5. November 2018

"Wir machen Nischenmusik"

Interview geführt von

Haken gelten als eine der interessantesten Progbands der jüngeren Musikgeschichte und veröffentlichten dieser Tage ihr fünftes Album "Vector". Etwas komprimierter als zuvor folgen sie dort dem Pfad, den sie auf "The Mountain" eingeschlagen haben, und entwickeln ihren Sound Stufe für Stufe weiter. Zeit, sich mit Gitarrist Richard Henshall über die aktuelle Entwicklung bei den englischen Proggern zu unterhalten.

Skype oder Telefon? Das Label hatte sich mit mir auf eine Variante geeinigt, Richard wählt eine andere. Das macht nichts, denn egal auf welchem Kanal man mit dem freundlichen und wortgewandten Londoner parliert, es kommt ein gutes Gespräch dabei heraus. Der Mann hat einiges zu erzählen, im Hintergrund zwitschert vergnügt ein Vögelein.

Wir haben uns 2013 anlässlich eurer Tour zu "The Mountain" schon mal getroffen. Diese Platte hat Haken größere Bekanntheit verschafft. Was hat sich seitdem bei euch verändert?

"The Mountain" ist gerade fünf Jahre alt geworden. Diese fünf Jahre sind so schnell vergangen, einfach der Wahnsinn. Es war unser erstes Album für InsideOut, und seitdem haben wir einen Aufwind bekommen, vermehrt getourt und neue Orte kennen gelernt. Zwei weitere Alben sind entstanden plus ein Live-Album plus eine EP. Die Live-Platte wurde von Fans immer wieder angefragt, und nun war die Zeit reif, zumal wir gerade zehnjähriges Band-Jubiläum feierten.

Das Live-Album ist seit einigen Monaten auf dem Markt. Seid ihr zufrieden mit dem Zuspruch und den Reaktionen?

Der Großteil der Aufnahmen entstand an einem Abend auf der letzten Tour in Amsterdam, dem letzten Abend. Zu dem Zeitpunkt war die Musik tief in uns verwurzelt und wir konnten sie befreit spielen. Wir freuten uns auf zuhause und konnten das in die Musik einfließen lassen. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Unser amerikanischer Freund Jerry Guidroz mixte den Sound. Er kennt unser Zeug sehr gut und hat hervorragende Arbeit abgeliefert. Mit dem Zuspruch ist die Plattenfirma sehr glücklich, ich kümmere mich um diese Seite unserer Aktivitäten nicht so. Für viele, die uns noch nie live sehen konnten, bietet es sicher einen guten Eindruck davon, wie wir die Songs auf die Bühne bringen. Für eine Progband hat es sich gut verkauft. Wir machen Nischenmusik, das bedeutet, wir werden nicht plötzlich Millionen von Alben absetzen und in Wembley auftreten.

Hintergrund meiner Frage ist die Tatsache, dass ihr auf der kommenden Tour in dreimal so großen Hallen wie bisher auftreten werdet.

Wow, echt? Ich hoffe, wir sind in der Lage, die zu füllen. Ein Teil der Erklärung ist, dass wir unsere Bühnenshow auf ein neues Niveau hieven möchten. Die Musik auf "Vector" ist dramatischer als bisher und larger than life, sie erinnert sogar an eine Rock-Oper. Daher brauchen wir eine gewisse Bühnengröße und legen auch Wert auf eine gute Akustik, die in diesen Hallen ausgezeichnet sein soll. Nun, die Daten liegen noch eine Weile in der Zukunft, hoffentlich verkaufen wir genug Tickets. Aber in Deutschland ist der Zuspruch für uns generell immer gut.

Heißt das, es wird auch visuelle Elemente auf der Tour geben?

Wir arbeiten mit einem Typen zusammen, der eine coole neue Lichtshow für uns entworfen hat. Um sowas haben wir uns bisher kaum gekümmert. Das Licht wird genau auf die Musik abgestimmt sein. Es ist noch nicht raus, ob wir Bildschirme und andere visuelle Effekte aufbauen, da stehen noch einige Hindernisse im Weg. Wäre aber toll, wenn wir das eines Tages machen könnten. Einige Haken-Jungs, mich eingeschlossen, haben ja mit Mike Portnoy auf der "Shattered Fortress"-Tour gespielt. Und er hat sich bei der Produktion der Show wirklich nicht lumpen lassen. Es gab eine große Leinwand, auf der visuelle Elemente aus den Dream-Theater-Videos liefen. Meiner Meinung nach hat das die Show angereichert, und das kann ich mir für uns auch vorstellen.

