Babes In Toyland

Über unzählige Breakups und Reunions hinweg bewahren sich die Babes In Toyland seit der Bandgründung 1987 ihren Status: Das Trio gilt bis heute als einer wichtigsten, lautesten und kompromisslosesten Wegbereiterinnen der Riot Grrrl-Bewegung.

Beeinflusst von Hüsker Dü und Sonic Youth brechen Kat Bjelland (Gitarre, Gesang), Lori Barbero (Schlagzeug) und Michelle Leon (Bass) seinerzeit zur Uferverschiebung auf. Brachialer, beißender, rauer und wütender als alle anderen wollen die Grungepunks sein. Drei Alben lang präsentieren die Babes In Toyland zwischen 1990 und 1995 ihren stets frauenorientierten, oft feministischen Rocksound.

Jahre vor der Gründung in Minneapolis spielt Kat Bjelland in San Francisco mit Courtney Love in der Formation Sugar Baby Doll. Wegen andauernder Streitigkeiten, im Zuge derer Bjelland Love mehrfach aus der Bandverpflichtung entlässt, entstehen Babes In Toyland. Mit einer Single-Veröffentlichung auf einer Compilation des legendären und grunge-wegweisenden Sub Pop-Labels werden Sonic Youth auf die Gruppe aufmerksam und bitten zur Europatournee.

1990 erscheint das sehr schroff eingespielte Albumdebüt "Spanking Machine" (Twin/Tone Records). Nicht nur Songtitel wie ""He's My Thing", "Vomit Heart" oder "Swamp Pussy" erinnern darauf an Lovesche Lyrik und Hole. Überhaupt stellt sich aufgrund des sehr ähnlichen Sounds die Frage, wie sehr Hole hier inspiriert wurden. Auch optisch steht Kat Bjellands "Kinderwhore"-Look der späteren Grunge-Ikone in nichts nach.

In jedem Fall zeigt sich unter anderem Radio-Host-Legende John Peel völlig begeistert: Peel kürt "Spanking Machine" zu seinem persönlichen Favoriten 1990. Noch vor der Veröffentlichung des Majorlabel-Debüts "Fontanelle" (Reprise/Warner) in 1992 verlässt die ursprüngliche Bassistin Michelle Leon die Band. Babes In Toyland finden in Maureen Herman Ersatz und mit dem Zweitwerk zum Mainstream-Erfolg - ohne in Sachen Aggression irgendwelche Konzessionen zu machen, wohlgemerkt. Dafür sorgt möglicherweise auch Producer Lee Ranaldo.

1993 wird der Dreier auf große Lollapalooza-Rundreise gebeten. Babes In Toyland landen auf dem Cover des Entertainment Weekly-Magazins. In der Kult-Sitcom "Roseanne" finden sich zu jener Zeit Verweise auf die Band. Nach der von der Presse gemischt aufgenommenen dritten LP legen Bjelland und Co. eine Pause ein. Die Leadsängerin gründet 1998 Katstrophy Wife, derweil die Hauptformation mehrfach zerbricht, wieder zusammenfindet und auf der Bassistenposition mehrere Wechsel durchlebt.

Nach dem bislang längsten Breakup ab 2001 feiern die Babes 2014 erneut ein Live-Comeback. Trotz diverser Ankündigungen von neuem Material erscheint zwei Jahre später lediglich die selbst kuratierte Compilation "Redeux".