Porträt

laut.de-Biographie

Dagobert

Für manchen Schweizer ist die heimische Welt trotz Zürich, Genf und Basel doch zu klein. Rasch lockt der Ruf der großen weiten Welt. Genauer gesagt, hinein in eine Weltstadt wie Berlin. Weil sich künstlerische Ambitionen dort fraglos besser verwirklichen lassen.

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Der Eidgenosse Dagobert ist aus so einem Holz geschnitzt. Er kommt im Orwell-Jahr 1984 zur Welt, und fühlt sich schon in jungen Jahren zur Musik hingezogen. Mit 19 Jahren beendet Dagobert die Schule. In Bern sammelt er erste künstlerische Erfahrungen im Verbund mit einer befreundeten Rockband. Doch auch die Schattenseiten des Lebens lernt Dagobert kennen: rund zwei Jahre schlägt er sich als Obdachloser durch, verliert dabei aber das Songschreiben nie aus den Augen.

Er erhält sogar, ein Musikstipendium, das durch einen halbjährigen Berlin-Aufenthalt gekrönt wird. Doch die große Karriere findet (noch) nicht statt. Für fünf Jahre kehrt er zurück in die Schweiz. Dort siedelt er sich im Graubündener Dorf Pagniu an, ohne Internet und Telefon. In aller Stille verfeinert der Nachwuchskünstler seine Fertigkeiten, und erarbeit sich einen eigenständigen Musikstil.

Mit einer ganzen Reihe eigener Songs zieht Dagobert erneut nach Berlin, und nistet sich praktisch ohne Vermögen und nennenswerte Einkünfte im Cafe einer befreundeten Inhaberin ein. Nach und nach knüpft er Kontakte in der dortigen Musikszene. Der Produzent Markus Ganter (Sizarr, Muso) wird auf ihn aufmerksam. In Mannheim feilen sie gemeinsam an den in der Schweiz geschriebenen Songs.

Mit "Morgens Um Halb Vier" bringt er eine erste Single an den Start. Die Resonanz bleibt bescheiden, aber es kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Unter den Gästen des Cafes findet sich eines Tages der renommierte Autorenfilmer Klaus Lemke. Beide sind sich auf Anhieb symphatisch, und Dagobert erhält eine Nebenrolle in dessen Streifen "Berlin Für Helden". Lemke sagt ihm danach die Hauptrolle seines kommenden Streifens zu.

Doch verher bringt der Schweizer beim Hamburger Indielabel Buback sein Debüt-Album heraus, schlicht "Dagobert" betitelt. Der Nachname bleibt weiterhin unbekannt. Seine Songs sind eine oft krude Mischung aus Singer/Songwriter-Tum, Schlager und Elektro-Pop. Im Interview nennt er als persönliche Vorbilder Leonard Cohen, Hank Williams, die Scorpions und Die Flippers.

Doch Dagobert wäre nicht Dagobert, würde er seinem musikalischen Kosmos nicht immer wieder Neuerungen beifügen. So findet auf seinem Album "Afrika" (2015) für "Am Natronsee" ein Gastbesuch der besonderen Art statt: Hier steuert Kreator-Mastermind Miland Petrozza ein brachiales Metal-Gitarrensolo bei.

Über sein künstlerisches Vermögen äußert sich der Schweizer durchaus selbstkritisch: "Ich bin praktisch ohne musikalisches Talent geboren. Die ersten paar Jahre habe ich sehr primitive Musik gemacht, die man sich nicht anhören konnte. Aber wenn man so stur ist wie ich, dann muss irgendwann etwas Gutes dabei rauskommen. Heute bin ich glücklich mit dem, was ich mache."

2019 erscheint das bierernste 80er-Pop-Album "Welt Ohne Zeit". So richtig gut läuft das nicht, der schicke Labeldeal ist weg, stattdessen setzt Jäger ab jetzt auf Eigenvertrieb. Es folgt: "Jäger" wird 2021 etwas beschwingter, politischer und musikalisch beliebiger. 2023 kommt es gar "Schwarz" um die Ecke, wie so oft beim Wahlberliner paaren sich Anspruch und Trash, Kitsch und Lyrik und ergeben etwas Halbgares, das viel mehr sein könnte.

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