Mit ihren schwermütigen Sounds zwischen harscher Industrial-Musik, wuchtigen Arrangements und ausgelassener Experimentierfreude beeinflussten Coil maßgeblich elektronische Acts wie zum Beispiel Autechre. Separat veröffentlichten die Londoner um Sänger John Balance und Keyboarder Peter "Sleazy" Christopherson …
In seinem Eklektizismus unverkennbar ein Album der 90er, das Ambient und Industrial mit Tangerine Dream, Minimal music, Eric Satie, Throbbing Gristle, EDM, Musique concrète und Post-Rock-Spoken Word in einen Topf wirft.
Sehe ich durchaus als ihren Verdienst an, sich den unterschiedlichsten Elementen aus der Musik, der Literatur, der Philosophie und der Religion anzunehmen und daraus wieder etwas Neues entstehen zu lassen. Andererseits ist der Katalog von Coil wahnsinnig umfangreich. Im elektronischen Bereich gibt es fast nichts, was sie in ihrer langen Karriere ausgelassen hätten.
Fun Fact: Beide Bands haben nicht nur gemeinsam, dass sie ganze Genres geprägt haben und von vielen einflussreichen Musikern wiederum als deren Einflüsse genannt werden, sondern auch, dass sie auf laut.de nicht mal mit einem Portrait vertreten sind.
Kann man ja vielleicht mal in Angriff nehmen, wenn wir die Saisonhighlights DSDS und Daniele Negronis Auftritt im australischen Dschungel hinter uns gebracht haben.
nun haben wir hier in der rubrik von derartigen urkombos immerhin cabaret voltaire und coil. fehlen noch current 93,throbbing gristle und/oder psychic tv.
Waren allesamt sehr wichtig, zumal Christopherson ein Gründungsmitglied von TG war und Balance ebenso in der Nachfolgecombo Psychic TV mitgewirkt hat. Zu Tibet pflegten sie ja auch bis zum Ende freundschaftlichen Kontakt. Cabaret Voltaire halte ich jedoch genauso für wegweisend. Vor allem, was die Verschiebung von Genregrenzen angeht. "The Crackdown" wäre deshalb aus meiner Sicht auch ein toller Meilenstein gewesen, aber mit "Red Mecca" kann ich ebenfalls sehr gut leben.
Da müsste man sich zwischen der Post-Punk- und der EBM-/Industrial-Phase der Band entscheiden. Mit der EBM-/Industrial-Phase kenn ich mich leider nicht so gut aus, aber "Buried Dreams" möchte ich den Meilensteinstatus deswegen keineswegs absprechen. Mein Favorit ist übrigens "Thirst".
die burried dreams habe ich letztes jahr nach dekaden mal wieder ausgepackt. hat in meinen augen nichts verloren, klingt eher noch besser als damals. dass die lyrics von "The Hacker" (habe beim durchschauen meines alten, überschaubaren vinylbestandes die maxi davon entdeckt. war mir völlig entfallen.) von 1989 sind, erscheint heutzutage als wahrgewordene zukunftsvison.
A digital murder Programmed by mathematical terrorists Outside of mortal bounds Silently hacking A binary plague Serving information This is the time of the hacker This is the code of the hacker This is the hacker An algebra of fear
Within the language of machines Uninfringed my human emotions Within global systems Silently moving A digital maze Cutting information This is the way of the hacker This is the extremity of the hacker This is the hacker Protect now or be erased forever
A binary virus Unleashed by subversive programmers Inside corporate systems Silently eating The endemic wave Erasing information This is the sign of the hacker This is the genius of the hacker This is the hacker Learn now Or be cut down forever
Übrigens würde ich mich bei Coil nicht ubedingt auf das Genre Industrial fixieren. Die meisten der späteren Alben zähle ich eher zur (experimentellen) Elektronik. Eventuell wäre auch mal Autechre dran.
die habe ich mir angeschafft, nachdem sie von ecki stieg bei den grenzwellen vorgestellt wurde. dba sollten die worte "ecki stieg" und "grenzwellen" ein lächeln ins gesicht zaubern. hach, das waren noch zeiten wo es sich gelohnt hat, das radio einzuschalten. wie viele bands ich durch diese sendung kennengelernt habe.
ecki ist da ja auch ein echter überzeugungstäter gewesen. der brannte und brennt 24/7 für musik. den damaligen cabaret voltaire-meilenstein (bzw überhaupt deren katalog) habe ich kurz vor dem schreiben ehrlich gesagt auch nur durch ihn - recht spät, ich weiß - so richtig kennengelernt. im gegenzug habe ich ihm dann ulver und sunn o))) nahegebracht. der ist noch immert offen für neues. und ja: ohne die grenzwellen wäre etliches gar nicht erst so richtig in deutschland angekommen. den verdienst kann man ihm nicht nehmen.
bei coil mag ich ja auch die gastvokalisten-stücke sehr. wenn marc almond oder ganz besonders gavin "virgin prunes" friday dort loslegten war das aus meiner sicht erst so richtig perfekt. die beiden haben sich sehr gut ins konzept eingefügt.
