laut.de-Biographie
Kajagoogoo
Kajagoogoo. Der Name hört sich an, als ob ein Baby über Durchfall klagt. Weit weg von der Wahrheit liegt man damit gar nicht. Das Idiom Kajagoogoo orientiert sich - phonetisch ein wenig verändert - an den ersten Lauten (Gaga Gugu), die ein Baby von sich gibt.
Die englische Combo, die mit ihrem Debüt "White Feathers" für heftiges Aufsehen und zahlreiche weibliche Hormonschübe sorgt, ist eine typische Band der Achtziger mit ebenso typischem Outfit und Klang. Wenn im neuen Jahrtausend Tokio Hotel für Auflagensteigerungen der Teeniepresse sorgen, so kann man Kajagoogoo quasi als deren Väter ansehen. Kreischeffekt galore!
Die Wurzeln gehen auf die Formation Art Nouveau zurück, die sich 1979 in Leighton Buzzard gründet. Die Besetzung dieser Combo besteht aus Nick Beggs (Bass), Jez Strode (Schlagzeug), Stuart Croxford Neale (Keyboard) und Steve Askew an der Gitarre. Art Nouveau produzieren in Eigenregie die Single "Fear Machine", die in einer Auflage von 1.000 Stück erscheint. Damit heimsen sie im Sound-Magazin den Titel Single der Woche ein und auch DJ-Legende John Peel ist von ihrer Musik angetan. So richtig in die Gänge kommt das Quartett aber nicht, denn weit und breit ist kein Plattenvertrag in Sicht.
So setzen sie 1982 im Melody Maker eine Annonce auf, in der sie einen Leadsänger suchen. Nach einigen Proben scheinen sie mit Chris Hamill den Richtigen gefunden zu haben. Dem ist sein Name für eine coole Bühnenperformance jedoch zu banal und so fummelt er einfach seinen Nachnamen so um, dass ein Limahl draus wird.
In dieser Besetzung spielen sie 1982 einen Gig im Embassy-Club in London, wo sie die Aufmerksamkeit des Duran Duran-Keyboarders Nick Rhodes wecken. Dieser bittet sie um ein Demo. Danach geht alles recht schnell, denn schon im Juli des Jahres setzen sie ihren Otto unter einen Vertrag. Kurzerhand produziert Rhodes mit Duran Duran-Produzent Colin Thurston auch das Album "White Feathers".
Im Januar 1983 erscheint die Vorab-Single "Too Shy" und geht auf Platz eins der Single-Charts in sieben europäischen Ländern. Mit einem Mal sind sämtliche Teenie-Magazine voll mit Bildern und Storys der fünf Jungs. Vor allem Limahl mit seiner zweifarbigen Vokuhila-Frisur hat es dem weiblichen Nachwuchs ordentlich angetan. Dass die Band jedoch schlichte, aber wunderbar eingängige Songs schreibt, fällt beim ausbrechenden Hype fast hinten über. Vor allem Nick Beggs bringt dem Pop mit Slap-Einlagen am Bass die ersten Funk-Schritte bei.
Was sich im Anschluss an den sehr schnell zustande gekommenen Erfolg innerhalb der Band tut, entzieht sich jedoch dem Blick der Öffentlichkeit. So platzt im August 1983 die Bombe auch sehr überraschend, dass Kajagoogoo ihren Frontmann Limahl vor die Tür setzen. Tränen über Tränen fließen in ganz Europa.
Der Split ist aber nicht das Ende, denn die Combo macht mit Nick Beggs als Sänger weiter. Der leichte und luftige Pop macht einem etwas ambitionierteren Ansatz Platz. Das Album "Islands" mit den Hit-Singles "Big Apple", "The Lions Mouth' und "Turn Your Back On Me" verkauft sich recht gut, aber die Teenie-Hysterie ebbt langsam ab.
Noch vor Erscheinen des dritten Album "Crazy People's Right To Speak" nimmt auch Drummer Jez Strode seinen Hut. Das verbliebene Trio tritt nun als Kaja auf. Nachdem jedoch die Platte floppt, löst sich das Phänomen Kajagoogoo in Wohlgefallen auf. Limahl erzählt noch etwas von der "Neverending Story", versinkt dann aber ebenfalls im Ozean der vergessenen Idole.
2003 bringt VH1 die ehemaligen fünf Bandmitglieder für einen Auftritt wieder zusammen, und das, ohne dass diese anfänglich etwas vom Vorhaben des Musiksenders wissen. Die überraschende Reunion dauert jedoch nur sehr kurz, denn die Animositäten sind nach wie vor groß.
2007 kommt aber wieder Bewegung in das Thema Kajagoogoo. Nick Beggs, Steve Askew und Stuart Neale nehmen einen neuen Track ("Tears") auf, der auf dem Soundtrack zum Film "This Is Not Retro" erscheint. 2007 kommt mit "Rocket Boy" der nächste Track um die Ecke, auch ein Album ist in Planung.
Im Februar 2008 marschieren wohl die meisten Teenie-Fans von einst stramm auf die 40 zu, dürften aber trotzdem die eine oder andere Träne im Knopfloch haben, als die Meldung die Runde macht, dass das Quintett mit Limahl am Mikro wieder zusammen findet und auch eine Rückkehr auf die Bühne im Herbst 2008 festklopft.
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