Fünf Jahre sind eine lange Zeit, aber es interessiert mich trotzdem: Könnt ihr inzwischen von Haken leben oder hat ihr weiterhin andere Jobs?

Ich habe bis letztes Jahr Klavier und Gitarre an Schulen unterrichtet. Mit Haken und der Shattered-Fortress-Tour wurde es dann aber zu viel und ich gab den Job auf. Jetzt konzentriere ich mich hauptsächlich auf Haken und die Musik, gebe aber auch Skype-Seminare. Und auf Tour können die Fans bei uns Stunden nehmen. Auf diese Weise können wir das Ganze möglich machen, sonst wäre es sehr schwierig. Aber wir gehen immer weiter in die richtige Richtung, uns ausschließlich auf die Band fokussieren zu können. Ich sehe es als Übergangsphase.

Mit Ausnahme des Bassisten-Wechsels habt ihr seit vielen Jahren ein stabiles Band-Lineup. Die Chemie stimmt bei euch.

Ja, in der Tat. Ross und ich haben schon die Grundschule zusammen besucht, wir kennen uns, seit wir fünf waren. Die ersten Ideen für eine Band entwickelten sich um unser 16. Lebensjahr herum. Seit zehn Jahren gibt es uns nun als Gruppe. Und auch, als Tom uns verlassen hat, war das eine einvernehmliche Sache. Es gab kein böses Blut. Er wollte sich auf andere Dinge fokussieren und hat inzwischen eine eigene Familie. Wir stehen aber immer noch in Kontakt. Als Band fühlen wir uns gut. Auf den letzten beiden Alben haben wir die Musik gemeinschaftlich geschrieben. Die Chemie stimmt, und das muss sie auch, wenn du monatelang mit denselben Leuten in einem Tourbus verbringen willst. Wir können uns glücklich schätzen.

"Wir haben das Fett weggeschnitten"

Lass uns über das neue Album "Vector sprechen. Kannst du uns mal mit in den Aufnahmeprozess nehmen?

Schon früh wurde uns klar, dass die Songs etwas härter ausfallen würden. Die ersten Ideen waren bereits sehr riffbasiert und gitarrenbezogen und dementsprechend heavy. Das ganze Album ist ziemlich heavy. Und wir dachten, es sei eine coole Idee, Nolly hinzuzuziehen, den Ex-Bassisten von Periphery. Er ist ein toller Produzent, hat mit Sikth und Devin Townsend gearbeitet. Seine Arbeiten für diese Leute hatten es uns sehr angetan. Wir riefen ihn also an und fragten, ob er Lust hatte, also kam er an Bord. Er lebt nur zwei Stunden von uns entfernt und hatte zum Beispiel sehr genaue Vorstellungen davon, wie ein Schlagzeug aufgenommen werden sollte. Er hat die Toms auf die jeweiligen Songs gestimmt, total verrückt. Das hilft dem Schlagzeug tatsächlich, im Song besser mitzusingen. Die Gitarren haben wir auch anders aufgenommen als mit anderen Produzenten in der Vergangenheit. Wir sind begeistert vom Ergebnis. "Vector" ist eine modern klingende, harte Platte.

Hatte der Produzent auch Einfluss aufs Songwriting?

Nein, nur auf die Produktion - und selbst da machen wir sehr viel selbst. Arrangement und Instrumentierung liegen komplett in unserer Hand. Wir verbringen generell viel Zeit damit, an Ideen rumzufeilen und Teile hin- und herzuschieben. Wie gesagt, wir arbeiten gemeinschaftlich. Diego wohnt in Mexiko, Connor in den USA, aber der Rest von uns ist hier vor Ort in London. Wir tauschen unsere Ideen per Internet aus, über eine Cloud, und basteln länger daran herum. Als Resultat kommen dann fast fertig produzierte Dateien dabei heraus, die wir dieses Mal Nolly in die Hand gedrückt haben. Er hat sie dann noch besser klingen lassen.

Wie lief es denn früher ab, bevor ihr als Band zusammen die Songs geschrieben habt?

Bei den ersten drei Alben habe ich den Löwenanteil übernommen. Ich schickte den anderen meine Ideen als Midi-Files, und die haben sie dann etwas bearbeitet und bandfreundlicher gemacht. Alles im Proberaum. Aber dann dachten wir, es würde mehr Spaß machen, gemeinschaftlich an der Musik zu arbeiten, eine gemeinsame musikalische Vision zu entwickeln. So sind die letzten beiden Alben entstanden. Charlie, Ray und ich leben teilweise nur wenige Minuten voneinander entfernt, da ist es leicht, sich mal schnell zum Jammen zu treffen.

