laut.de-Biographie
Tingvall Trio
Wer Jazz bislang lediglich für intelektuelles Gehabe hielt, den belehrt das Tingvall Trio eines Besseren. Mit eingängigen Melodien und überschwänglichen Improvisationen begeistern der schwedische Pianist, Komponist und Namensgeber Martin Tingvall, Schlagzeuger Jürgen Spiegel und Bassist Omar Rodriguez Calvo nicht nur das Szenepublikum. Auch die Fans populärer Musik schätzen das Schaffen der Truppe.
Für Martin Tingvall ist das kein Wunder. Schließlich nähert er sich dem Jazz aus eben dieser Richtung an. "Ich komme eigentlich aus dem Rock", berichtet der Tastenmann, "meine erste Band, das war so AC/DC-Zeug, Whitesnake, da habe ich ein paar Töne Orgel gespielt. Ein guter Freund, der Gitarrist Anders Nilsson, gab mir dann The Real McCoy, das war unfassbar: pure Energie, jeder Ton. Dadurch bin ich auf Joe Henderson gekommen, der spielt da mit; und dann Coltrane "A Love Supreme" – und von da an gab es keinen Weg zurück."
Zu dieser Zeit lebt der Musiker noch in seinem Heimatland Schweden. Dort feiert er mit dem Quartett Kail die ersten Erfolge. Die Formation, in der sich auch der Saxophonist Joakim Milder befindet, gewinnt einen der wichtigsten Jazzpreise des Landes. Daraufhin geht die Band auf ausgedehnte Clubtour und spielt einen Gig für den öffentlichen Rundfunk ein.
Studien in Komposition und Jazzklavier verschlagen Tingvall ins niederländische Groningen. An der Hochschule trifft er auf den Drummer Jürgen Spiegel, der sich als Studiomusiker im Bereich Rock und Pop bereits einen guten Ruf erspielt hat. Spiegel lädt den Pianisten nach Deutschland ein und offeriert ihm einen Platz in seiner Hamburger WG. Tingvall nimmt das Angebot an.
Infolge musizieren die beiden für das Majorlabel Universal. Unter anderem in der Begleitband des Pop-Duos Orange Blue. In dieser Gruppe befindet sich auch der kubanische Bassist Omar Rodriguez Calvo. Auf einer großen Konzertreise des Pop-Acts versuchen sich die drei Musiker immer wieder gemeinsam an den tingvallschen Kompositionen. Das Vergnügen und die Resultate dieser musikalischen Ausflüge veranlassen 2003 zur Gründung des Tingvall Trios.
Das frische Projekt spielt sich durch die Hamburger Clubs und erntet gerade beim Jungen Publikum große Begeisterung. Bei einem dieser Gigs weilt auch Bernd Skibbe, Eigentümer der Plattenfirma Skip Records, unter den Zuhörern. Er zeigt sich beeindruckt und ermöglicht bereitwillig die Produktion des Tingvall Trio-Debüts "Skagerrak".
Das Album erscheint 2006 und gerät zu einem nationalen Erfolg mit enormem Presse-Echo. Den untermauert das Trio zwei Jahre später mit dem Longplayer "Norr". Der leicht zugängliche und zugleich qualitativ hochwertige Jazz der Gruppe bleibt auch im Ausland nicht unbeachtet. So darf sich das Tingvall Trio über volle Konzertsäle in Skandinavien, Österreich und Polen freuen.
Jenseits der umjubelten Tourneen hält sich Martin Tingvall oft im südschwedischen Dorf Snårestad auf, um weitere Songs zu komponieren. Die jüngsten Früchte seiner Solo-Arbeit finden sich auf den folgenden Alben "Vattensaga" (2009) und "Vägen" (2011) oder "Distance" (2015).
Auch das Tingvall Trio bleibt produktiv und veröffentlich t in größeren Abständen neue Platten, darunter "Beat" (2014), "Cirklar" (2017), "Dance" (2020) und "Birds" (2023).
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