laut.de-Kritik

Folk-Highlight zwischen Traditional und Neo.

Review von

Mit prominenten Musikern wie Colm O'Ciosoig (My Bloody Valentine), Joanna Newsom oder Hope Sandoval hat der Amerikaner Andy Cabic 2004 sein Debüt unter dem Moniker Vetiver veröffentlicht. Mit "Tight Knit" ist nun sein bereits viertes Werk auf dem Markt, das auch mit weniger bekannten Musikern Akzente setzt. Erneut knüpft er gewandt ans traditionelle Folk-Verständnis eines Townes Van Zandt an ebenso wie an den Neo-Folk eines artverwandten Devendra Banhart. Raum für sanfte Southern-Rock- und Psychedelia-Anleihen bleibt trotzdem noch.

Wunderbar eröffnet "Rolling Sea" das Album in Lagerfeuer-Manier zur gezupften Gitarre, weichen Drums und ganz behutsamen Keyboardflächen, während "Sister" vom Bass und der E-Gitarre markanter rhythmisiert wird und die Lap Steel immer wieder sanft ihre Kreise zieht. Der unaufdringliche Gesang Cabics und die unprätentiösen Melodielinien machen schon jetzt deutlich, dass dieser Mann nicht auf die Kurzlebigkeit der großen Geste setzt, sondern auf eine zurückhaltende Lässigkeit, der die Zeit wenig anhaben kann.

Während sich der Indiepop von "Everyday" mit heiterer Akkordfolge, flockigem Basslauf, Tamburin und Background-Gesängen ebenso mit angezogener Gutlaunigkeit glänzt wie "More Of This", generieren in "Down From Above" der Synthesizer, vernebelt anmutender Gesang und die Akustische ein sanfte psychedelische Atmosphäre, die sich in "At Forest Edge" erneut findet und in hippieesker Gemächlichkeit ausbreitet.

Äußerst sympathisch ist es anzuhören, wie in "On The Other Side" ein artifizieller Beat den Takt vorgibt und zwei Gitarren wunderbar harmonierend einen Blues andeuten. Oder wie "Another Reason To Go" mit Drums, Bläsern und funkigen Keyboardläufen sich ganz gegen die Konventionen einen Reggae-Rhythmus einverleibt.

Dass das Album bei aller stilistischen Vielseitigkeit dennoch ungemein kohärent daherkommt, mag daran liegen, dass Cabic in seinen Songs weitgehend auf schmissige Refrains verzichtet, dem Hörer aber dennoch mit enorm entspannten Melodien, die diesem kauzig-liebenswerten Gesang prächtig stehen, ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Weil eine solche charmante Unauffälligkeit auf harmonische Arrangements und eine großartige Instrumentierung trifft, haben Vetiver mit ihrer uneingeschränkten Auslegung von Folk wieder alles richtig gemacht.

Trackliste

  1. 1. Rolling Sea
  2. 2. Sister
  3. 3. Everyday
  4. 4. Through The Front Door
  5. 5. Down From Above
  6. 6. On The Other Side
  7. 7. More Of This
  8. 8. Another Reason To Go
  9. 9. Strictly Rule
  10. 10. At Forest Edge

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