Wovon handeln die Songs denn auf textlicher Ebene? Gibt es einen Zusammenhang, ist "Vector" ein Konzeptalbum?

Ich schätze, es ist so nahe an einer Rock-Oper wie nichts, das wir bisher gemacht haben. Wie bei all unseren Alben zieht sich eine gewisse musikalische Erzählung durch die Songs, die alles verbindet. Aber wir wollen nicht zu explizit sein, was für ein Konzept zugrunde liegt. Es ist wichtig, den Hörern zu ermöglichen, ihre eigenen Ideen und Interpretationen zu entwickeln. Verschiedene Dinge bedeuten verschiedenen Leuten verschiedene Dinge. Der eine liest dieses heraus, der andere jenes, oft sogar das genaue Gegenteil. Aber eine lose Erzählung gibt es. Es geht um einen Typen, der eine Elektroschock-Therapie bekommt, in deren Verlauf allerhand verborgene, dunkle Themen an die Oberfläche drängen. All das wird aus der Sichtweise dieses Patienten erzählt und bildet die Grundlage der Geschichte und des Albums. Du wirst einige Anspielungen auf psychologische Experimente der 50er und 60er finden. Es hat Spaß gemacht, diese Themen zu recherchieren und in Konzepte für Songs umzuwandeln. Wir haben also gleichzeitig noch was gelernt dabei.

"Vector" ist für Haken-Verhältnisse ein kürzeres Album. War das der Plan oder hat sich das ergeben?

Das hat sich so ergeben. Wir haben mit "Aquarius" und "Visions" zwei sehr lange Alben im Repertoire. Ich weiß, das viele Leute richtig lange Platten mögen, ich ja auch. "Vector" ist nur 45 Minuten lang und damit deutlich besser verdaubar. Wir haben aber keine Kompromisse gemacht oder Songteile geopfert, damit das Album kürzer wird. Wenn überhaupt, haben wir die Musik präziser gemacht, das überflüssige Fett weggeschnitten und uns auf das Wesentliche konzentriert, was die Songstrukturen anbelangt. Für mich ist es unsere am meisten fokussierte Platte bisher und ich hoffe, die Leute empfinden das genauso.

Mir gefällt die Kürze. So kann ich die Platte öfter hören.

Ein Freund hat mir erzählt, dass er von den alten Platten maximal eine am Stück hören kann. Es würde ihn zu sehr ermüden und er brauche anschließend ein paar Tage Abstand von der Musik. Mit "Vector" hat er das nicht, das hörte er auch mehrmals am Stück, weil die Platte einfach leichter zugänglich und verarbeitbar ist. Ich hoffe, das spricht für uns, haha.

Du sprachst die Songstrukturen an. Wie kam die Entscheidung zustande, dass "Nil By Mouth" ein Instrumental werden würde?

Seit "Portals" auf "Visions" haben wir kein Instrumental mehr geschrieben. Das ist eine ganze Weile her, also dachten wir uns, wir könnten uns auf dem Gebiet mal wieder herumtreiben. Ich erinnere mich aber nicht mehr an die Entscheidung. Vermutlich haben wir irgendwann gemerkt, dass es zu viel wäre, über diese Riffs drüberzusingen. Es ist eins meiner Lieblingsstücke und ich freue mich schon drauf, es live zu spielen. Einige der Rhythmen sind ziemlich abgefahren. Es wäre ganz schön schwierig, dazu was zu singen. Meiner Meinung funktioniert der Song als Instrumental sehr gut.

Da bietet sich eine Frage an, die ich immer schon jemandem stellen wollte: Wenn du diese komplizierten Rhythmen spielst, musst du dann mitzählen oder kannst du sie fühlen?

Schlussendlich möchte man an den Punkt kommen, an dem man nicht darüber nachdenken muss. Du schreibst die Songs so, wie sie sich natürlich und gut für dich anfühlen, auf der Gitarre, dem Klavier oder zusammen im Jam. Wenn dann ein paar Monate später eine Tour ins Haus steht, musst du alles neu lernen, so wie wir gerade im Moment. Dieser Prozess ist deutlich mathematischer. Du musst herausfinden: Was haben wir denn da überhaupt gespielt? Ich übe aber auch mit Metronom und schaue, wie ich den Rhythmus am besten gegen einen geraden Beat aufbaue. Wenn ich das lange genug mache, erinnern sich meine Finger später. Muscle Memory, den Begriff kennst du vielleicht. Und an der Stelle bist du dann in der Lage, den Song wirklich zu spielen.

