30. Oktober 2017

"Es kommt zurück wie Fidget Spinner"

Interview geführt von

Mehrere Anläufe und zweieinhalb Jahre, für Deutschrap-Verhältnisse also eine Ewigkeit, haben Zugezogen Maskulin gebraucht, um ihrem klassikerverdächtigen Debüt "Alles Brennt" einen Nachfolger hinzuzufügen.

Es scheint sich gelohnt zu haben: "Alle Gegen Alle" erfüllt viele große Hoffnungen, ohne nur auf Bewährtes zu setzen. Wieso die beiden Vorab-Singles noch genau dies befürchten ließen, weshalb sie die Romantik des Indie-Labels hinter sich ließen und warum sie froh sind, nicht beim Bundestagswahl-Special "Straßenwahl" mitgemacht zu haben, erklärten uns die beiden im Skype-Interview.

Heute morgen ist euer erstes Interview zur neuen Platte erschienen, das schon vor einer Weile gedreht wurde. Da wart ihr nach eigenen Angaben noch frisch, habt aber schon prophezeit, in ein paar Wochen wohl nur noch in vorgefertigten Sätzen antworten zu können. Wie schlimm ist es mittlerweile?

Grim104: Jetzt würde ich gerne einen schön vorgefertigten Satz sagen (lacht). Ach, na ja. Zweiter oder dritter großer Promotag: Es geht. Jetzt gerade ist noch so die Phase, in der es auch irgendwie Spaß macht und in der man gerne darüber spricht. Die Antworten sind noch nicht ganz festgelegt ...

Testo: Ich hab mir tatsächlich nach dem letzten Promotag, an dem es schon sehr blockartig war, vorgenommen, diesmal nicht noch mal das Gleiche zu labern. Jetzt werde ich einfach einzelne Wörter austauschen.

Habt ihr schon Lieblingsfloskeln entwickelt?

Testo: "Früher hat man ja nur auf der Arbeit und in der Schule konkurriert. Jetzt mit Social Media treten auch die Privatleben gegeneinander an."

Grim104: Ich kann's noch nicht verraten.

"Ein Refugees-Welcome-Song wäre wie Fische aus einem Fass zu angeln" hat noch keine Karriere gemacht?

Grim104: Doch, aber das muss ich noch irgendwelchen linken Blogs als ernsthafte Antwort verkaufen. Deshalb kann ich das noch nicht der Lächerlichkeit preisgeben.

Ihr seid vom romantischen Indie-Label Buback zur Major-Firma Four Music gewechselt. Nach außen hin steht ihr jetzt neben Mark Forster, Jennifer Rostock und Joris im Repertoire – mit einem lachenden und einem weinenden Auge?

Grim104: Das sind alles coole Typen. Und die sind auch alle als Feature auf dem Album drauf.

Testo: Wir haben ja nicht das große "Herz und Kopf"-Album gemacht. In der Albumproduktion hat es, wie du schon gesagt hast, gar keine Rolle gespielt. Außer dass wir jetzt mehr Power haben, um geilere Videos zu machen.

Grim104: Ja, ähm. (druckst herum) Ja, Punkt.

Ich schätze gerade dich, Grim, schon als Romantiker ein, der viel darauf gehalten hat, bei Buback zu sein.

Grim104: Natürlich bin ich ein romantischer Typ. Aber leider muss auch ich mich irgendwelchen wirtschaftlichen Realitäten stellen. Das ist dann natürlich der Unterschied: Buback ist ein nices, schlaues, cooles Label – aber eben klein. Das ist halt struggle, struggle, struggle. Es ist wahrscheinlich auch einfach das Schicksal des Indie-Labels: Du bist das coole, sympathische Label, aber der erfolgreiche Act macht seine erste, vielleicht noch seine zweite Platte bei dir, und geht dann weiter. Das ist ja leider bei den meisten Bands so. Da kann ich mich nicht von frei machen. Ich würde jetzt auch gerne einen coolen, schlauen Grund nennen. Aber natürlich ging's um Wachstum.

Testo: Es mag sein, dass es Leute gibt, die sagen: mega uncoole Scheiße. Ist okay. Aber letztendlich ist ja die Kunst, die wir mit diesen Mitteln machen konnten, wie zum Beispiel Videos und so weiter, das was bleibt.

