"Das Universum Schlägt Zurück", könnte man meinen, wenn man mit leichter Muse so gar nichts am Hut hat und diese seichte Platte registriert. Der so betitelte Track erzählt: "Das Universum schlägt zurück / du hast dein Leben selbst gefickt. (...) Ich mach mir einen Schampus auf / und lass den Dingen …
Album wird nicht angehört, aber ich möchte den Anlass nutzen, um die Community nach ihren favorisierten deutschsprachigen Alben aus dem Genre des Chanson auszufragen. Ob gestern erschienen oder 90 Jahre alt ist mir hierbei egal.
Kommt auf die Genregrenzziehung an, würd ich sagen. Interpretiere das jetzt einfach mal recht frei, weil ich erstens engere Definitionen davon nie recht verstanden habe und zweitens eh quasi alles zuvorderst mit anderen Etiketten beklebt hätte:
Chanson im Sinne von / an der Grenze zum Schlager:
Alexandra - Illusionen Äußerlich trashige Compilation, die stärksten Titel stammen zweifellos vom hiesigen st-Meilenstein, hier sind natürlich auch ein paar Oseuropa-Klischee-Kitsch-Füller dabei. Die stören mMn wegen des ohnehin durchgehend leicht verdaulichen Charakters der Musik aber kaum, persönlich finde ich es auch ganz reizvoll, die jeweilige Phase rauszuhören (oder eben auch nicht). Außerdem erschwinglich aus jedem im besten Sinne schlecht sortierten Grabbeltisch ziehbar.
Hildegard Knef - Knef Siehe zugehöriger Meilenstein. Meine Lieblingstitel sind ehrlich gesagt schon die etwas oppulenter instrumentierten, aber die ruhigeren Stücke machen schon auch was her.
Chanson im Sinne von / an der Grenze zum Protestsong/Kabarett:
Hannes Wader singt Arbeiterlieder Trotz gewisser Bauchschmerzen (siehe meinen Roman unter dem hiesigen Meilenstein) eine tolle Scheibe
Georg Kreisler Mangels Kenntnis kein bestimmtes Album (mein einziges, Fürchten wir das Beste, empfehle ich nur bedingt, weil andere Versionen der vertretenen Lieder mir besser gefallen und ich andere inhaltlich auch widerspruchsfähig finde), aber er muss hier einfach genannt werden
Chanson an der Grenze zur Volksmusik:
Andrea Pancur - Zum Meer (Alpen Klezmer) Ok, ist ein Stretch, aber das sind schon auch von der Sängerin getragene Lieder mit musikalischer Begleitung (in dieser Rangfolge). Und ein so wunderbarer Stilmix, dass es eh nicht oft genug in irgendwelche Listen gemogelt werden kann.
Kerners Kombo - Is Leddsde Seidler Braucht ebenfalls ein zugedrücktes Auge für die Listeneignung, hier ist neben fränkischen Mundart-Texten mit Hans-im-Unglück-Attitüde noch eine Melange aus beschwingtem Blues, Easy Listening Jazz, Rock und ähnlicher Firlefanz geboten. Vor allem aber ein Banger nach dem anderen. Mörderalbum, mein voller Ernst.
Ringsgwandl - Vogelwild Und hier sinds dann vielleicht sogar eineinhalb. Sein Sprechgesang ist stellenweise zugegeben relativ weit weg von dem was man sich landläufig unter "Chanson" vorstellt, die Bowie-inspirierten Jazz-Pop-Rock-Elemente der Mucke dazu sowieso. Aber die ist eben toll, es sind fantastische Texte (Ausnahme Hoasse Nudel) und das mMn sein bestes Album. Genügt mir.
Chanson im Sinne von / an der Grenze zum Pop/Rock:
Tristan Brusch - Am Rest x2, weil toll, siehe auch hiesige Rezi
Element Of Crime - Romantik Seh ich auch selber gar nicht als Chanson, ist aber bestimmt anteilig davon beeinflusst, wird manchmal so geführt und gibt mir außerdem die Gelegenheit, hier meinen Take für ihr stärkstes Album unterzumogeln.
