laut.de-Biographie
Ward 21
Wenn sich eine Crew nach der berüchtigten psychiatrischen Abteilung des Kingstoner Universitätskrankenhauses benennt, sollte man besser auf ein gerüttelt Maß an Durchgeknalltheit gefasst sein. Konfrontiert mit der irren Truppe stellt man fest: Der Wahnsinn hat Methode - und dahinter steht ein mächtiger Mentor.
Den Grundstein für Ward 21 legt die jamaikanische Produzentenlegende King Jammy höchstpersönlich. Er versammelt die Mitglieder der Combo, die ab Ende der 90er Jahre die Dancehall-Szene aufmischen soll, in den Reihen seines - gar nicht größenwahnsinnig betitelten - Soundsystems The Mighty King Jammys Super Power.
Mark 'Mean Dog' Henry wächst in der St. Lucia Road auf, derselben Straße im Kingstoner Ghetto Waterhouse, in der King Jammy sein Aufnahmestudio betreibt. Erste musikalische Ambitionen tobt er bei einem anderen Soundsystem aus, bis ihn Jammy für die eigene Truppe abwirbt.
Mean Dog bringt Erfahrungen als Tontechniker bei Bounty Killer mit und arbeitet bald auch in Jammys Studio und kümmert sich zudem um die geschäftlichen Belange der Gruppe. 2005 gründet er, parallel zu seinem Engagement bei Ward 21, sein eigenes Label Looney Bin.
Er und King Jammys Sohn holen gemeinsam Andre 'Suku' Gray ins Boot. Für ihn findet sich ebenfalls ein Job in Jammys heiligen Hallen. Neben einem Talent fürs Produzieren (in dessen Genuss unter anderem Sean Paul kommt) bringt Suku die richtigen Kontakte mit.
Seinem Ruf folgen Ranaldo 'Rumblood' Evans, der bereits seit Highschool-Tagen in der Szene aktiv ist, und Kunley McCarthy. Letzterer schlug sich bisher mit diversen Jobs, unter anderem als Buchhalter, durch, entpuppt sich in der kreativen Atmosphäre um King Jammy jedoch als potenter Sänger, Songwriter und Produzent.
Jammy bietet seinen fantastischen Vieren Rat, Hilfe und - besonders wertvoll - die Spielwiese, um die erfrischend unverstellte Herangehensweise an die Musik ausgiebig auszuprobieren. Unter seiner Regie entsteht 2001 der erste Longplayer "Mentally Disturbed".
Die BBC feiert die "new boys in town": "Auch, wenn man ihr Album mit einem 'Parental Guidance Advisable'-Sticker versehen möchte: Es gehört einfach in jede Dancehall-Sammlung. Wenn diese Gruppe sich noch weiter entwickelt, sind große Dinge zu erwarten."
Insbesondere die Vocals begeistern Fans und Kritiker. Ward 21 teilen sich die Bühnen bald mit Black Uhuru, Yellowman, Shaggy und Gentleman und erspielen sich bei zahllosen Auftritten in der Karibik, den USA und vor allem in Europa eine respektable Anhängerschaft.
Die verübelt der Gruppe jedoch offenbar den auf dem dritten Album "King Of The World" allzu heftig ausgelebten Flirt mit dem R'n'B. Rumblood nimmt in der Folge seinen Hut. Zum Trio geschrumpft, besinnen sich Ward 21 mit "Genesis" wieder auf ihre Stärken. Neben alten Reggae-Hasen wie Sly & Robbie arbeiten sie inzwischen auch mit europäischen Produzenten zusammen.
"U know how we roll"? Sämtlich nicht nur Musiker, sondern auch Tontechniker, Produzenten und Label- und Soundsystem-Betreiber, kennen die Mitglieder von Ward 21 die herrschenden Regeln genau - und brechen sie nahezu alle.
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