laut.de-Biographie
Herzog
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten. So oder so ähnlich sieht das wohl auch Herzog: "Über das zu rappen, wovon man Ahnung hat" lautet das Credo des Berliners. In seinem konkreten Fall heißt das: Drogen. Herzog, der mit Nachnamen wirklich so heißt, hat nicht bloß ein paar Gramm an die Kumpels vertickt.
Im Jahr 2005 steigt er eigenen Aussagen zufolge ins ganz große Business ein. Will meinen: Er versorgt 400 bis 500 Leute pro Tag mit Gras. Aus Gramm werden mit der Zeit Kilos, neben dem Verkauf steht der Konsum an oberster Stelle. Auch später, nachdem er sich aus besagtem Geschäft zurückgezogen hat, kann sich Herzog nicht an den letzten Tag erinnern, an dem er nicht zur Lunte gegriffen hat.
Seiner musikalischen Produktivität steht diese Leidenschaft offenbar nicht im Weg. Nach der Veröffentlichung des Mixtapes "Corner Hustle" gründet Herzog 2009 sein eigenes Label Bombenprodukt. "Weil jedes Produkt Bombe ist", versteht sich. Dafür lässt er (fast) alles stehen und liegen, inklusive Freundin und Studium. Tracks wie "Gott Sei Junk" oder "Liebe Auf Den Ersten Trip" deuten es aber an: Den Rauschmitteln kehrt dieser Mann nicht den Rücken.
Geprägt vom Berliner Untergrundrap der späten 90er und frühen 2000er Jahre liefert Herzog eine Mischung aus Berliner Schnauze, Systemkritik, Spätkaufmelancholie und Großstadtromantik. Mit seiner Crew Vollbluthustler, bestehend aus 86kiloherz, Dr. Surabi und Varak, veröffentlicht er ein Mixtape sowie den Longplayer "LMADP - Das Leben Mal Auf Drogen Planen".
Besagter Dr. Surabi stellt zusammen mit Sadi Gent, PTK und Tayler das Team Bombenprodukt, das es seinem Chef und Gründer erlaubt, allein von der Musik zu leben - trotz eines Zwischenfalls mit dem Axel Springer-Verlag, der Herzog im Jahr 2014 um satte 11.250 Euro erleichtert. Der Grund: Springer besitzt die Rechte an der Stiftung "Ein Herz Für Kinder" und stört sich an dem Titel "Ein Herz Für Drogen", den Herzog seinem offiziellen Debüt verpasst.
Zu Herzogs Glück kann man sich außergerichtlich einigen, doch sowohl die CD als auch das dazugehörige Merchandise dürfen nicht mehr unters Volk gebracht werden. Das lässt dieser jedoch nicht so leicht auf sich sitzen: 2015 erscheint die neu gemischte und gemasterte Auflage des Albums, das jetzt kurz "EHFD" heißt.
Dass der Vorgänger "Eine Drogenlose Frechheit" trotz nahezu fehlender Medienpräsenz auf Platz acht der Charts einsteigt, erklärt sich der Rapper so: "Meine Fans und Supporter sind die allerkrassesten, ehrlichsten und aufrichtigsten Leute, die ich mir wünschen kann."
Dennoch gesteht Herzog ein, seine Musik sei mit Vorsicht zu genießen. Er unterstützt eine Berliner Therapieklinik mit einem Euro pro verkaufter Einheit seines Albums und spricht sich nachdrücklich für Aufklärung bezüglich Drogenkonsum an deutschen Schulen aus.
"Flowvariationen, Reimketten ohne Ende, Taktgenauigkeit" bescheinigt ihm die Plattform rappers.in. Darüber hinaus transportiert Herzogs rauchige Stimme seine Inhalte perfekt. Diese setzt er auch gerne ein, um auf der Hanfparade für die Legalisierung von Cannabis zu werben. Im Fall des Falles will er einen eigenen Coffeeshop eröffnen, für den er sogar die Musik hinter sich lassen würde.
Doch solange das nicht geschieht, verfällt Herzog lieber nicht in "Alte Muster". Wie heißt es da so schön: "Manchmal frag' ich mich: Was, wenn ich wieder in alte Muster verfallen wäre? Ganz ehrlich, ich hab' keine Ahnung, aber ich kann auch glücklich sein mit dem, was ich habe. Ich hab' gute Leute um mich rum, ein eigenes Label, kann Mucke machen und das Leben genießen."
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