Porträt

laut.de-Biographie

Amenra

Mystische Aura, interreligiöse Symbolik, verschwiegenes Auftreten – seit jeher bringen die extremen Metal-Spielarten Bands mit durch und durch okkultem Image hervor. Dabei betet die belgische Post-Metal-Institution Amenra im Gegensatz zu ihren schwarzmetallischen Kollegen nicht ma den Teufel an. Unter dem Banner "Church Of Ra" widmet sich das Künstler- und Musikerkollektiv wesentlich essenzielleren Themen: Wirkung und Macht spiritueller Strukturen, Sinn des Lebens, Schmerz, Trauer, Pein.

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Nachdem sich die belgische Underground-Combo Spineless Ende der 90er von der Bildfläche verabschiedet, stehen Sänger Colin H. van Eeckhout, Gitarrist Mathieu Vandekerckhove und Bassist Kristof Mondy vor der Aufgabe, das Erbe des belgischen Hardcore-Punks hochzuhalten. 1999 entsteht im westflanderschen Örtchen Kortrijk die Band Amenra. Nach dem Einstieg von Drummer Bjorn J. Lebon und Gitarrist Vincent F. Tetaert veröffentlicht das Quintett das erste Werk "Mass I: Prayer I-VI".

Trotz allgegenwärtiger religiöser Motive kommt der Sound der Gruppe nicht allzu gebetsträchtig daher. Der rohe Sludge-Mix orientiert sich noch klar am amerikanischen Hardcore: Unverständlicher Krächzgesang, dreckig überladene Gitarren, stark verzerrter Bass. Darüber hinaus macht sich eine gewisse Vorliebe für Feedback-Interludien bemerkbar. Das lediglich zwanzigminütige "Mass II: Sermons" aus dem Jahr 2005 führt den Weg konsequent fort. Dem gefestigten Stil lassen sich immer häufiger Neurosis-Reminiszenzen entnehmen.

Nur wenige Monate später leiten Amenra einen Schaffensprozess ein, der sie binnen weniger Jahre nicht nur an der Spitze der europäischen, sondern gar der weltweiten Post-Hardcore/Sludge-Szene setzen wird. Noch in Ursprungsbesetzung nehmen die fünf Bandmitglieder auf "Mass III" erstmals das Tempo raus, reduzieren ihren Stil deutlich. Statt aufgepeitscht gehässigem Chaos konzentriert sich die Band nun auf schleppend monotone Simpleriffs, die durch den verstärkten Einsatz von van Eeckhouts Clean-Stimme auf "Mass IIII" (2008) einiges an meditativer Zugkraft gewinnen.

Amenra - De Doorn
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Mittlerweile hat sich die Church Of Ra Fans und Mitglieder in ganz Europa erarbeitet, die Ausnahme-Liveerfahrung Amenra spricht sich herum. Zur selben Zeit ersetzt man Basser Mondy und Gitarrist Tetaert durch Maarten P. Kinet und Oathbreaker-Kollege Lennart Bossu. 2009 lotet die Gruppe ihre ruhige Schlagseite vermehrt aus und spielt die Akustik-EP "Afterlive" ein, der 2016 das Livealbum "Alive" und eine ganze Reihe intimer Unplugged-Konzerte folgen.

Vier Jahre, ein Livealbum und zahlreiche Split-EPs ziehen ins Land, bevor 2012 der logisch betitelte Nachfolger "Mass V" erscheint. Die tiefen Saiten zupft mittlerweile Levy Seynaeve, Live-Mitglied von Oathbreaker und Fronter der Black Metaller Wiegedood. Kinet hat die Band verlassen.

In der Folge konzentrieren sich Amenra zunächst auf Nebenprojekte, Live-Alben und weitere Split-EPs – und natürlich auf den Ausbau ihres Rufs als überragende Live-Band. Tattoo-Shows auf der Bühne, Gastauftritte von Neurosis-Gitarrist Scott Kelly – es läuft gut für die Belgier. Im Oktober 2017 erscheint das sechste Studioalbum "Mass VI".

