Vetiver - " The Errant Charme"

Vom Freakfolk, den er einst als Mitglied der Band von Devendra Banhart fabrizierte, hat sich der amerikanische Songschreiber Andy Cabic längst emanzipiert. Als Vetiver-Mastermind wandelt er seit Jahren auf eigenen Pfaden und hat nun sein mittlerweile fünftes Album veröffentlicht.

Mit "The Errant Charme" knüpft die Band an den wunderbaren Vorgänger "Tight Knit" an und arbeitet weiter an ihrer Vorstellung eines Neo-Folk, der die weitgehend unaufgeregten und mit weicher Gesangsstimme vorgetragenen Melodielinien mit einer geschmeidigen wie variablen Soundkulisse kombiniert.

Das häufig mit sanften Ambient-Effekten grundierte Werk setzt mit einer zurückgelehnten Heiterkeit Akzente. Statt auf schmissige Refrains konzentrieren sich Vetiver weitgehend auf flüssige Arrangements aus gezupfter oder geschlagener Akustikgitarre, zu der sich Bass, Vintage-Orgel und sachte agierendes Schlagwerk gesellen.

Wie der Titel andeutet, ähnelt die Platte einem verträumt-lässigen Umherschweifen mit dezentem Retro-Touch. Hier glaubt man ein Klangbild Fleetwood Mac'scher Prägung zu erkennen ("Hard To Break"), dort fühlt man sich an die melodische Behaglichkeit von Teenage Fanclub ("Wonder Why") oder der Byrds erinnert. Ab und an scheinen sich auch rhythmische Muster früher Yo La Tengo-Songs ("Fog Emotion", "Right Away") eingeschlichen zu haben.

Trotz aller Reminiszenzen gehen Vetiver ihren eigenen Weg in betont schlenderndem Tempo, ohne irgendwem auf die Füße zu treten. Der behaglichen Atmosphäre, die schließlich in einer ätherisch anmutenden Stimmung endet ("Faint Praise", "Soft Glass") kann auch das sympathische "Ride Ride Ride" mit kerniger E-Gitarrren-Akkordfolge nichts mehr anhaben. In ihrer Beiläufigkeit, die man auch als Unscheinbarkeit auslegen könnte, liegt die Stärke dieser Band. Nur durch den Verzicht auf den extrovertieren Gestus gelangt sie zu dieser schwebenden Harmonieseligkeit.