Grim104: Ich glaub, das sind auch oft die Ansprüche von Fans: die Band als Imagination oder Personifizierung von allem Guten, Integren, Coolen und so weiter und so fort. Aber die Band als reales Gefüge aus realen Menschen, die eine Miete bezahlen müssen – damit lässt sich das eben schlecht vereinbaren.

Waren die Buback-Leute denn enttäuscht?

Testo: Die haben jetzt nicht gesagt: hey, super. Es ist aber ja auch cool und schmeichelhaft für uns, wenn jemand sagt: Schade – wäre cool gewesen, wenn wir weitergemacht hätten. Aber mittlerweile sind, glaube ich, so die ersten Gefühel verraucht. Wir sind ja weiterhin im Booking da, und Stephan Rath von Buback macht auch unsere Promo. Wir haben nach wie vor Kontakt zu den Leuten und es ist ein cooles Verhältnis.

"Alle Gegen Alle" sollte ja anders klingen als "Alles Brennt", so lautete euer Vorhaben sowie die klare Ansage im Pressetext. Doch sowohl bei den ersten beiden Singles als auch bei den ersten Tönen des Intros habe ich zunächst eher Gegenteiliges befürchtet, da das doch recht nahtlos angeknüpft hat. Wolltet ihr mit den Überraschungen bewusst noch etwas hinter'm Berg halten?

Grim104: Die große Überraschung kommt ja noch. Welches ist die größte Überraschung für dich?

Weil er so wichtig ist, wahrscheinlich der Titeltrack "Alle Gegen Alle".

Grim104: Genau, damit hast du dir die Antwort schon selber gegeben: Der große Troll-Moment kommt noch [bzw. kam mittlerweile, d.Red.].

Testo: Es war schon ein bisschen der Gedanke, jetzt nach dem Labelwechsel und der Albumankündigung nicht den richtig harten Bruch zu machen, sondern einen smoothen Übergang.

Grim104: Ich glaub tatsächlich, wenn "Alle Gegen Alle" als erstes erschienen wäre, wäre es so der Ach-du-Schande-was-ist-da-denn-los-Moment gewesen.

Testo: Wär vielleicht im Nachhinein der bessere Move gewesen. Aber ja, gut. Scheiß drauf.

Warum besser? Weil mutiger?

Testo: Ja, weil es mehr Leute irritiert und aufgeregt hätte.

Grim104: Es knallt dann einfach mehr. Aber wie gesagt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das machen wir jetzt am 20. Oktober, den großen Knalleffekt.

"Berlin ist eine gute Anlaufstelle für Irrsinn und Quatsch"

Es sind wieder fast alle Beats von Silkersoft, der dadurch ja mittlerweile fast eine Art Crewmitglied bzw. euer Hausproduzent geworden ist. Lief das dennoch weiterhin über unromantisches Beat-Picking – oder wurden euch die Sachen quasi auf den Leib produziert?

Grim104: Diesmal ist es tatsächlich alles deutlich romantischer geworden. Wir haben mit Silkersoft, NVIE Motho und Kenji451 angefangen, so richtig in einer Hütte. Da haben wir das totale Romantikprogramm hochgedreht, was sich aber leider nicht so ganz mit der Realität … also: Wir wussten noch nicht wo's hingeht. Die wussten es auch nicht, und haben sich dann erst mal wieder am "Alles Brennt"-Sound orientiert, einfach weil es keine anderen Referenzen gab.

Testo: Naja, das Problem war halt, dass wir gesagt haben: Das soll nicht wie "Alles Brennt" klingen, das soll kalt und hart klingen. Dann haben die kalte und harte Beats gemacht. Und wir waren so: Nee, Mann, das soll nicht kalt und hart klingen, das soll warm klingen. Es war irgendwie noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Grim104: Es hat ein bisschen gedauert, bis eine fertige Vision da war, wie die Platte klingen soll. Dann hat uns Silkersoft aber tatsächlich sehr viel auf den Leib geschneidert. Wir hatten zuvor schon irgendwelche Sachen auf irgendwelchen Beats von namhaften Boombap-Produzenten, bei denen wir dann aber wieder gesagt haben: Das passt alles nicht. Irgendwie scheiße. Dann haben wir es quasi von Silkersoft nochmal maßanfertigen lassen.