Wenn man zu den Anfängen von Industrial will, müsste hier "Metal Machine Music" von Lou Reed auftauchen, aber das ist kein richtiges Musikalbum und sollte auch retrospektiv keine 5 Sterne bekommen. Ferner hat Industrial seine Wurzeln in der Avantgarde der 50er und 60er.
Throbbing Gristle, This Heat und Cluster sind in meinen Ohren würdige Kandidaten (weil einflussreich) für Meilensteine in dieser Richtung.
Absolute Zustimmung. Man könnte die musique concrète eines Pierre Schaeffer anfügen, die Elektronik von Karl-Heinz Stockhausen oder die Experimente von Steve Reich. Völlig unterschlagen wird jedoch auch der Einfluss von Delia Derbyshire beziehungsweise ihrer Band White Noise. "An Electric Storm" (1969) ist ein unheimlich einflussreiches Werk, weil es als einer der ersten popkulturellen Alben die spätere Sample-Technik nachhaltig geprägt hatte.
absolut verdienter meilenstein natürlich! lese schon seit jahren laut.de und habe damit 0 gerechnet und bin total positiv überrascht! von coil hätte ich aber wahrscheinlich "ape of naples" ausgesucht. kann mir niemanden vorstellen der davon nicht angefixt wird. "musick to play in the dark vol. 1+2" sind schon ganz schöne brocken!
Mit ihren schwermütigen Sounds zwischen harscher Industrial-Musik, wuchtigen Arrangements und ausgelassener Experimentierfreude beeinflussten Coil maßgeblich elektronische Acts wie zum Beispiel Autechre. Separat veröffentlichten die Londoner um Sänger John Balance und Keyboarder Peter "Sleazy" Christopherson …
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
In seinem Eklektizismus unverkennbar ein Album der 90er, das Ambient und Industrial mit Tangerine Dream, Minimal music, Eric Satie, Throbbing Gristle, EDM, Musique concrète und Post-Rock-Spoken Word in einen Topf wirft.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Sehe ich durchaus als ihren Verdienst an, sich den unterschiedlichsten Elementen aus der Musik, der Literatur, der Philosophie und der Religion anzunehmen und daraus wieder etwas Neues entstehen zu lassen. Andererseits ist der Katalog von Coil wahnsinnig umfangreich. Im elektronischen Bereich gibt es fast nichts, was sie in ihrer langen Karriere ausgelassen hätten.
Slint und Cardiacs schon in der Mache?
Fun Fact: Beide Bands haben nicht nur gemeinsam, dass sie ganze Genres geprägt haben und von vielen einflussreichen Musikern wiederum als deren Einflüsse genannt werden, sondern auch, dass sie auf laut.de nicht mal mit einem Portrait vertreten sind.
Kann man ja vielleicht mal in Angriff nehmen, wenn wir die Saisonhighlights DSDS und Daniele Negronis Auftritt im australischen Dschungel hinter uns gebracht haben.
toller stein, toller text!
nun haben wir hier in der rubrik von derartigen urkombos immerhin cabaret voltaire und coil. fehlen noch current 93,throbbing gristle und/oder psychic tv.
Waren allesamt sehr wichtig, zumal Christopherson ein Gründungsmitglied von TG war und Balance ebenso in der Nachfolgecombo Psychic TV mitgewirkt hat. Zu Tibet pflegten sie ja auch bis zum Ende freundschaftlichen Kontakt. Cabaret Voltaire halte ich jedoch genauso für wegweisend. Vor allem, was die Verschiebung von Genregrenzen angeht. "The Crackdown" wäre deshalb aus meiner Sicht auch ein toller Meilenstein gewesen, aber mit "Red Mecca" kann ich ebenfalls sehr gut leben.
Und Richard H. Kirk hat mit "Dasein" letztes Jahr erst ein fantastisches Soloalbum veröffentlicht.
Clock DVA anyone?
https://www.youtube.com/watch?v=31BjwrVl_xk
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
guter punkt, para!