In "Veil" gibt es einen Solo-Part mit neoklassischen Einflüssen. Das habe ich vorher so noch nie von euch gehört. Wessen Idee war das?

Die kam ursprünglich von Diego. Das ist quasi unser Johann-Sebastian-Bach-Teil, haha. Diego hatte seinen Teil aufgenommen und Charlie, unser anderer Gitarrist, den dann einfach gedoppelt. In der Vergangenheit kannst du Ansätze davon bei uns hören, aber ein zweiminütiger Teil wie dieser ist für uns neu.

Sehr gut gefällt mir auch die traurige Vier-Uhr-morgens-Trompete in "Host".

Es ist ein Flügelhorn. Das war Rays Idee. Was viele nicht wissen: Ray ist ein großartiger Tuba-Spieler. Er hat an der Guildhall Music School in London studiert, dem renommierten Institut. Dort hat er natürlich eine Menge Kontakte geknüpft und kennt viele Leute, die Blechblasinstrumente spielen. Einer seiner Freunde, mit dem er zusammen in einem Oktett Musik macht, kam uns besuchen und traf direkt ins Schwarze. Acht Takes gibt es davon und alle sind toll. Jeder klingt noch jazziger als der davor. Wir haben uns für den entschieden, welcher uns am besten gefiel und die Stimmung des Songs abbildete.

Diegos Einfluss wird mit jedem Album größer. Seine Soundscapes und Klänge werden immer spannender. In "Nil By Mouth" hat er ein paar sehr originelle. Wie entwickelt er diese Töne?

Das hat er wirklich drauf, nicht wahr? Diese schrulligen Klänge sind genau sein Ding und er beschäftigt sich viel mit Sounddesign. Er hat ein tolles Studio in Mexiko, mit jedem neuen Album fügt er dort irgendwas hinzu. Er hat tonnenweise Keyboards dort und neulich einen Endorsement-Deal mit Arturia abgeschlossen. Das ist eine hervorragende Firma, die analoge Synthesizer baut. Seine ganzen neuen Geräte hat er auf dem Album natürlich benutzt. Wichtig war ihm dieses Mal, mehr analog zu arbeiten, dazu bastelte er mit einer alten Bandmaschine herum. Das gab den Klängen einen authentischen Touch. In der Vergangenheit hat er verstärkt orchestrale Elemente verwendet. Seine üblichen Geigen- und Bläserarrangements übertrug er nun auf sein analoges Equipment, und ich finde, das gibt der Platte eine andere Geschmacksrichtung als sonst.

"Ich mag Michael Jackson, Toto und Level 42"

Du verwirklichst dich neben Haken auch noch in anderen Projekten wie Nova Collective. Diese Musik klingt deutlich jazziger. Woher stammt dein Interesse dafür?

Ich hatte ein Video von Dan Briggs von Between The Buried And Me gesehen. Er war in einem amerikanischen Plattenladen und hat dort seine Lieblingsalben vorgestellt, unter anderem unseren "Mountain". Also habe ich Kontakt mit ihm aufgenommen, ihm für sein Interesse an der Band gedankt und dass er uns dort erwähnt hat. Ich bin ein großer Fan seiner Band und wir kamen ins Gespräch. Ein paar Monate später beschlossen wir, musikalische Ideen auszutauschen - und so hat es angefangen. Schnell hatten wir ein ganzes Album zusammen geschrieben. Wie du schon sagst, fällt der Jazz-Anteil dort viel höher aus. Nova Collective ist eine Instrumentalband, wir haben keinen Sänger. Die Einflüsse reichen von Mahavishnu Orchestra über Snarky Puppy zu anderen Musikern, die ich persönlich gerne höre. Ich mag auch Tigran Hamasyan sehr gerne, diesen verrückten armenischen Pianisten. Er spielt vollkommen abgedrehte, polyrhythmische Sachen. Sowas wollten wir auf dem Album auch machen. Es hat so viel Spaß gemacht, diese Musik zu schreiben, weil es keine Grenzen gab. Das war auch von Anfang an das Ziel, einfach schreiben, ohne Rücksicht auf irgendwelche Beschränkungen. Und dann schauen, was am Ende dabei herauskommt. Wir sind noch nicht live aufgetreten, aber wir arbeiten gerade an einer neuen Platte. Hoffentlich bekommen wir in der Zukunft ein paar Live-Auftritte hin.