Testo: Ja, also Silkersoft war viel vor Ort im Studio, hat auch Hand in Hand mit Markus Ganter gearbeitet und so weiter. Nicht mehr: Beat aus der Dropbox picken, aufnehmen und hin- und herschicken. Sondern genau wie man sich Musik machen eigentlich vorstellt.

Dieser Komfort, sich so lange Zeit lassen zu können, vieles wieder zu verwerfen und zweieinhalb Jahre für ein Album zu brauchen, ist auch der neuen Labelsituation geschuldet, oder?

Testo: Wenn man nicht nebenbei noch irgendwelche Nebenjobs verfolgt: ja. Wenn ich jetzt sage, dass ich alles selber rausbringen will, dann heißt es auch, so unromantisch es klingt: Wenn ich davon leben will, muss ich wahrscheinlich zwei Releases im Jahr machen, damit ich auf Tour gehen kann und Kohle hab. Wenn ich aber einen Partner habe, der erst mal Geld reingibt, dann gibt mir das natürlich die Freiheit, mir auch Zeit zu lassen.

Wir haben im Zuge der letzten Platte schon darüber gesprochen, dass man Teile eurer Lyrics, etwa Grims Strophe in "Monte Cruz" am besten versteht, wenn man in Berlin wohnt. Auch wenn ich mich jetzt nach Landei anhöre: Von einigen besprochenen Phänomenen hab ich hier in Freiburg zum ersten Mal gehört. Nehmen wir mal Hooligan-Hipster.

Grim104: Na ja, die wird's bestimmt auch in Freiburg an der Universität oder so geben. Da geht es um diesen Gosha Rubchinskiy-Chic: teure Markenklamotten, die aussehen müssen wie 1990er-Viskose-Kleidung. Aber auf jeden Fall ist gerade Berlin, wenn es um solchen Irrsinn und Quatsch geht, eine gute Anlaufstelle, um das beobachten zu können.

Kommt es vor, dass ihr einen Text schreibt und euch ein paar Tage später denkt: Das beschäftigt mich jetzt zwar schon, aber das versteht in Hannover schon keinen mehr?

Grim104: Was ich mir eher oft denke: Das beschäftigt mich jetzt, und ich hack schön drauf rum – aber das ist in zwei Wochen kein Thema mehr. Auf "Steffi Graf" habe ich auch einen Rappernamen gedroppt. Damit beschert man Rappern unter Umständen eine längere Lebenszeit als sie normalerweise hätten. Aber wir wohnen halt auch in der Stadt, das sind eben die Themen, die uns umtreiben. Auf der anderen Seite find ich's auch ganz gut, dass man nicht nur die Stadt kennt, sondern auch noch etwas außerhalb davon, und dass es nicht die totale Großstadtplatte ist. Ist sie ja auch nicht. Es geht ja ganz viel um's zurückkommen, oder darum, wo man herkommt.

Testo: Aber es ist auf jeden Fall nicht so, dass ich einen Text schreibe und mir denke: Okay, wird das jetzt auch noch Jens aus Hannover oder irgendein Fan, den wir in Prag haben, verstehen? Das interessiert mich nicht so. Ich glaube, dass es gerade das, was du gerade angesprochen hast – Moment mal, worüber reden die da eigentlich? – auch spannend macht. Dass man eben nicht alles kennt, sondern dass es auch eine Welt ist, die man vielleicht dadurch erst kennenlernt.

Apropos "Regt mich das in zwei Wochen noch auf": Ist es eigentlich euer Ziel, zeitlose Musik zu machen? Könnt ihr das überhaupt, so sehr wie ihr euch auf den Zeitgeist fokussiert? Oder lautet das Ziel eher, etwas sehr zeitgeistfixiertes zu machen – aber eben rechtzeitig zu veröffentlichen?

Grim104: Ich find's tatsächlich geiler, zeitlose Musik zu machen. Natürlich weiß ich, dass ein Song wie "Was Für Eine Zeit" – das steckt ja schon im Titel – Zeitgeist to the fullest ist. Andererseits denke ich, dass "Steine & Draht", "Der Müde Tod" oder "Teenage Werwolf" das Jahr 2017 gut überstehen werden.