Da müsste man sich zwischen der Post-Punk- und der EBM-/Industrial-Phase der Band entscheiden. Mit der EBM-/Industrial-Phase kenn ich mich leider nicht so gut aus, aber "Buried Dreams" möchte ich den Meilensteinstatus deswegen keineswegs absprechen. Mein Favorit ist übrigens "Thirst".
die burried dreams habe ich letztes jahr nach dekaden mal wieder ausgepackt. hat in meinen augen nichts verloren, klingt eher noch besser als damals.
dass die lyrics von "The Hacker" (habe beim durchschauen meines alten, überschaubaren vinylbestandes die maxi davon entdeckt. war mir völlig entfallen.) von 1989 sind, erscheint heutzutage als wahrgewordene zukunftsvison.
A digital murder
Programmed by mathematical terrorists
Outside of mortal bounds
Silently hacking
A binary plague
Serving information
This is the time of the hacker
This is the code of the hacker
This is the hacker
An algebra of fear
Within the language of machines
Uninfringed my human emotions
Within global systems
Silently moving
A digital maze
Cutting information
This is the way of the hacker
This is the extremity of the hacker
This is the hacker
Protect now or be erased forever
A binary virus
Unleashed by subversive programmers
Inside corporate systems
Silently eating
The endemic wave
Erasing information
This is the sign of the hacker
This is the genius of the hacker
This is the hacker
Learn now
Or be cut down forever
zur vollständigkeit:
https://www.youtube.com/watch?v=ZEcc-X4zGXY
(wahnsinnstrack!)
Übrigens würde ich mich bei Coil nicht ubedingt auf das Genre Industrial fixieren. Die meisten der späteren Alben zähle ich eher zur (experimentellen) Elektronik. Eventuell wäre auch mal Autechre dran.
Sehe gerade die "Buried Dreams" in voller Länge. Führe ich mir gleich mal zu Gemüte.
die habe ich mir angeschafft, nachdem sie von ecki stieg bei den grenzwellen vorgestellt wurde. dba sollten die worte "ecki stieg" und "grenzwellen" ein lächeln ins gesicht zaubern.
hach, das waren noch zeiten wo es sich gelohnt hat, das radio einzuschalten. wie viele bands ich durch diese sendung kennengelernt habe.
ecki ist da ja auch ein echter überzeugungstäter gewesen. der brannte und brennt 24/7 für musik. den damaligen cabaret voltaire-meilenstein (bzw überhaupt deren katalog) habe ich kurz vor dem schreiben ehrlich gesagt auch nur durch ihn - recht spät, ich weiß - so richtig kennengelernt. im gegenzug habe ich ihm dann ulver und sunn o))) nahegebracht. der ist noch immert offen für neues. und ja: ohne die grenzwellen wäre etliches gar nicht erst so richtig in deutschland angekommen. den verdienst kann man ihm nicht nehmen.
bei coil mag ich ja auch die gastvokalisten-stücke sehr. wenn marc almond oder ganz besonders gavin "virgin prunes" friday dort loslegten war das aus meiner sicht erst so richtig perfekt. die beiden haben sich sehr gut ins konzept eingefügt.
Wenn man zu den Anfängen von Industrial will, müsste hier "Metal Machine Music" von Lou Reed auftauchen, aber das ist kein richtiges Musikalbum und sollte auch retrospektiv keine 5 Sterne bekommen. Ferner hat Industrial seine Wurzeln in der Avantgarde der 50er und 60er.
Throbbing Gristle, This Heat und Cluster sind in meinen Ohren würdige Kandidaten (weil einflussreich) für Meilensteine in dieser Richtung.
Absolute Zustimmung. Man könnte die musique concrète eines Pierre Schaeffer anfügen, die Elektronik von Karl-Heinz Stockhausen oder die Experimente von Steve Reich. Völlig unterschlagen wird jedoch auch der Einfluss von Delia Derbyshire beziehungsweise ihrer Band White Noise. "An Electric Storm" (1969) ist ein unheimlich einflussreiches Werk, weil es als einer der ersten popkulturellen Alben die spätere Sample-Technik nachhaltig geprägt hatte.
death in june?
absolut verdienter meilenstein natürlich! lese schon seit jahren laut.de und habe damit 0 gerechnet und bin total positiv überrascht! von coil hätte ich aber wahrscheinlich "ape of naples" ausgesucht. kann mir niemanden vorstellen der davon nicht angefixt wird. "musick to play in the dark vol. 1+2" sind schon ganz schöne brocken!