laut.de-Biographie
Kongos
Dass sich Brüder besonders gut verstehen, ist keine Selbstverständlichkeit. In jungen Jahren tendiert die Brut eher dazu, sich gegenseitig die Rüben einzuschlagen und sich nicht den Dreck unter den Fingernägeln zu gönnen.
Derlei Gekabbel gibt sich zwar meist mit der Zeit, aber das vier (in Worten: v-i-e-r!) Brüder zusammen in einer Band spielen, bleibt trotzdem außergewöhnlich. Dylan (Bass, Gesang), Daniel (Gitarre, Gesang), Jesse (Drums, Percussions, Gesang) und Johnny (Akkordeon, Keyboard, Gesang) lauten die Namen der Herren. Der Nachname? Natürlich Kongos. Der Bandname ist nämlich simpel hergeleitet und hat nichts mit Schlagzeug, fernen Ländern oder ähnlich mysteriösem Quatsch zu tun.
Alle vier sind die Sprösslinge eines gewissen John Kongos, der in den Siebzigern vor allem in seiner Heimat Südafrika und Europa zu kurzzeitigen Ruhm gelangte und mit "He's Gonna Step On You Again" sowie "Tokoloshe Man" zwei Hits landete. Ersteres coverten sogar die Happy Mondays und gelangten so 1990 zu ihrem kommerziell größten Erfolg.
Seine Söhne kommen in London und Südafrika (Daniel) zur Welt. Später siedelt das Oberhaupt mit der Familie ans Kap Der Guten Hoffnung über. Dort geht die inzwischen zum Quartett angewachsene Brüderschar auf eine griechische Schule, der Vater hat Wurzeln, die nach Hellas reichen. Im tiefen Süden des afrikanischen Kontinents halten es die Kongos aber nur acht Jahre aus, ehe sie geschlossen in die Vereinigten Staaten auswandern.
In Phoenix im Bundesstaat Arizona lässt sich der Tross nieder. Dort gründen die Brüder um das Jahr 2007 herum die Band. Stilistisch lassen sich die Vier von äußerst unterschiedlichen Künstlern inspirieren. Sie selbst geben an, von Musikern wie The Prodigy, Kings Of Leon, Miles Davis, Muse, Coldplay, Dire Straits und Led Zeppelin beeinflusst worden zu sein:
"Wir hören so ziemlich alles. Von Klassik und Oper wie zum Beispiel Puccini bis zu afrikanischer Musik und 60er und 70er Pop und Rock", so Dylan. Dass sie sich einige Zeit in Afrika herumtreiben, hört man ihrem Sound ebenfalls an, denn polyrhythmische Spielereien gehören bei ihnen ebenfalls ins Programm. Vor allem Jesse und Johnny vertiefen die Sache mit der Musik: Sie studieren an der Arizona State University Jazz.
Dass sie anderen aufstrebenden Combos etwas voraus haben, zeigt sich beim Aufnehmen der ausgetüftelten Lieder, die sie einfach in Daddys Tokoloshe Studios einspielen, wo andere Bands nach geeigneten Locations lange suchen müssen. So entstehen erste Songs, mit denen sie aber nicht in der Homebase Phoenix hausieren gehen.
Ihr Plan führt durch die Hintertür zurück die Staaten. So schicken sie "I'm Only Joking" an einige südafrikanische Radiostationen. Die größte dort, 5FM, nimmt die Single in die Rotation. Kurz darauf steigt sie bis auf die Pole Position der südafrikanischen Rock-Charts und ist für elf Wochen nacheinander dort der meistgefragte Track. "Im Nachhinein betrachtet, ist das wirklich eine verrückte Geschichte. Der Typ dort hat die E-Mail geöffnet und hat den Song im Radio gespielt. Das hat für uns alles verändert."
2011 ist dann das Album "Lunatic" fertig und feiert in der Kap-Republik nicht zuletzt wegen der beiden Hit-Singles "I'm Only Joking" und "Come With Me Now" einen großen Erfolg.
Im Oktober 2013 entschließen sich die Kongos, das Album in Eigenregie in den USA zu veröffentlichen. Per Mund zu Mund-Propaganda mausert sich die Scheibe zum Geheimtipp. Nach und nach werden mehrere Radiostationen auf die Herrschaften aufmerksam, die beiden Singles mischen die Musikszene gut auf, sogar Einsätze in Werbespots ergattern sie.
So kommt es, wie es kommen muss: Kongos kommen beim Major Sony unter, und die bringen "Lunatic" mit der nötigen Promo-Power noch einmal unters Volk. "Come with Me Now" steigt bis auf Platz eins der Alternative-Charts. In Europa muss man noch bis Ende August 2014 warten, ehe "Lunatic" auch hier erscheint.
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