Testo: Aber das schließt sich ja auch nicht aus. Auch ein zeitgeistiger Song über zeitgeistige Themen kann Zeiten überdauern und späteren Generationen dazu dienen, zu schauen: Wie war das denn damals? Wie haben sich die Leute da gefühlt? Was für Themen hatten die auf dem Plan?

Grim104: Wir sind die Zeitkapsel. Die Rap-Zeitkapsel. Nee, wahrscheinlich wird man 2018 bei "Was Für Eine Zeit" denken: "Boah, das ist aber alt". Aber dann wird es wieder zurückkommen wie Fidget Spinner.

Testo: Oder Baggys.

"Böhmermann war für mich ausschlaggebend, mich dem Thema Ossi-Bashing zu widmen"

Auf der Platte sind gefühlt mehr persönliche Stücke gelandet als auf der letzten. Bei "Der Müde Tod" geht es um einen Todesfall im Freundeskreis, wenn ich das richtig verstehe.

Grim104: Also bei mir in der Familie. Das war der direkte Anlass und hat auch in die deprimierte Grundstimmung reingepasst. Der Song hat aber mehrere Ebenen – Themen wie der Tod, Sterben oder Kranksein, die innerhalb von einer Verwertungsgesellschaft nicht stattfinden können, weil sie irgendwie unangenehm sind.

Habt ihr euch gefragt, ob so etwas in diesem Duo-Kontext von ZM Platz hat – oder vielleicht doch etwas für eine Soloplatte wäre?

Grim104: Wenn "Der Müde Tod" ein Grim104-Track gewesen wäre, wäre er früher oder später zu einer Aufzählung von Morbiditäten und irgendwelchen Querverweisen auf so Vanitas-Motive verkommen. Ich finde, dadurch dass es einen zweiten Part gibt, wird es erst der große Song, der es ist. Ich will nicht sagen, dass er als Grim104-Song schlechter geworden wäre. Aber er wäre auf jeden Fall anders geworden. Kleinteiliger und weirder wahrscheinlich.

Entstehen diese reflektierenden Songs generell eher in deprimierten Phasen?

Testo: Wenn wir gerade auf Tour sind, wenn ich jeden Abend auf der Bühne stehe und mir die Herzchen zufliegen, würde es wahrscheinlich schwer fallen, einen authentischen Song über den Tod zu machen. Ich glaube jedenfalls, dass das Deprimiertsein kein Privileg der Jugend ist. Sondern es ist einfach auch menschlich, dass man neben allem Mir-geht's-geil-ich-bin-gut-drauf auch Phasen hat, in denen man traurig und wütend ist. Das wird aber heutzutage in den Mainstream-Medien nicht immer richtig abgebildet, meiner Meinung nach.

Grim104: Du meinst ja auch die Songs darüber, wo man herkommt, über das Zurückkommen und so. Das ist auch diesen Entfremdungserscheinungen geschuldet, die man hat, wenn man durch sein Heimatdorf oder Heimatstädtchen latscht, und sich denkt: Okay, wo gehör ich denn hin? Ich bin hier irgendwie das Alien, das über dem Geschehen schwebt, aber nicht mehr richtig Teil davon sein kann. Was jetzt nicht unbedingt die positivste Erfahrung gibt – wodurch es eher keine Es-war-ne-geile-Zeit-Songs werden.

Testo, du rappst mehrfach vom Phänomen des pauschalen Ossi-Bashings – einem gerade nach dem Ergebnis der Bundestagswahlen wieder viel diskutierten Thema. Glaubst du daran, dass da nun eine notwendige Debatte losgetreten werden könnte?

Testo: Ja, ich glaube, dass die Debatte schon im Gange ist. Klar hab ich auch Hoffnung, dass daraus eine Analyse entsteht, die über dieses "Die Ossis sind halt Nazis" hinausgeht. Das wird die Zeit zeigen, keine Ahnung. Es kann auch sein, dass das jetzt kurz Thema ist, und dann geht's einfach weiter wie gehabt.

