Porträt

laut.de-Biographie

Brockhampton

Rapper lieben es, sich mit obskuren Dingen zu vergleichen. Jay-Z behauptet gern, der schwarze Axl Rose zu sein, Kanye sagt, neben Jesus Christus auch der Walt Disney dieser Generation zu sein - da können auch Untergrund-Acts mithalten. Ein passendes Beispiel wäre wohl die texanische Formation Brockhampton, die in den vergangenen Jahren um Kevin Abstract herum einiges an Staub aufwirbelte: Das vielköpfige Künstlerkollektiv nennt als Inspirationen unter anderem Paramount und Apple.

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Das ist aber kein halb-durchdachtes Luftschloss, sondern tatsächlich ein Geschäftsmodell: Brockhampton strebt an, eine unabhängige, eigenständige Künstlerperipherie zu schaffen, die aus der kleinen Zelle heraus ein Imperium errichtet. Mitglieder haben sie dafür schon einige gesammelt: Die Kernzelle bilden die Rapper Kevin Abstract, Ameer Vann, Matt Champion und Merlyn Wood, die instrumental von Q3, Bearface, Romil Hemnani und Robert Ontinient unterstützt werden. Dazu kommen noch eine handvoll Grafikdesigner, Künstler und Fotographen und fertig ist die Band, die die Welt erobern soll.

Sich selbst bezeichnen sich dabei als "amerikanische Boyband" und produzieren neben der Musik auch eine Reihe anderer Outlets: So debütierten sie im Rahmen der Tour von Kevin Abstract, die sie ihm Jahre 2016 unterstützen, eine gleichnamige Serie "American Boy Band" über Viceland, die die Entwicklung der Musiker dokumentiert.

Es gehe unter anderem darum, den Begriff der Boyband neu auszulegen, führt Designer Henock "HK" Sileshi aus; Brockhampton sollen nicht nur ein oder zwei gute Alben produzieren und darauf in der Versenkung verschwinden, sondern eine ganze Generation prägen und neu definieren. Das Ziel ist es, Normen anzugreifen, Normen neu zu hinterfragen und die Umstände neu zu denken.

Ambitionierte Ziele, die sich die Texaner auf die Flaggen geschrieben haben. Um diesen näher zu kommen, veröffentlichen sie im Juni 2017 nach intensiver dreiwöchiger Arbeit im gesamten Kollektiv das Album "Saturation". Die Resonanz ist überwältigend: Insbesondere Kritiker springen begeistert auf den Ansatz der Band an, der irgendwo zwischen untergründiger alter Schule und abstrakteren Songideen und musikalischen Einflüssen gar nicht so leicht zu definieren ist.

Die Gruppe zieht auf Tour, dreht Musikvideos und baut sich eine grundsolide Fanbase auf, die weit über klassische Hip Hop-Hörer hinausgeht. Schnell einigen sich Kenner der Szene darauf, dass Brockhampton so etwas wie das nächste große Ding sein könnte, vergleichen die Formationen mit anderen größeren Aufkommen der vergangenen Jahre: Konstanter als Odd Future, aber weniger einheitlich als der A$AP Mob, dabei sehr auf das gemeinsame Produkt fixiert liefert Brockhampton tatsächlich einiges an Anlass, ihnen derartige Großtaten zuzutrauen.

Ihr nächster Wurf folgt dementsprechend schnell: Bereits im August des selben Jahren erscheint ihr Folgealbum "Saturation 2", das die Ambitionen mit der neu gewonnen Erwartungshaltung vereinen soll. Und da stellt sich nun der klassische Scheideweg ein, ob die Untergrund-Musiker es vielleicht auch in den Mainstream schaffen könnten. Die Zeit wird es zeigen.

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Alben

Brockhampton - Ginger: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2019 Ginger

Kritik von Yannik Gölz

Hipster-Raps Kronprinzen am Ende der Ironie. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Homepage

    Internetpräsenz von Brockhampton

    http://www.brckhmptn.com/

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