Chanson im Sinne von Singer/Songwriter-Geklampfe:
Reinhard Mey live (1970) Neben der Geld oder Leben (EAV) mein erstes Lieblingsalbum, ebenfalls weils mein Vadder ständig angemacht hat. Manches, was mich aus heutiger Sicht an ihm (also Mey) ein bisschen nervt, ist hier auch schon vertreten, entsprechend gefällt mir auch nicht jede Nummer. Aber nicht wenige Ohrwürmer werden mich wohl ins Grab begleiten, vieles finde ich noch heute sehr schön, manches auch ganz witzig.
Klaus Hoffmann - Ich Will Gesang, Will Spiel und Tanz Wahrscheinlich der klassischste Genre-Fit, den ich anbieten kann. So klassisch, dass ein Teil der Lieder schlicht Brel-Übersetzungen (mit auch musikalisch sehr originalgetreuer Interpretation) sind. Kann man sicher drüber streiten, welchen Mehrwert das hat, ist mMn aber in jedem Fall sehr gut gemacht und das sind auch beileibe nicht die einzigen starken Nummern auf dieser (schon wieder Live-)Scheibe.
Danke für die ganzen Tipps. Vieles kannte ich noch gar nicht. Das wird jetzt gecheckt. Die verschiedenen Mundart Sachen von Kubi klingen spannend und Romantik als bestes EOC Album finde ich eine mutige Aussage
Das Max Richard Lessmann Teil habe ich wegen der positiven Review hier mal gehört und als whack abgestempelt, ist aber auch durch seine schrecklichen Insta-Gedichte beeinflusst und irgendwie hat der so unangenehme Industrieheini Vibes.
Jetzt, wo ich am Zug bin, fällt mir die Antwort darauf gar nicht so leicht. Vielleich die Immer da wo du bist bin ich nie. Ich mag das Spätwerk am liebsten, weil da so eine angenehme Schlurfigkeit durchscheint. Romantik finde ich irgendwie spröde und kalt. Insgesamt aber auch so ne Band mit vielen tollen Songs im Repertoire, bei der ich kein Album wirklich outstanding finde. Ringswandl geht mir übrigens gut rein
Cool, freut mich ehrlich sehr, zumal es seine Musik meinem Eindruck nach eigentlich nie so recht in "unsere" (geschweige denn noch jüngere) Generation(en) hineingeschafft hat und perspektivisch ein bisschen unter Vergessensgefahr steht, außerhalb Bayerns sowieso. Bin auch selber nicht ganz schuldlos dran, kenne zB keine seiner Sachen aus diesem Jahrtausend
Das mit dem Spätwerk ist ganz witzig, weil ich eigentlich immer ähnliches von mir behauptet hab, nur dass Romantik für mich schon darunter fiel (mittlerweile diesem Status zugegeben natürlich eher entwachsen). Den Nachfolger Mittelpunkt der Welt, würde ich entsprechend auch an 2 setzen. Auf den aus heutiger Sicht wirklich jüngsten Alben ist es mir mit der Schlurfigkeit (schönes Wort, gerade für die Band sehr passend ) dann allerdings eher ein bisschen zu viel, da läuft es für mich mittlerweile überwiegend auf das Fischen einzelner Perlen hinaus (Schade, dass ich das nicht war; Wenn es dunkel udn kalt wird... zB). Aber weil es die immer gibt, freu ich mich unbedingt auf jeden Release.
"Das Universum Schlägt Zurück", könnte man meinen, wenn man mit leichter Muse so gar nichts am Hut hat und diese seichte Platte registriert. Der so betitelte Track erzählt: "Das Universum schlägt zurück / du hast dein Leben selbst gefickt. (...) Ich mach mir einen Schampus auf / und lass den Dingen …
Ohh, was für die einen eine "süße, feenhaft unschuldige Stimme" ist, ist für andere nur Gequietsche am Rand des Unerträglichen.
Grässlich!
