laut.de-Biographie
Bobby Hebb
Robert von Hebb ist "Sunny", "Sunny" ist Robert von Hebb. Der amerikanische R&B/Soul-Sänger Bobby Hebb (1938-2010) setzt schon 1966 sein größtes musikalisches Ausrufezeichen. Auch fünfzig Jahre später ist der Classic Soul-Song unvergessen, ein viel gecoverter Evergreen im Oldieradio genauso wie Samplevorlage für junge Poprapper namens Cro.
Das Vermächtnis namens "Sunny" entsteht bereits drei Jahre vor dem kommerziellen Durchbruch, nämlich 1963. Hebb schreibt den Song in Erinnerung an seinen Bruder Hal, der einen Tag nach der Ermordung John F. Kennedys im November desselben Jahres bei einer Messerstecherei in der Heimatstadt Nashville umkommt. 1965 wiederum bekommt die japanische Jazzsängerin Mieko Hirota beim Newport Jazz Festival vom Track Wind. Ihr Jazzbassist Ben Tucker stellt sie "Sunny" vor.
Erst im darauffolgenden Jahr spielt Bobby Hebb seine Eigenkomposition auch mit professionellem Studioequipment ein. Innerhalb des Liedes vollzieht sich ein Stimmungswechsel: Trübe Gedanken von Tod und Verlust weichen der Wärme einer Sonne, die aus dem Lächeln einer Frau entsteht. Später erklärt der Sänger, mit "Sunny" sei eigentlich Gott gemeint. So oder so bleibt das Stück mit einer Millionen verkaufter Exemplare Hebbs einziger Welthit.
Schon als Dreijähriger steht Bobby das erste Mal 1941 neben seinem Bruder Hal auf der Bühne. Überhaupt wächst er in einer äußerst musikalischen Familie auf: Während der Bruder in einem Vaudeville-Theater stepptanzt, sind auch die blinden Eltern Zeit ihres Lebens instrumental gewandt. Als Familie treten die Hebbs viele Jahre in ganz Tennessee auf.
1952 schließt sich Bobby zunächst der Countryband Roy Acuff's Smokey Mountain Boys an. Gemeinsam treten die Boys für eine Performance im Radiosender Grand Ole Opry auf - Hebb ist dort damit einer der ersten Afroamerikaner überhaupt. Hank Williams wird einer seiner wichtigsten Mentoren. 1954 zieht er nach Chicago, lernt den Rock'n'Roll-Pionier Bo Diddley kennen und richtet sein musikalisches Augenmerk generell verstärkt auf den Blues.
Kurze Zeit arbeitet Hebb während der Zeit bei der Navy als Trompeter einer Jazzband, bis er sich 1958 erstmals an eigene Kompositionen mit Gitarre und Piano heranwagt. "Night Train To Memphis" ist seine erste Platte. Hebb zieht weiter nach New York, wo er das Duo Bobby & Sylvia bildet. Nach deren Ende ist endlich die Zeit für "Sunny" gekommen. Der Klassiker setzt seinerzeit mit Platz zwei der US-Charts sein erstes großes Ausrufezeichen. Auch in England wird das Stück frenetisch gefeiert. 1967 taucht gar ein falscher Bobby Hebb auf. Der Schwindler fliegt erst auf, als man merkt, dass er kein einziges Instrument beherrscht.
Nicht minder beeindruckend sind die Live-Impressionen, die Hebb während jener Hey Days hinterlässt. Während etwa die Ronettes "lediglich" für die Beatles eröffnen, ist Bobby neben den Beatles Co-Headliner auf der gemeinsamen US-Tournee. Der Ruhm endet für ihn aber beinahe so schnell, wie er beginnt: Das 1970er-Album bleibt hinter den Erwartungen zurück; erst 2005 erscheint nach Jahrzehnten wieder ein neues Hebb-Album.
Nach mehr als 3000 geschriebenen Songs stirbt Hebb im August 2010 im Alter von 72 Jahren an Lungenkrebs. Im Verlauf seiner Karriere schreibt der Songwriter unter anderem Gospellegende Lou Rawls den Hit auf den Leib. Bis heute haben sich so radikal unterschiedliche Interpreten wie Cher, Frank Sinatra, Boney M. oder Terrorgruppe "Sunny" angenommen.
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