laut.de-Biographie
Die 3. Generation
Die Boyband mit Sendungsbewusstsein und einer Prise Sozialkritik - das sind Tolga (Jahrgang '79), Julian ('80) und Darko ('75). Gemeinsam sind sie Die 3. Generation und nicht weniger als das Sprachrohr dieser, ihrer Generation wollen sie sein.
Sprechgesang mit kritischen Texten auf "Pop-Hop-Soße" (Süddeutsche Zeitung) - das war bis zum Auftauchen der drei Berliner bzw. Stuttgarter eher die Domäne von Girlie-Bands à la Tic Tac Toe. Doch das sollte sich ändern: Bereits die erste Single "Vater, Wo Bist Du?" marschierte Anfang 1999 in die Top Ten und kassierte Gold.
Geboren wird Die 3. Generation, Boyband-typisch, auf einem Casting. Julian und Darko, die bereits gemeinsam Songs geschrieben und erste kleinere Auftritte absolviert hatten, treffen dort auf Tolga. Gerüchte besagen, dass die Chemie zu Beginn alles andere als gestimmt habe. Doch im Angesicht des Erfolges rauft man sich dann doch zusammen.
Das Multikulti-Trio profiliert sich als "Berliner Jungs mit Ecken und Kanten" und nimmt die Zielgruppe im Sturm: Tausende von Bravo-Leserinnen wählen Die 3. Generation beim Leserpreis "Goldener Otto" zum Sieger in der Kategorie "Hip Hop" und auch einen Nachwuchs-Echo haben die drei schon in der Vitrine stehen.
Dieser Triumph bleibt diversen Fernsehproduzenten nicht verborgen. So wird Die 3. Generation nicht nur für einen Gastauftritt in der ARD-Soap Marienhof engagiert, sondern darf auch den Titelsong für die kontroverse Kult-TV-Peepshow "Big Brother" einspielen. "Leb, so wie du dich fühlst", lautet die Aufforderung an die Hausbewohner und sicher auch an den Rest der Generation.
Nachdem die "Big Brother"-Bewohner aus dem Haus ausziehen, wird es aber um die drei nicht stiller. Im November 2000 erscheint das dritte Album der 3. Generation, folgerichtig "Die Dritte" betitelt. So recht an die vorherigen Erfolge knüpft die Scheibe aber nicht an, ebenso wie das 2001 erscheinende "Alles Was Du Willst".
Darauf wird es dem Label (BMG) zu bunt. Man droppt das Trio. "Was Tun, Sprach Zeus" - diese Frage stellen sich Tolga, Julian und Darko ebenfalls. Mittlerweile sind sie über 20 und fühlen sich in der alten Teenie-Schublade nicht mehr wohl. Ungewöhnlich lange lassen sie sich Zeit, wechseln das Management und gehen von der BMG zu Polydor.
Unterdessen hat Darko in Stuttgart sein eigenes Café eröffnet. Die Bande zwischen ihnen sind mittlerweile jedoch so stark, dass auch eine Fernbeziehung hinhaut. 2003 kommen sie mit "Was Passiert" zum ersten Mal auf dem neuen Label mit einer Single (der inzwischen zwölften!) um die Ecke und feilen mit Thorsten Brötzmann in Hamburg an ihrem fünften Longplayer.
Ein Jahr später folgt das Schicksal vieler erfolgloser Bands: die Auflösung. Darko kehrt zu seinem Beruf als Maler und Lackierer zurück, in dem er es jedoch nicht lange aushält.
Ein zweite Chance tut sich 2010 mit der RTL-Castingshow "Das Supertalent" auf. Hier performt er den Song "Dance With My Father (Again)" von Luther Vandross. Dem Publikum stehen Tränen ins Gesicht geschrieben und auch Jury-Henker Dieter Bohlen findets "hammertittengeil".
1 Kommentar mit 4 Antworten
"Niemand kann nur Haß oder nur Liebe spür'n
Beides hast du schon tausend mal gefühlt
Alle Höhen und Tiefen - Es ist viel passiert
Nur wer Gefühle zuläßt, wird auch berührt
Im Herzen - Yo! So läuft das Spiel
Deines Lebens - Hey! Nichts ist vergebens
Also leb′ wie du dich fühlst..."
Schöne, gut gealterte Deutschrap-Kombo!
Das ist ja genau das, was ich auch immer sage:
Wir müssen mehr Widersprüche in uns selbst vereinen.
Wir sind durch zu viele Begrifflichkeiten geblendet, auch durch Hollywood.
"Liebe" und "Hass" als Gegenspieler zu betrachten, ist seit jeher ein Fehlschluss.
Es ist ein Konglomerat, ein Gefühls-Cocktail, der sich in seiner Unschärfe eigentlich jeglicher Definition entzieht.
Dies hat Auswirkungen auf das, was wir "Wahrheit" nennen. Klar, es gibt wissenschaftliche Fakten - diese werden aber stets
durch unsere Gefühle mitgetragen und kontextualisiert, insbesondere dann, wenn sozioökonomisch geprägte Hierarchien im Spiel sind.
Ich stelle mir das immer so wie einen Wirbelwind vor, indem alles mit sich ringt und am Ende wird halt ein Haus mitgerissen oder nicht.
Was genau sorgt jetzt dafür? Alles zusammen, nur die Liebe, nur der Hass oder die Weltumstände?
Finde, dass die 3. Generation das hier ganz gut auf den Punkt bringt: Das Leben ist keine Dichotomie, sondern beinhaltet vor allem
eines: Gefühle, Gefühle, Gefühle.
Kurz noch als Ergänzung:
Die 68er-Bewegung hat natürlich hier einen besonderen Anteil daran, dass diese "konservative Verschlossenheit" (natürlich auch das Männer- und Frauenbild: Mann ist der analytische Haupternährer, spendiert 2x im Jahr Urlaub, Frau erzieht überwiegend die Kinder, etc.) sukzessive überwunden wurde.
Auch wenn es abgedroschen klingt, aber Gefühle sind ein Großteil unserer Persönlichkeit, und diese muss durch das Grundgesetz (Art. 2, Abs. (1)) besonders
geschützt und entfaltet werden. Wir können froh sein, dass es langsam normal wird - ohne zu pathologisieren, sich seinen Mitmenschen zu öffnen - es gehört einfach dazu.
Eine Kleinigkeit noch:
In der Zeile "Es gibt ein Leben nach dem Augenblick - Das zählt" merkt man, dass Spiritualität - damals zumindest - in konkreter Form von Achtsamkeit auch über den Augenblick(!) hinaus gehen kann.
Gut, das ist jetzt ne kalkulatorische Frage auch, was das Individuum (und da wären wir wieder beim GG) als "Leben" betrachtet.
Ist es das nicht zu fassende JETZT? Oder ist es das (kurz bevorstehende) MORGEN?
Für diese Zeile benötigt man einiges an Ungewissheitstoleranz, was aber auch gut ist, denn der Konsument KANN und DARF auch
gerne mal herausgefordert werden.
Ach, im Übrigen muss ich bei der Zeile "Niemand ist Alleine, der Loser oder der Held" immer an die Kommentarspalte von Laut.de denken!
Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass an dieser Stelle die oben erwähnte "Oder-Verzweigung" lyrisch gnadenlos durchgezogen wird, obwohl
man ja hier "Loser/Held" lyrische Parallele zu "Liebe/Hass" betrachten könnte.
So what! Nobodoy's perfect, 3. Generation!
... die Funkgitarre im Hintergrund wäre noch zu erwähnen. Ist mir in 24 Jahren nie aufgefallen. Lustig.