Musik für die Schnapsleichen gespielt in den furchbarsten Kamschemmen des Landes nachts um halb 5.
Grausich. Die Dame hatte noch nie was mit Chanson zu tun, egal wie sehr die Presse und ihr Management das wollen.
Album wird nicht angehört, aber ich möchte den Anlass nutzen, um die Community nach ihren favorisierten deutschsprachigen Alben aus dem Genre des Chanson auszufragen. Ob gestern erschienen oder 90 Jahre alt ist mir hierbei egal.
Udo Jürgens - Udo 75: Ein neuer Morgen
Max Richard Leßmann - Liebe in Zeiten der Follower
Casio Rakete - Bolero 83
Tristan Brusch - Am Rest
Hermann van Veen - Blaue Flecken
Kommt auf die Genregrenzziehung an, würd ich sagen. Interpretiere das jetzt einfach mal recht frei, weil ich erstens engere Definitionen davon nie recht verstanden habe und zweitens eh quasi alles zuvorderst mit anderen Etiketten beklebt hätte:
Chanson im Sinne von / an der Grenze zum Schlager:
Alexandra - Illusionen
Äußerlich trashige Compilation, die stärksten Titel stammen zweifellos vom hiesigen st-Meilenstein, hier sind natürlich auch ein paar Oseuropa-Klischee-Kitsch-Füller dabei. Die stören mMn wegen des ohnehin durchgehend leicht verdaulichen Charakters der Musik aber kaum, persönlich finde ich es auch ganz reizvoll, die jeweilige Phase rauszuhören (oder eben auch nicht). Außerdem erschwinglich aus jedem im besten Sinne schlecht sortierten Grabbeltisch ziehbar.
Hildegard Knef - Knef
Siehe zugehöriger Meilenstein. Meine Lieblingstitel sind ehrlich gesagt schon die etwas oppulenter instrumentierten, aber die ruhigeren Stücke machen schon auch was her.
Chanson im Sinne von / an der Grenze zum Protestsong/Kabarett:
Hannes Wader singt Arbeiterlieder
Trotz gewisser Bauchschmerzen (siehe meinen Roman unter dem hiesigen Meilenstein) eine tolle Scheibe
Georg Kreisler
Mangels Kenntnis kein bestimmtes Album (mein einziges, Fürchten wir das Beste, empfehle ich nur bedingt, weil andere Versionen der vertretenen Lieder mir besser gefallen und ich andere inhaltlich auch widerspruchsfähig finde), aber er muss hier einfach genannt werden
Chanson an der Grenze zur Volksmusik:
Andrea Pancur - Zum Meer (Alpen Klezmer)
Ok, ist ein Stretch, aber das sind schon auch von der Sängerin getragene Lieder mit musikalischer Begleitung (in dieser Rangfolge). Und ein so wunderbarer Stilmix, dass es eh nicht oft genug in irgendwelche Listen gemogelt werden kann.
Kerners Kombo - Is Leddsde Seidler
Braucht ebenfalls ein zugedrücktes Auge für die Listeneignung, hier ist neben fränkischen Mundart-Texten mit Hans-im-Unglück-Attitüde noch eine Melange aus beschwingtem Blues, Easy Listening Jazz, Rock und ähnlicher Firlefanz geboten. Vor allem aber ein Banger nach dem anderen. Mörderalbum, mein voller Ernst.
Ringsgwandl - Vogelwild
Und hier sinds dann vielleicht sogar eineinhalb. Sein Sprechgesang ist stellenweise zugegeben relativ weit weg von dem was man sich landläufig unter "Chanson" vorstellt, die Bowie-inspirierten Jazz-Pop-Rock-Elemente der Mucke dazu sowieso. Aber die ist eben toll, es sind fantastische Texte (Ausnahme Hoasse Nudel) und das mMn sein bestes Album. Genügt mir.
Chanson im Sinne von / an der Grenze zum Pop/Rock:
Tristan Brusch - Am Rest
x2, weil toll, siehe auch hiesige Rezi
Element Of Crime - Romantik
Seh ich auch selber gar nicht als Chanson, ist aber bestimmt anteilig davon beeinflusst, wird manchmal so geführt und gibt mir außerdem die Gelegenheit, hier meinen Take für ihr stärkstes Album unterzumogeln.
