf dem Markt zu haben. Fast jeder der Headz steht den beiden Chemnitzern positiv gegenüber. In einer Szene, die vor der Jahrtausendwende zum Polarisieren neigt, ist das eine einzigartige Sache. Trotz Underground-Fame und guter Kritiken wird die Philosophie der kleinen Schritte fortgesetzt. Ein Auftritt beim Splash 2000 und ein Beitrag zum Festival Sampler sind die einzigen Lebenszeichen des Duos.

Doch schon im nächsten Jahr holen Tefla und Jaleel zum großen Schlag aus. Als Appetitanreger erscheint Anfang 2001 die Swinger Club-Maxi auf der auch u.a. Künstler(innen) wie Pyranja oder DCS zu finden sind. Im Frühling nutzen sie dann die Chance, ihr neues, unveröffentlichtes Material einem größerem Publikum vorzustellen und ersetzen den ausgestiegenen Mr. Schnabel auf der Nico Suave-Tour. Ihr Debut "Interview" steht dann Anfang Juni in den Plattenläden und steigt auf Position 40 in die Media Control Charts ein. Zwar wird ihr Album von einem Major vertrieben, aber gesignt sind sie beim hauseigenen Phlatline-Label. Der erfolgreiche Sommer findet seinen Höhepunkt beim Splash 2001 vor über 30.000 B-Boys und Fly-Girls. Zum ersten Mal verfügen Tefla und Jaleel über ein gesamtes Set und rocken ganz kräftig das Haus am Stausee Oberrabenstein. Durch ihre Unabhängigkeit mit Phlatline und ihrer Liebe zum Hip Hop stehen den Beiden in Zukunft alle Türen offen.

Und aus diesem Grund besitzen sie auch die Möglichkeit und den Mut, mit ihrem zweiten Album neue Wege zu betreten, die man so in Deutschland noch nicht kannte. Auf ihrer Platte "Direkt neben Dir", die Mitte Oktober 2002 in den Plattenläden steht, kreieren Tefla und Jaleel als erste einheimische Band ihre Interpretation des Jiggy-Styles. Bouncende Beats, viel Club-Appeal und eine humorvolle Großmaulattitude machen das Werk zur deutschsprachigen Sound-Speerspitze.

Interviews

Alben

Tefla und Jaleel - Interview: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2001 Interview

Kritik von Stefan Johannesberg

Wenn Zonis rappen, bleibt kein Gehörgang trocken. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Homepage der Chemnitzer

    Aktuell, reichhaltig und irgendwie ulkig ...

    http://www.tefla-jaleel.de
  • Phlatline Records

    Alles übers Splash, Phlatline-Mixtapes, Tefla und Jaleel usw.

    http://www.phlatline.com
  • Das LAUT-Interview

    "Hey, das ist mein Kumpel und der ist schwarz. Na und?"

    /vorlaut/interviews/2002/02/07/02501/index.htm

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