Grim104: Also ohne persönlich betroffen zu sein: Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass nach der Wahl zumindest die Chance besteht, dass man sich mal auf Analysenforschung einrichtet und vielleicht guckt, woher das kommt.

Testo: Ein Böhmermann, die heute-show und so weiter: Diese Satireformate waren für mich mit ausschlaggebend dafür, mich dem Thema Ossi-Bashing zu widmen. Oder vor allem auch Fans von diesen Formaten, so Twitter-Comedians. Wenn jetzt selbst deren Speerspitze Jan Böhmermann sagt: "Nazis im Osten, das ist ein Symptom. Es gibt aber andere Ursachen, und zu diesen Ursachen kann man zum Beispiel an einem Song wie 'Grauer Beton' von Trettmann einen Zugang finden" – dann ist doch Hoffnung da.

Wurdet ihr eigentlich für das vor der Wahl ausgestrahlte Format "Strassenwahl" angefragt, bei dem sich Politiker und Rapper zum Debattieren getroffen haben? Und geht das für euch zusammen, Rap und Parteipolitik?

Testo: Tatsächlich finde ich gut, dass wir da nicht mitgemacht haben. Weil es genau das war, was ich befürchtet habe: dass man für Partei einfach ein Promo- oder Wahlkampf-Tool ist. Da hab ich keinen Bock drauf. Da kann man noch so gut politisch geschult sein: Ich glaube, du gehst da nie gut bei raus, weil es deren Job ist, politische Debatten zu führen und zu argumentieren.

Grim104: Und die andere Sache ist natürlich: Welchen Mehrwert hat der Zuschauer davon? Ich werde jetzt nach einem Interview mit einem FDP-Typen trotzdem nicht Lindner wählen. Nein, das ist Quatsch – wie Staiger in seinem Brief geschrieben hat. So würde es mir zwangsläufig auch gehen, egal mit wem ich da spreche. Es sei denn, es sind irgendwelche Politiker, die der eigenen Gesinnung mehr entsprechen, dann ist es so: "Hey, wir sind doch einer Meinung." Das ist dann wirklich wie Fische aus'm Fass angeln. (lacht) Nee, das ist scheiße. Da ist man auch mit der Kunst zu dicht dran an realer Parteipolitik. Das gefällt mir nicht.

Zum Schluss: Ich habe zuletzt auffällig wenig Deutschrap gehört. Geht es euch auch so oder seid ihr immer noch so sehr drin wie eh und je? Liegt es an mir oder ist euch auch ein wenig langweilig geworden?

Testo: Gerade diese große Welle von "Yo, es ist cool, sich keine Mühe zu geben und alles so rauszuscheißen" – am Anfang fand ich das noch witzig, aber irgendwann nur noch nervig. Es gibt noch einzelne Lichtpunkte. Alben, bei denen sich der Künstler Mühe gibt, wie zum Beispiel das Maeckes-Album letztes Jahr. Aber leider auch viel Schrott, der ja auch Schrott sein will. Und ich kann mir zwar eine einzelne kaputte Dose angucken und die interessant finden. Aber dann über komplette Müllberge zu wandern, das deprimiert irgendwie. Es müssten sich mal wieder mehr Leute Mühe geben mit ihrer Kunst. Dann wird auch alles wieder gut.

Hört ihr generell viel Deutschrap?

Grim104: Schon. Aber es nervt mich auch gleichzeitig. Oft ist es schon: "Gott, ist das ein Trash, ist das ein dummer Quatsch." Wenn man das Leuten aus anderen Genres teilweise erklären muss, diese absurden Debatten, die geführt werden, über die Superhelden, die da aufpoppen ... Das ist halt so, wie es leider oft mit Trash ist: Auf der einen Seite weiß man, dass das richtiger Quatsch ist. Und auf der anderen Seite fasziniert es mich auch – und ich stürz mich da rein.

Testo: Es tut ja auch nur so weh, weil einem das viel bedeutet. Und ich glaube, gerade dieses "Hier ist alles scheiße in der Szene und ich will alles kaputthauen" ist doch der Hauptantrieb für alle Rapper. "Ihr seid alle kacke und ich mach euch platt" – so muss meiner Meinung nach ein gutes Deutschrap-Album geschrieben werden.

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