Chanson im Sinne von Singer/Songwriter-Geklampfe:
Reinhard Mey live (1970)
Neben der Geld oder Leben (EAV) mein erstes Lieblingsalbum, ebenfalls weils mein Vadder ständig angemacht hat. Manches, was mich aus heutiger Sicht an ihm (also Mey) ein bisschen nervt, ist hier auch schon vertreten, entsprechend gefällt mir auch nicht jede Nummer. Aber nicht wenige Ohrwürmer werden mich wohl ins Grab begleiten, vieles finde ich noch heute sehr schön, manches auch ganz witzig.
Klaus Hoffmann - Ich Will Gesang, Will Spiel und Tanz
Wahrscheinlich der klassischste Genre-Fit, den ich anbieten kann. So klassisch, dass ein Teil der Lieder schlicht Brel-Übersetzungen (mit auch musikalisch sehr originalgetreuer Interpretation) sind. Kann man sicher drüber streiten, welchen Mehrwert das hat, ist mMn aber in jedem Fall sehr gut gemacht und das sind auch beileibe nicht die einzigen starken Nummern auf dieser (schon wieder Live-)Scheibe.
Danke für die ganzen Tipps. Vieles kannte ich noch gar nicht. Das wird jetzt gecheckt. Die verschiedenen Mundart Sachen von Kubi klingen spannend und Romantik als bestes EOC Album finde ich eine mutige Aussage
Das Max Richard Lessmann Teil habe ich wegen der positiven Review hier mal gehört und als whack abgestempelt, ist aber auch durch seine schrecklichen Insta-Gedichte beeinflusst und irgendwie hat der so unangenehme Industrieheini Vibes.
Aber natürlich die einzig richtige, gell?
Im Ernst, was setzt du denn auf die Eins (wenn wir schon dabei sind)?
Jetzt, wo ich am Zug bin, fällt mir die Antwort darauf gar nicht so leicht. Vielleich die Immer da wo du bist bin ich nie. Ich mag das Spätwerk am liebsten, weil da so eine angenehme Schlurfigkeit durchscheint. Romantik finde ich irgendwie spröde und kalt. Insgesamt aber auch so ne Band mit vielen tollen Songs im Repertoire, bei der ich kein Album wirklich outstanding finde.
Ringswandl geht mir übrigens gut rein
Cool, freut mich ehrlich sehr, zumal es seine Musik meinem Eindruck nach eigentlich nie so recht in "unsere" (geschweige denn noch jüngere) Generation(en) hineingeschafft hat und perspektivisch ein bisschen unter Vergessensgefahr steht, außerhalb Bayerns sowieso. Bin auch selber nicht ganz schuldlos dran, kenne zB keine seiner Sachen aus diesem Jahrtausend
Das mit dem Spätwerk ist ganz witzig, weil ich eigentlich immer ähnliches von mir behauptet hab, nur dass Romantik für mich schon darunter fiel (mittlerweile diesem Status zugegeben natürlich eher entwachsen). Den Nachfolger Mittelpunkt der Welt, würde ich entsprechend auch an 2 setzen. Auf den aus heutiger Sicht wirklich jüngsten Alben ist es mir mit der Schlurfigkeit (schönes Wort, gerade für die Band sehr passend ) dann allerdings eher ein bisschen zu viel, da läuft es für mich mittlerweile überwiegend auf das Fischen einzelner Perlen hinaus (Schade, dass ich das nicht war; Wenn es dunkel udn kalt wird... zB). Aber weil es die immer gibt, freu ich mich unbedingt auf jeden Release.
Äh, zweiter Absatz bezieht sich auf EoC, hätt ich vll. dazu schreiben sollen.
erinnert ihr euch, wie die mit ende 20 eine 13yo gelarped hat? ja, ich auch nicht... aber das ist auch schon 20 jahre her