Anlääslich des 20-jährigen Bestehens zelebrieren die Düsterheimer 2019 eine schwarz-feurige Messe. Die extra für diesen Anlass geschriebenen Songs bilden das Grundgerüst für das kommende Studioalben. Nicht nur, dass die Band aus dem Kreislauf des Mass-Zyklus ausbricht, ist bemerkenswert. Oathbreaker-Fronterin Caro Tenghe lässt ihre Stimmband-Muskeln spielen und man verlegt sich auf "De Doorn" komplett auf Texte in flämischer Sprache.

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Köln, Essigfabrik, 2022 Mit Dornen und Galgen: In der Essigfabrik spielen Amenra ihr bisher größtes Köln-Konzert.

Mit Dornen und Galgen: In der Essigfabrik spielen Amenra ihr bisher größtes Köln-Konzert., Köln, Essigfabrik, 2022 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Mit Dornen und Galgen: In der Essigfabrik spielen Amenra ihr bisher größtes Köln-Konzert., Köln, Essigfabrik, 2022 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Mit Dornen und Galgen: In der Essigfabrik spielen Amenra ihr bisher größtes Köln-Konzert., Köln, Essigfabrik, 2022 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Mit Dornen und Galgen: In der Essigfabrik spielen Amenra ihr bisher größtes Köln-Konzert., Köln, Essigfabrik, 2022 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug)

Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual.

Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Die Belgier zelebrieren ihre "Mass VI"-Releaseshow – mit Kunstausstellung und Körperritual., Brüssel, Ancienne Belgique, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug)

Surftipps

  • Website

    Eher spärlich aktualisiert.

    http://www.churchofra.com/
  • Facebook

    Aktuell. Infos zu Shows und aktuellen Projekten.

    https://www.facebook.com/churchofra
  • Bandcamp

    Alle Alben als Download und Stream.

    https://amenra.bandcamp.com

1 Kommentar

  • Vor 5 Jahren

    Hab ich vorgestern im Festsaal Kreuzberg gesehen. Nach anfänglich unausgegorenem Sound fanden sie spätestens zum dritten Stück in ihr Set und ab dann war es eine meditative Erfahrung. Im Vergleich zu Shows in Belgien blieben sie jedoch sehr verhalten, außerdem macht mir persönlich der Sänger inzwischen ein bisschen zu deutlich Maynard in Bühnen-Gestus und -Habitus. Nichtsdestotrotz sind seine Wechsel zwischen fiesem Gore-Gekeife, bei dem die meisten von uns wahrscheinlich nach ner Viertelstunde tatsächlich Blut spucken wurden, und fragilen, aber sauber intonierten Clean-Vocals in jedem Moment absolut untadelig. Es scheint zudem vor allem an ihrer Die-Hard-Fan-Fraktion zu liegen, die als übertrieben fanatisch auftretender Cult of Ra öfters mal Erinnerungen an die ebenfalls in religiös anmutenden Fanatismus ertrinkende Tool-Anhängerschaft weckt, dass Amenra selbst den live dargebotenen Symbolismus vergangener Tage zwischenzeitlich sichtbar runtergefahren haben. Setlist bewegte sich erwartungsgemäß und m.W.n. ausschließlich im Bereich Mass III(I) - Mass VI, der Phase, in der die Band ihren heute zelebrierten Post-Metal/Sludge-Mix ausreiften und bis zur perfekt anteiligen Mischung auf der aktuellsten Studioplatte verfeinerten.

    Abzüglich mancher, den Gesamteindruck leicht trübender Die hard-Fan-Kollision an dem Abend - wofür Amenra selbst jedoch nicht allzu viel können - war es eines der besten Metal-Konzerterfahrungen der letzten 3 Jahre für mich.