laut.de-Biographie
Marcus Wiebusch
Mit Mitte Vierzig blickt Marcus Wiebusch einigermaßen stolz auf sein musikalisches Werk zurück: Mitglied der gefeierten Punkband …But Alive in den Neunzigern, ab 1995 kommt sein eigenes Label B.A. Records dazu, auf dem unter anderem Tomte veröffentlichen. Das Ende von …But Alive markiert für Wiebusch nicht nur den Anfang von Kettcar, sondern 2002 auch die Verwandlung von B.A. Records in Grand Hotel van Cleef, das er gemeinsam mit Thees Uhlmann und Reimer Bustorff ins Leben ruft.
Im Laufe der folgenden Jahre steigt das Label ähnlich steil zu einer der deutschen Indie-Instanzen schlechthin auf wie Kettcar selbst. Nachdem 2012 deren viertes Album "Zwischen Den Runden" erschienen ist, wagt sich der Hamburger 2013 wieder in neue Gewässer und kündigt sein erstes Solo-Album an. Am Record Store Day desselben Jahres folgt eine erste Hörprobe in Form der EP "Hinfort! Feindliche Macht".
Bis er "Konfetti" dann fast auf den Tag genau ein Jahr später veröffentlicht, geht Wiebusch sammeln - und zwar Kollaborateure. Auf der Platte mag zwar "Marcus Wiebusch" stehen, in Wirklichkeit sind am Ergebnis unzählige Mitstreiter beteiligt. Zum Beispiel der Berliner Electro-Beatbastler Robot Koch, Songwriter Tim Neuhaus aus dem Hause GHvC, Hip Hop-Produzent Dirty Dasmo, Felix Weigt von Die Höchste Eisenbahn und viele mehr.
So bunt, wie diese Zusammenstellung anmutet, klingt das Album. Ganz absichtlich, denn Wiebusch wollte eine Platte, die wie ein Mixtape funktioniert. Deswegen wechseln sich dann immer wieder Rap-Parts und Beatlastiges mit Bläsern und gewohnten Gitarrenklängen ab.
Passend zum musikalischen Kurswechsel grenzt sich der Musiker auch textlich von Kettcar ab. Im Interview erzählt er, er habe dieses Mal "kein Metaphern-Album" fabrizieren, sondern sich "mit gesellschaftlichen Phänomenen und Problemen auseinandersetzen" wollen, quasi eine Rückkehr zum Geiste …But Alives.
Wie differenziert er sich im Zuge dessen mit Themen wie Homophobie im Fußball oder Nerd-Aufstiegen der Sorte Mark Zuckerberg befasst hat, wird klar, wenn er statt vom Texteschreiben von "Recherchearbeiten" spricht.
Die Frage, die sich bei so einer klaren Abkehr von Sound und Inhalt seiner Band jeder eingefleischte Fan stellt, lautet da natürlich: Pausieren Kettcar doch nicht nur für einige Zeit, sondern gehen jetzt getrennte Wege? Marcus Wiebusch zieht auf jeden Fall keinen endgültigen Schlussstrich unter das Kapitel:
"Versprechen kann ich gar nix. Vielleicht schreib' jetzt auch erst mal meinen Roman, den alle erwarten. Ich weiß es nicht. Aber wir haben mit der Band die klare Absprache: Wenn der Sturm des Soloalbums im Spätsommer vorüber ist, setzen wir uns zusammen und gehen unsere Skizzen durch. Was ist in uns? Was wollen wir für ein Album machen? Dann werden wir einen Weg finden, wie wir zusammen eine Platte aufnehmen können. Ich bin da frohen Mutes."
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