Porträt

laut.de-Biographie

Vashti Bunyan

30 Jahre lang hätte die Suche nach Vashti Bunyan zu einer Farm in Irland zu einer Frau geführt, die mit dem täglichen Geschäft eines Bauernhofs und dem Großziehen von drei Kindern beschäftigt ist. Und keine Ahnung hatte, dass ihr geflopptes Debütalbum nicht in den prall gefüllten Papierkorb der Popgeschichte gelandet war, sondern zu Höchstpreisen gehandelt wurde.

Eine bemerkenswerte Geschichte, die 1945 mit Bunyans Geburt in London beginnt. Als 18-Jährige entdeckt sie während einer Reise nach New York die Musik Bob Dylans und beschließt, eine Karriere als Singer/Songwriterin einzuschlagen.

Der Anfang ist vielversprechend: Andrew Loog Oldham, Manager der Rolling Stones, nimmt sie unter Vertrag und legt ihr ein Stück von Jagger/Richards vor die Nase. Die Single "Some Things Just Stick In Your Mind" (1965) hinterlässt aber ebenso wenig einen Eindruck wie ihr eigenes Lied "Train Song", das ein Jahr später erscheint.

Also begibt sich Bunyan mit einem Pferdekarren auf die abgelegenen Hebriden vor der Küste Schottlands, wo sie sich einer Hippie-Kommune anschließt. Während der Reise schreibt sie die Lieder, die 1970 auf ihrem Debütalbum "Just Another Diamond Day" landen.

Obwohl die Umstände günstig erscheinen – unter anderen ist Robert Kirby am Werk, der die ersten zwei Platten von Nick Drake arrangiert, - hinterlässt das Album keinerlei Spuren auf dem Markt. Ähnlich wie Drake ist Bunyan so enttäuscht, dass sie der Musik den Rücken kehrt.

"Ich hatte das Gefühl, dass es sich um nichts anderes als ein riesiges Scheitern handelte. Das einzige, was mir blieb, war, den Traum zu vergessen und etwas anderes zu machen", erzählt sie Jahre später in einem Interview. Sie zieht sich nach Irland zurück und hält sich 30 Jahre lang mehr schlecht als recht über Wasser.

2001 flattert ihr ein Brief von Devendra Banhart ins Haus, in dem der New Yorker Musiker seine Bewunderung ausdrückt und um eine Zusammenarbeit bittet. Die wenigen Exemplare von "Just Another Diamond Day" sind zu diesem Zeitpunkt bis zu 2.000 US-Dollar wert, Sängerin wie Album genießen in der neuen Folkszene Kultstatus. Mit Erstaunen stellt Bunyan fest, dass sie sich zu einem hoch gehandelten Namen entwickelt hat.

Nach mehreren Zusammenarbeiten veröffentlicht sie 2005 ihr zweites Album "Lookaftering", das wesentlich besser abschneidet als ihr erstes. Zum ersten Mal in ihrem Leben begibt sie sich auf eine ausgedehnte Tour, die auch in die USA führt.

Umstritten ist dagegen ihre Entscheidung, den Titelsong ihres Debüts für einen Werbespot von T-Online in Großbritannien freizugeben. "Als ich jung war, habe ich mir nur eines gewünscht: Kommerziell erfolgreich zu sein. Das hat nicht geklappt, also habe ich mein ganzes Leben umgekrempelt. In diesem Sinne ist es folgerichtig, dass ein Song von mir für Werbezwecke verwendet wurde", erklärt Bunyan ohne Reue. "Hoffentlich reicht das Geld, um das Studium meines Sohnes zu finanzieren".

Alben

Surftipps

Noch keine Kommentare