Porträt

laut.de-Biographie

Bernd Friedmann

Unzählbar viele Musiker tragen den Anspruch des Originären in sich. Unzählbar viele scheitern an diesem oft behaupteten Anspruch, weil sie, bewusst oder unbewusst, letztlich vor allem schon Dagewesenes reproduzieren und rekonfigurieren. Auch Bernd Friedmann hat sich der Idee des Originären verschrieben.

Sein Credo: "Ich möchte Musik machen, die an kein einziges existierendes musikalisches Idiom erinnert." Friedmann zufolge seien vor allem elektronische Geräte, deren Klangspektrum sehr breit ist, noch dazu in der Lage, Sounds zu produzieren, die an nichts außerhalb ihrer selbst erinnern.

Adaption gehört für den 1965 in Coburg geborenen und in Kassel aufwachsenden Friedmann dennoch durchaus zum künstlerischen Genius dazu. Als Innovator, Revolutionär und Querdenker sowie Langzeit-Kollaborateur von Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit stellt er schließlich seit Jahrzehnten nicht nur die Musik und ihre Normen, sondern auch Rezeption und Produktionsbedingungen infrage.

Im Interview erklärt der Avantgardist, der unter verschiedenen Projektnamen Electronica, Dub und Jazz produziert, seine Sicht auf die Idee des Schöpferischen. "Als Jugendlicher habe ich zunächst andere Musiker aus Funk und Fernsehen emuliert. Als ich 1980 mein erstes Drumkit bekam, war mir noch nicht bewusst, dass schon die Art des Drumsets meine Vorstellung von Rhythmus entscheidend determiniert", erklärt Friedmann.

"Ehrlich gesagt war ich noch bis Mitte 30 ziemlich verwirrt in Bezug auf die Regeln der Musik und habe ausschließlich meiner Intuition vertraut. Mir gefiel es aber von Anfang an, am Computer Instrumente und Klangmuster nachzubauen und damit die Authentizität von musikalischen Artefakten zu hinterfragen."

Diese Arbeiten fallen in die Zeit von Friedmanns Studium der Freien Kunst in Kassel zwischen 1986 bis 1990. Es ist die Zeit, in der sich die sporadischen Experimente der frühen 1980er zu vollwertigen Projekten verdichten. Gemeinsam mit Frank Hernandez widmet er sich in den Bands Some More Crime (1990-1995) und Drome (1991-1995) der Klangforschung.

Den Projektgedanken behält Friedmann, der häufig auch unter dem Pseudonym Burnt Friedman agiert, fortan bei. Ob bei Flanger zusammen mit Señor Coconut, mit den Nu Dub Players, Atom™, Jaki Liebezeit oder dem amerikanischen Soulsänger Daniel Dodd-Ellis - der Wahlberliner zelebriert in unterschiedlichsten Gattungen seine Überzeugung, dass die Möglichkeiten von Musik als Kunstform noch lange nicht ausgeschöpft sind.

Bei aller Stiloffenheit markieren verschlungene Polyrhythmen sowie eine stark perkussive Ausrichtung Friedmanns Groove. Sein akribisch ausformulierter Dub-Jazz-Techno versteht sich als weltentrückte, aber paradoxerweise doch kosmopolitische Musik. Er möchte "eine der Welt fremde Musik erzeugen, die ebenso überall in der Welt verstanden werden kann."

Noch einmal blickt er zurück: "Ich erinnere mich an Kraftwerks 'Roboter', als es 1978 herauskam. Das Stück prägte meine anfängliche Idee von Originalität. Später hinterließen Gang Of Four, Talking Heads und DAF großen Eindruck bei mir. Elektronische Maschinenmusik und instrumentale Rhythmen weckten meine Neugier: Throbbing Gristle, Gary Numan"

Bernd Friedmanns Instrumentarium reicht von Samplern, Drums, analogen Synthesizern und Orgeln bis zu Kinderklavier, Steeldrum, Kalimba, Vibraphon oder Melodica. Seit 2000 betreibt er das Plattenlabel Nonplace Records.

Alben

Surftipps

  • Burnt Friedman

    Offiziell.

    http://burntfriedman.com
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