laut.de-Biographie
Howlin' Wolf
Chester Arthur Burnett - besser bekannt als Howlin' Wolf - ist eine amerikanische Blues Legende. Neben Muddy Waters ist er einer der beiden Hauptpioniere des elektrischen Blues. Mit seiner Wildheit in Spiel und Gesang beeinflusst er seit Generationen zahlreiche Rockmusiker.
Sein Leben lang erklärt der Hüne an der Gitarre den Ursprung seines Spitznamens Howlin' Wolf mit folgender Story: "Ich habe ihn von meiner Großmutter. Sie hat mir als Kind oft Geschichen von den in unserer Gegend umherstreichenden Wölfen erzählt. Sie warnte mich immer davor, mich zu sehr daneben zu benehmen. Sonst würden mich die Wölfe holen." Auch sonst war die Jugend des 1910 in der Nähe von Westpoint, Mississippi geborenen Chester recht spröde.
Nach der Scheidung der Eltern wächst er zunächst bei der konservativen, nahezu fanatisch religiösen Mutter auf. Noch als Kind wirft sie ihn aus dem Haus als er sich weigert, auf der Farm zu arbeiten. Bei seinem Onkel ergeht es ihm die nächsten Jahre kaum besser. Von dort rennt er mit 13 fort und läuft barfuß 140 Kilometer zu seinem Vater. Erst hier findet er jenes liebevolle Umfeld, das ihn der Musik näher bringen soll.
1930 trifft er den derzeit wichtigsten und angesagtesten Delta-Bluesman, Charley Patton. Von ihm lernt er das Gitarrespiel. Ein weiterer großer Einfluss ist Blind Lemon Jefferson. Rasch macht er sich als Solo-Performer einen Namen. Howlin' Wolf ist einzigartig. Ekstatisch, massiv und laut wie eine Urgewalt schreit er den Blues heraus. Mit seiner massigen Gestalt und dem wilden Blick unterstreicht er den fast furchteinflößenden Eindruck noch. Ein Novum in der damaligen Zeit.
Doch die wirtschaftlich unsteten Zeiten der Rezession sowie der Zweite Weltkrieg machen der Karriere zunächst einen Strich durch die Rechnung. Erst zieht ihn die Army ein. Dort kann sich der selbstbewusste schwartze Freigeist nur schlecht in das von Weißen dominierte System einfügen. Später muss er seinem Vater helfen, die arme Familie durchzubringen. So landet er vorerst doch bei der verhassten Farmarbeit. Die Musik bleibt dennoch sein ständiger Begleiter.
Das ändert sich erst in den 50ern als er - vor allem mit den Material für Leonard Chess' legendäre Label Chess Records - aufnimmt. hier lernt der Wolf auch Muddy Waters kennen, der ebenfalls bei Chess unter Vertrag steht. Zwischen beiden entsteht eine Art konstantes Duell über die Vormachtstellung im elektrischen Blues. Wettkampf und Rivalität bleiben zum Glück auf die Bühne beschränkt. Privat entsteht ein eher freundschaftliches und kollegiales Verhältnis zwischen beiden Ikonen. In späteren Jahren treten sie sogar gemeinsam auf.
Von Howlin' Wolf stammen zahllose Klassiker, die viel gecovert und im Blues- wie Rockkontext gleichermaßen als Standards gelten. "Smokestack Lightnin'", "Back Door Man", "Killing Floor", "Little Red Rooster", "I Ain't Superstitious" oder "Spoonful" sind nur einige davon. Der immense Einfluss auf die Rockmusik ist kaum zu überschätzen. Egal ob die Doors, Rolling Stones, Cream, Iggy Pop oder Nick Cave. sie alle nahmen sich ein Stück seiner elektrifizierten Rootsmusik und entwickelten diese weiter. Wolf ist musikhistorisch ein echter Missing Link zwischen beiden Genres.
Das haben seine britischen Kinder zum Glück nie vergessen. 1971 erscheint sein meisterhaftes Livealbum "The London Howlin' Wolf Sessions". Grandiose Gigs mit Gästen wie Eric Clapton, Steve Winwood, Bill Wyman und Charlie Watts. Sie alle zollen ihm den verdienten Tribut. Weniger gut klappt das wiedersehen mit seiner Mutter. Hoch betagt aber noch immer strengen Glaubens weist sie ihn und sein Geld bei einem Wiedersehen erneut ab. Seine Kunst bezeichnet sie verächtlich als "Devil's Music".
Seinen letzten Auftritt hat Howlin' Wolf im November 1975 im Chicago Amphitheater, zusammen mit B.B. King, Albert King und Luther Allison. Der Final Gig ist ein intensives Feuerwerk. Am Ende des letzten Songs "Crawling King Snake" kriecht er schlangengleich über die Bühne. Was das euphorisierte Publikum indes nicht weiß: Hinter der Bühne warten mehrere Ärzte, um ihn nach dem Auftritt zu versorgen. Zwei Monate später stirbt Howlin' Wolf bei einer Herzoperation am 10. Januar 1976 in Chicago.
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