Wo du die Grenzen ansprachst: Denkst du, dass es bei Haken welche gibt? Oder Dinge, die ihr nicht machen könnt?

Nein, aber wenn wir zusammen als Kollektiv arbeiten, müssen logischerweise immer Kompromisse gefunden werden. Wenn ich ein Album ganz alleine schreibe, klingt das natürlich anders als "Vector". Dasselbe wäre der Fall, wenn Charlie oder Ray alleine schrieben. Zusammen müssen wir einen Mittelweg finden, der uns alle glücklich macht. Wir lernen immer mehr, wie das geht, und "Vector" ist ein großer Schritt in diese Richtung. Mit "Vector" haben wir diese Philosophie des gemeinsamen Schreibens vollständig umarmt. Das wäre die einzige Begrenzung, und nicht mal das würde ich so nennen. Du kannst dich nicht hinstellen und sagen "so ist es, so wird es gemacht", wenn du mit anderen zusammenarbeitest. Der Prozess ist ja auch voller Leidenschaft, also muss jeder zum Zug kommen können.

Wer ist denn der Pop-Fan bei Haken? Die Strophen von "The Good Doctor" lassen erahnen, dass es einen gibt.

Ich mag guten Pop. Ich bin mit Michael Jackson aufgewachsen. Wenn du dir heute die Produktion seiner Songs anhörst, die ist so makellos und sauber, einfach wow. Toll, wenn man jedes Instrument so deutlich raushören kann. Ich höre auch gerne Level 42 mit diesem sauber geslappten Bass, der seinesgleichen sucht. Oder Toto mit ihren spannenden Arrangements und Strukturen. Solche Gegensätze liebe ich. Bei Toto ist die Musik echt progressiv, die Produktion aber poppig. Und etwas ähnliches wollten wir für "The Good Doctor" auch. Es ist unser ironisches Stück auf der Platte, der Rest hat einen dunkleren Ton. Wir mögen diesen Sound alle und Nolly hat den Song auf den Punkt produziert. Ray tobt sich mit den Drum-Sounds richtig aus und arbeitet mit 80er-Jahre-Samples.

Für mich manchmal schwer zu ertragen. Ich sag's dir ehrlich: Ich finde Simmons Drums grauenhaft.

Wir spielen eklektische Musik mit einer großen Bandbreite und vielen verschiedenen Einflüssen. Es ist deshalb immer so, dass irgendjemandem irgendetwas davon nicht behagen wird. Aber damit müssen wir als Band einfach umgehen und es akzeptieren. Ich bin sicher, dass dir andere Stellen auf dem Album besser gefallen. Mir geht es ja genauso. Ich höre mir einen Song an und denke, das ist eine tolle Stelle. Und bei der nächsten bin ich weniger begeistert. Die Zuhörer müssen begreifen: das ist die künstlerische Vision, die der Musiker hatte und die er geschrieben hat. Ich als Hörer versuche, mich in die Position des Komponisten zu versetzen. Und das hilft enorm.

Nun, das ironische Augenzwinkern in dem Song ist jedenfalls dadurch gut zu spüren.

Diese Art von Humor haben wir in der Vergangenheit auch hin und wieder in die Musik einfließen lassen. Davon halten sich viele Prog-Bands fern, weil sie leicht missverstanden werden kann und die Musik vielleicht kitschig wirkt. Aber uns macht das Spaß. Ein ähnlicher Song in der Richtung ist "The Cockroach King" von "The Mountain". Klingt auch wie eine kleine Rockoper und ist überraschenderweise unser beliebtestes Stück. Bei jeder Show werden wir danach gefragt und die Leute drehen ab, wenn wir es spielen. Das heißt: für diese Art von Musik spricht einiges und die Hörer mögen sie. Und wir erst recht.

Es ist natürlich immer riskant, etwas Neues auszuprobieren. Wir wollen aber nicht stehen bleiben und all unseren Ideen nachgehen und sie erforschen. Wir haben viele Ideen in der Band, und da bleibt uns für die Zukunft noch so einiges zu entdecken.

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    Die Popeinflüsse sind trotz Ironie recht schwierig und fügen sich nicht stimmig in den Rest der guten,etwas sperrigen und progressiven Platte ein. Aber vielleicht muss ich mich auch besser einhören. Interessantes Interview im Vorfeld der Rezension, dass mich zum Kauf der Scheibe animiert und auf die Band aufmerksam gemacht hat. Bisher hatte ich mich eher mit DT und Threshold beschäftigt.