laut.de-Biographie
CMAT
Wie viele andere ihrer Generation hat CMAT ihre Kindheit an das Internet verloren. Als Teenager im ländlichen Irland werden ihre jugendlichen Versuche, anders als alle anderen zu sein, von ihren Klassenkameraden sanktioniert. Die Landeier in ihrer Klasse sind homophob zu ihr, bevor sie ihre eigene Sexualität verstanden hat. Als Konsequenz verbringt sie viele Jahre auf Tumblr quasi isoliert von der Wirklichkeit. Karaoke-Abende werden zum Ort, an dem sie auftauen kann: Sie glaubt daran, Popstar zu werden. Sie soll einer werden - doch die Reise, bis sie CMAT ist, wird noch ein wenig brauchen.
Ihr erster Versuch ist nämlich ein ordentlicher Blindgänger. Gemeinsam mit einem Boyfriend gründet sie eine Band und versucht fünf Jahre lang, es erst in der Heimat, dann später in Manchester zu etwas zu bringen. Die Wege führen nirgendwohin, nur die Beziehung wird graduell beschissener. Heute spricht sie von einer Zeit voller Untreue, Manipulation und gezielter Isolation. Sie bekommt Probleme mit dem eigenen Körper, stresst sich unglaublich und steht am Ende allein in einer fremden Stadt ohne Freunde da, wo sie sich zwar regelmäßig betrinkt, aber sonst nicht wahnsinnig viel passiert.
In diese Szene tritt nun Charli XCX hinein. Als Fan wird die junge CMAT zu einem besonderen Preview-Abend eingeladen. Während der Rest der Fans sich vor Begeisterung gar nicht einkriegen kann, versucht CMAT sich an klarer, konstruktiver Kritik. Charli ist beeindruckt und bittet sie eindringlich, ihren Scheiß auf die Reihe zu kriegen, wo sie doch offensichtlich selbst Musik machen sollte.
Gesagt, getan: Der Boyfriend wird abserviert und aus Ciara Mary-Alice Thompson wird CMAT. Die Pandemie geht gerade vorbei, die Zeiten ändern sich und sie findet neue Freude an der Musik. Ihr erstes Projekt "If My Wife New I'd Be Dead" und spielt noch mit ein paar anderen Genres herum, die sie dann 2023 auf dem Tape "Crazymad, For Me" frontal über Bord wirft. Hier findet sie ihren Sound endgültig: Irische Folkmusik, gepaart mit ein paar Noten Country und Indie. Schnell wird klar, dass sie damit einen Nerv trifft. Sie gewinnt einen Preis für das beste irische Debüt und wird eine kleine, lokale Sensation.
Aber wie weit dieses Fenster sich öffnen wird, ahnt noch niemand. 2025 stehen die Sterne für einen Artist wie CMAT nämlich absolut perfekt. In Zeiten von Chappell Roan und Country-Musik-Boom ist sie der Günstling der Stunde, denn alles, was auf einmal gefragt ist, kann sie schon seit vorgestern. Ihr drittes Album "Euro-Country" wird ein absoluter Megaerfolg, in ihrer Heimat und bei den Briten landet sie inzwischen Hits jenseits des Kultstatus. Sogar für den Mercury Prize wird sie nominiert.
Trotzdem bleibt CMAT so etwas wie ein Gen Z-Volksheld: Ihre Musik, trotz aller großer Liedermacherei, trotz der DNA-Verwandschaft zu Künstlerinnen wie Kate Bush oder Sinéad O'Connor, denkt sie konsequent für die Girls und die Gays. Man checkt schnell: Das ist das Zeug, das der vierzehnjährige Weirdo in der irischen Provinz, der sie mal war, damals gebraucht hätte. Gut, dass es sie jetzt gibt.
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